Das Impressum
Schriftsteller und die Netzwerker und auch nicht die Handwerker und beileibe nicht die Komische Oper und die Arbeiterfestspiele oder Rügen Radio samt Handels- und auch Fischfangflotte undden Volleyball und die Grünfuttersilos in Ferdinandshof und die Messe der Meister von morgen und die Farbigen in USA, Rhodesien und am Kap und die Zahnflankenschleifmaschinen vom 7. Oktober in Weißensee oder die Babelsberger Humanitas-Western, den Kreuzchor, die gesunde Lebensweise und, oh, das neue Menschenbild.
Sie alle wollen nicht vergessen sein, und alle zuständigen Abteilungen wollen gehört sein, und alle Mitarbeiter wollen gelobet sein, und alle Arbeit will geplanet sein, und manche Kollegen haben Grabben im Kopf, Flausen, die müssen raus, und manche Freunde haben Blei an den Füßen, das muß ab, und manche Genossen haben Bedenken, Gott schenke ihnen ein Einsehen, doch der ist knauserig, da müssen Argumente her, und ein neuer Zeichner muß her, verfluchte Sauferei, und der Verlag rückt die Devisen nicht raus für ein Fischaugen-Objektiv, und den Layoutern muß man die Tendenz zu diesen Jugendstil-Schriften austreiben, Scheißpopperei, und dann diese Naturkatastrophen: Sekretärinnen werden weggeheiratet, und der Mann möchte das nun nicht mehr; Schwangerschaftsurlaub, im Archiv einmal, am Fernschreiber einmal und in der Außenpolitik gleich zweimal – was ist los in der Außenpolitik? Die Filmdame erbt ein Haus in Plauen, da sitzt noch eine Oma drin, und nun muß die Filmdame da hin, Wohnortswechsel, Wechsel in der Redaktion, die Filmdame gegen wen? Krenek und Busch gehen vier Wochen auf Kursus, Zwischenschaltung ins Fernstudium, Hunde, wollt ihr ewig lernen?
Der anschlägige Bengel aus Technik II geht zur Armee, und Technik II geht zum Teufel, allein schafft der olle Dornhoff das nie, der immer mit seinem Hans Dominik! Meißner muß zum Kampfgruppenlehrgang, der einzige Indonesienkenner, und hoffentlich passiert nichts in Indonesien, solange Meißner die Kalaschnikow studiert! Sara Weiß ist krank. Der dumme Laborant ist auch krank. Wiesemann ist krank. Die Dings, die mit dem Busen, die ist auch krank. Der Rest hat Urlaub.
Warum bin ich nicht krank? – Warum hab ich keinen Urlaub, warum darf ich nicht auf Kampfgruppenlehrgang oder auf Kursus oder zur Armee? Ich erbe nie ein Haus! Manchmal wünsch ich, ich wäre tot!
Manchmal wünscht sich David Groth, er wäre tot, und immer wünscht er sich, er wäre noch sehr jung, könnte schnüren und umschnallen und ab nach Bolivien zu den Guerillas, fort vom Kommandotisch in Kuba, fort aus dem Chefsessel in der Neuen Berliner Rundschau! Aber sie haben es ihm beigebracht: Hic Bolivia, hic salta! – Hier ist dein Platz, Guerillero, hier wirst du gebraucht.
Und wirst du uns romantisch, holt dich der Teufel! Dein Name ganz oben im Impressum besagt: Du bist der Untermann in der Pyramide der Neuen Berliner Rundschau; begreife: Ohne dich fielen die lustigen Turner in den Sand. Und Vorsicht bei der Übersetzung des Anrufs: Hic salta! Du bist nicht Flieger am Trapez, bist nicht einmal mehr Fänger dort unter der Kuppel; du bist der Mann am Boden, verantwortlich für das ganze Programm, nicht nur für die eine Nummer. Niemand kommt mehr in den Zirkus deinetwegen, aber tröste dich: Das Publikum hätte weniger Lust zu einem Besuch in deinem Hause, sorgtest du nicht für Kunst dort, indem du dort für Ordnung sorgst. Ja, Freund, du bist der Direktor vom Unternehmen, aber bei wem führst du Klage darum? Dich hat niemand überrumpelt oder mit der Pistole in deinen Sessel dirigiert. Der Posten ist weniger auf dich zugekommen als du auf den Posten. Achtzehn Jahre lang bist du auf ihn los marschiert, mit unterschiedlicher Beschleunigung zwar, gelegentlich mit der phantastischsten aller Geschwindigkeiten, mit NBR-Botengeschwindigkeit also, und manchmal nur im Bummelgang des Stundenzeigers, aber du hättest wissen können, wohin die Reise ging. Nein, du hast nicht nach diesem Amt gegiert, und auch die Wette mit dem Botenmeister ist selten mehr als ein kitzelnder sportlicher Spaß gewesen, aber die Entwicklungsgesetze, nicht wahr, die Entwicklungsgesetze des Landes, die hast du gekannt, und so hast du wissen können,als du dem Pfeifton des Leitstrahls gehorsam folgtest: Wenn du so weitermachst, nimmt es noch einmal ein gutes Ende mit dir. Ein bißchen kokett, findest du nicht, dies Ende nun plötzlich zu beseufzen und so zu tun, als wär’s kein Stück von dir.
Und was den Jammer angeht,
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