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Das Impressum

Das Impressum

Titel: Das Impressum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann Kant
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den dir die angebliche Entrückung vom einfachen Leben abdrückt, die Entsagung von den journalistischen Salti Mortali, den Verzicht auf das glamouröse Reportersolo, die Beschränkung auf Manmüßtemal, die große Cheffrustration, was das angeht, so ist Schärferes dazu zu sagen und im selben Atemzug auch etwas zu jenem famosen Problem, das ihr nur deshalb nicht Entfremdung von der Arbeiterklasse nennt, weil ihr die Prügel fürchtet, die sich rasch zuzieht, wer an der falschen Stelle von Entfremdung spricht.
    Dies ist zu sagen: Wir nehmen das Freundlichste an, setzen voraus, es ginge dir, wo es dich zurückverlangt an die vielen Tatorte dieser Welt, zurück in die persönliche Aktion an des Geschehens Ort und Stelle, zurück zum Korrespondentendienst in den Höhlen und auf den Bühnen unserer Zeit, wir denken uns zu deinen Gunsten, es ginge dir da zwar auch und nicht zum geringsten um den Ruhm des findigen Faktenjägers, des Entdeckers von Gemeinheit und Größe, des Spurensuchers auf der Fährte des Verbrechens oder des Fortschritts, es triebe dich schon der Ehrgeiz, Enthüller der großen Vorgänge zu sein, der Mann, der Livingstone fand, der Mann, der dem Oberst Redl die Gloriole stahl, der Mann, der dabei war, als zehn Tage die Welt erschütterten; es sei dir um dies wohl heftig zu tun, vermuten wir, und wir billigen dein Verlangen ausdrücklich, weil wir die weiten Entwürfe lieben und wissen, daß Bescheidenheit uns umbringen kann, aber – aber wir hoffen doch, glauben zu dürfen, und dies ist unsere Freundlichkeit, von der wir eingangs sprachen, wir glauben uns zu der Hoffnung berechtigt, daß dir die journalistische Sache wichtiger ist als der Journalist David Groth, wir erwarten die Ansicht von dir, daß zwar Livingstone gefunden werden muß, aber nicht unbedingt von David Groth-Stanley, daß OberstRedl entlarvt werden sollte, aber nicht partout von David Groth-Kisch, daß die zehn Tage beschrieben werden müssen, aber nicht um jeden Preis von David Groth-Reed; dies ist unsere Meinung von dir – hätten wir sie nicht gehabt, säßest du nicht auf deinem Posten.
    Nun aber sitzt du auf diesem Posten, und da darfst du unter anderem folgendes tun: Du darfst denken: Man müßte mal!, und dann darfst du denken: Wer könnte es?, und dann darfst du umhergehen unter deinem Volke und darfst dir deinen Stanley suchen. Und solltest du einen finden, dann bist du besser als Stanley, der Livingstone fand, denn dann bist du David Groth, der einen neuen Stanley fand. Auch darfst du denken: Jetzt bräuchte man einen Kisch!, und dann darfst du dir einen machen. Suche dir den Jungen mit dem Ansatz, er muß zu finden sein, suche ihn, finde ihn, laß dir Zeit und laß ihm Zeit und hetze ihn. Zwinge ihn durch tausend Bücher, fürs erste, jage ihn über tausend Straßen fürs erste und presse ihm fürs erste tausend mal tausend Zeilen ab über, sagen wir, die Badetricks eines Schornsteinfegers, den Speisezettel im Seebach-Stift, die Vorstandswahl einer Hutmacher-PGH, das Einkaufsproblem, das Wohnungsproblem, das Problem Straßenbahn und das Problem Adlershof. Streite mit ihm, bis ihm nichts anderes bleibt als seine eigene Meinung. Zeige ihm, wieviel andere Meinung möglich ist außer seiner. Bringe ihn so durcheinander, daß er sich Systeme baut. Lehre ihn das Gruseln vorm Schema. Schlag auf ihn ein, wenn er verachtet, was er nicht versteht; streichle ihn, wenn er dir sagt, er versteht dich nicht. Fauche ihn an, wenn er ein zweites Mal Bahre sagt, wo es Trage heißen müßte, und rauche eine Zigarette mit ihm, wenn er das Wort Vervollgenossenschaftlichung stinkdämlich findet. Schicke ihn zum Interview mit dem eitelsten Menschen der Republik. Presse ihn in einen Abendkurs für Spanisch. Sorge, daß er die Bibel liest. Gib ihm auf, das Spezielle in der Logik eines Versicherungsagenten zu skizzieren, Skatbruder eines Autowäschereibesitzers zu werden und etwas Neues zum Internationalen Frauentag zu sagen. Versuche,einen Menschen aus ihm zu machen, der freundlich ist, aber nicht feige; skeptisch, aber nicht pessimistisch; ironisch, aber nicht zynisch; der die Arbeit liebt und seine freie Zeit genießt; seine Freiheit schätzt und ohne Disziplin nicht leben kann; Ignoranz als einen Ansatz zur Barbarei begreift; Dogmen nicht achtet und Prinzipientreue nicht mit Dogmatismus verwechselt; ein Genosse ist den Genossen und ein unversöhnlicher Feind den Feinden der Genossen.
    Die Chance besteht, Chefredakteur Groth: Vielleicht bekommen

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