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Das Impressum

Das Impressum

Titel: Das Impressum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann Kant
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Entwurf; hier, sah man, war Erfahrung am Werke, und wenn man wollte, konnte man sich auf das Wort einlassen, das allzu oft und allzu beflissen zu Diensten sich drängte, und konnte den Vorgang hier Routine nennen, aber man hätte wohl eher recht gehabt, hätte man da von Arbeit gesprochen.
    Und auch das Gespräch mit dem Minister Andermann, das Intrigantengespräch zum Ehewohle der Carola Krell, war bündig und versprach Positives: So ist die Situation – jenes droht – dies wär die Rettung, möglicherweise – also, was sagst du; könntest du helfen?
    Der Minister hatte keine Bedenken, war sogar dankbar: Ein Getreidedispatcher, der noch nie auf Schulung war, wo gab es denn so was? Das gab es in seinem Bereich? Kaum zu glauben und nicht länger zu dulden. Das kommt ins Lot; denwill ich lehren zu lernen! Der Minister lachte bei der Vorstellung, sein Dispatcher werde sich auf die Schulbank pressen lassen müssen, weil sein Bild in der Zeitung gestanden war, sein Foto in Bunt mit einem Text darunter, verlautend, daß es nunmehr auch den Kollegen Krell, bewährten Praktiker der Schrot-und-Korn-Verwahrung, zur Theorie und in die Wissenschaft dränge.
    Der Minister verlor sich für eine kurze Weile in Anregungen, meinte, vielleicht könnte ein gerissener Interviewer den Körnerlenker Krell zu dem öffentlichen Bekenntnis verleiten, nach seiner Überzeugung sei höhere Gelehrsamkeit auch persönlichkeitsbildend, komme nicht nur dem Speise-und-Futtermittel-Funktionär Krell, sondern auch dem Menschen Krell als solchem zugute und den zwischenmenschlichen Beziehungen auch, in die er eingeflochten sei in Betrieb, Gesellschaft und privatem Bereich, zum Beispiel in der Ehe …
    Dann nahm sich der Minister aber zusammen; er sei eiliger, als sein Referent heute morgen habe ahnen können, müsse früher zum Chef hinüber, als ursprünglich vorgesehen gewesen, wahrscheinlich seien die Vorschläge von der Obersten Abteilung schon eingegangen, zwei neue Ministerien sollten gebildet werden – »bleibt aber unter uns, ist wohl auch noch nicht spruchreif, unsere Kaderdecke ist immer noch zu kurz, da muß eine Menge geredet und geregelt werden, dank deinem Schöpfer, daß du mit so was nichts zu tun hast, da könntest du ein Geziere erleben, da war das aber bei uns noch anders: Komm mal rüber, Fritze, setz dich hin, Fritze, bist du gesund, Fritze, gut, Fritze, ab Montag machst du hier den Minister!«
    Er versprach noch einmal, seinen Teil an der positiven Intrige zu leisten; dann rief er seinen persönlichen Referenten, und David hatte zu sagen verpaßt, was er sehr beiläufig hatte sagen wollen: Ach, sag mal du, wie ist das eigentlich, ich meine: so als Minister?
    Da fuhr er eben wieder zurück in die Neue Berliner Rundschau, und Christa sorgte dafür, daß er merkte, wie es war, wenn man dort der Chefredakteur war.

12
    David hatte Fritz Andermann in einem seltsam gestuften Verfahren kennengelernt. Zuerst war das nur ein Name, den Wassilij Wassiljewitsch Spiridonow wie eine besonders zutreffende Bezeichnung des Teufels aussprach und durchaus wie einen Fluch benutzte; wo seine Landsleute jene Aufforderung zu befremdendem Tun mit einer nahen Verwandten ausgestoßen hätten, da schrie Wassilij Wassiljewitsch Spiridonow: »Fritze Andermann!«
    Dann machte David Bekanntschaft mit Fritze Andermanns bedeutendster und schlechthin entwaffnender Untat, die vornehmlich deshalb entwaffnend war, weil ihre äußere Erscheinung eher vermuten ließ, es handle sich hier um eine hundertprozentig positive Aktion.
    Danach lernte David in einem Zuge Andermanns Handschrift und seine entschiedenen Ansichten zu einer bestimmten Figur der Militärhistorie kennen und im selben Zuge noch eine ihm bis dahin unbekannt gewesene Form politischen Meinungsstreits.
    Wenig später konnte sich David mit Fritze Andermanns Stimme vertraut machen, was insofern leicht war, als diese Stimme aus vier Großlautsprechern erscholl und nur deshalb unbefriedigend bleiben mußte, weil das Klangbild unter der etwas ungünstigen Postierung der vier akustischen Geräte an den Ecken eines weiten Stadtplatzes litt und in seiner phonischen Differenziertheit auch ganz gut als die Aufnahme eines mittleren Sommergewitters hätte gelten können.
    Sechs Jahre darauf bekam David diesen Fritz Andermann zum ersten Male und nur für kurze Zeit zu Gesichte; und danach dauerte es weitere vier Jahre, da war der sein Lehrer an der Parteischule, ein grimmiger Pädagoge, dessen GebarenDavid nicht

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