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Das Impressum

Das Impressum

Titel: Das Impressum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann Kant
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Einfallsreichtum, aber dem Blatt bekommt es ganz gut, wenn wir auf das ›Gemeckere‹ hören, oder nicht? – Sagen Sie mal was zu den Raumfahrtproportionen, Doktor!«
    Doktor Ensigkeit sagt was. Rein fachlich gesehen, rein politisch gesehen, parteilich gesehen, menschlich gesehen, ganz allgemein gesehen – Doktor Ensigkeit betrachtet das kosmonautische Geschehen aus den verschiedensten irdischen Blickwinkeln und spricht sich für angemessene Relationen in der Berichterstattung aus; er ist bereits von der Akademie der Wissenschaften gescholten worden, aber so überenthusiastisch sind die Amerikaner auch nicht, wenn was Russisches fliegt. »Will mal jemand ›Life‹ sehen?«
    Mehrere wollen es, und David muß das unterbinden. »Jetzt nicht! Sie geben dann Lilo was an die Hand für die Antworten, Doktor Ensigkeit, und du kümmre dich mal um diesen prägnanten Lehrer, Lilo; er soll uns mal was über seinen Unterricht schreiben …«
    »Schon wieder Schule«, murrt es aus der Sportecke, »wir sollten uns ›Neue Pädagogische Rundschau‹ nennen.«
    Dünnes Lachen, schmerzerfüllte Aufschreie, und der Hauptbuchhalter streckt die offene Hand in RichtungSportecke: Dieser Kalauer kostet eine Mark, und da er schon einmal gemacht worden ist, kostet er zwei.
    Der Chefredakteur Groth äußert sich zur Bedeutung der Schule, und wenn auch hier Wiederholung gebührenpflichtig wäre, hätte er zwanzig Mark zu zahlen, mindestens. Dann tanzt er auch noch aus der Tagesordnung. »Helga, wie weit seid ihr eigentlich mit den Nachforschungen über die Magdeburger Volksschulklasse, Jahrgang sechsundzwanzig?«
    Helga Gengk setzt zur Antwort an, aber Christa stoppt sie mit der Frage: »Also sind wir nun doch schon bei Punkt fünf?«
    Nein, man ist jetzt bei der Zwei, Auswertung der letzten Nummer. Heute hat Jochen Güldenstern die Analyse zu liefern, ihre Summe lautet: Leidlich.
    Diese Einschätzungen laufen meistens auf »leidlich« hinaus; man wird von außen ohnehin noch genug auf den Deckel kriegen – wozu das vorwegnehmen?
    Aber da meldet sich Annegret aus der Dokumentation; eine Hübsche ist das, noch neu hier und ein bißchen zu sehr studiert, kann auch nicht bei ihren Dokumenten bleiben, hat immer so Fragen. Jetzt will sie wissen, warum auf allen Bildern zu »Sind unsere Interhotels ›inter‹ genug?« die gleichen gelblichen Lampen zu sehen sind.
    »Sie sind auf allen Bildern zu sehen«, sagt Gabelbach, »weil sie überall in all diesen Hotels zu sehen sind. Ich bin versucht, eine Erklärung dafür zu geben: Vielleicht sind sie als Mittel gegen Verwirrung gedacht, als Orientierungshilfe, etwa des Sinnes, daß der vielreisende Reisende, schlägt er des Morgens die Augen auf und fragt er sich da, wo nun eigentlich seines Aufenthaltes sei, nach einem ersten Blinzeln auf die Lampe und deren Farbe sogleich erfaßt: Er befindet sich in einem Interhotel. Es ist aber auch denkbar, einem höherstehenden Herrn aus dem Hotelfach haben diese Leuchter gefallen. Ein dahingehendes Wort dürfte genügt haben, um die Frage der Linie für die Installation von Lichtwerfern in Interhotels zu klären. Der Korrespondent Franz HermannOrtgies berichtet einen verwandten Fall: Friedrich Wilhelm von Preußen hat einen Grafen von Dohna besucht und gesehen, der Kerl brennt in allen Räumen weiße Wachslichter, wo er selber immer nur gelbe benutzt, welchselbes zu folgendem von Ortgies vermeldetem Dialog führte: ›Hat er gesagt: Herr Graff, worümb nicht an stat der weißen wachslichter gelbe anzustecken? worauf der Graff geantwortet: Die gelben dampffen zu starck, und solches thun die weißen nicht, worauf der König repliciret: So, daß habe ich nicht gewußt.‹ – Da können Sie einmal sehen, liebe Kollegin, wie sich Zeiten und Zeitungen doch ändern, oder haben Sie in unserem Blatte schon einmal die Äußerung eines Königs gefunden, die da gegangen wäre: ›Das habe ich nicht gewußt‹?«
    »Der Grund wird sein«, sagte David, »wir berichten so selten von Königen«, und er weiß nicht, was es da zu grinsen gibt, und er fragt, ob man nun zum Planungsteil kommen kann.
    Kann man noch nicht, denn Edith Schober, Frauen-Edith, hat sich wieder einmal die Anzeigen angesehen und verlangt, man müsse mit der DEWAG-Annoncen-Abteilung endlich energisch reden, die Geschmacklosigkeiten nähmen überhand; und sie zeigt zwei Stück Geschmacklosigkeiten vor: »Hier beginnt ein Heiratswunsch halbfett mit ›Fortschrittliche Witwe mit Wassergrundstück und

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