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Das Impressum

Das Impressum

Titel: Das Impressum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann Kant
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erschrocken als ergriffen, denn er ahnt etwas von seiner späten Größe. In ihm ist Amerika, die Tellerwäscherkarriere; Morgan und Dupont und Rockefeller sind wiederholt und eigentlich überholt, denn die hatten es mit einem freien Markt zu tun, aber hier, Mister, hier war der Plan und die Staatlichkeit und die Konsumgenossenschaft mit ihren Verkaufsstellenausschüssen, zum Henker mit ihnen! Die Duponts und Rothschilds waren die Konsequenz ihres Systems, aber ich, meine Herren Kollegen, ich, Richard Kist, war in unserem System nicht vorgesehen oder schärfer noch: Das System war gedacht, mich zu vermeiden, zu bekämpfen, zu vernichten gar.
    Nun, ich bin damit fertig geworden, eine Weile jedenfalls, es ist ganz gut gegangen, und, im Vertrauen, Ihre Zahlen da, Herr Staatsanwalt, sind ein wenig bläßlich, ich wüßte farbigere, aber ich will Sie nicht beschämen.
    Und gestehen will ich auch: Am Ende hat mich doch das System besiegt, sosehr es mich zunächst auch begünstigt hatte.
    Wie Sie wissen werden, beruht es auf Wissenschaftlichkeit, auf Studium und Organisation. So denn auch meines.
    Ich habe studiert, wahrhaftig, das habe ich! Die Bedürfnisse, die Preise, die Produktionsziffern und den Verteilungsmodus. Letzteres war die härteste Nuß! Man spricht da von Warenstreuung, aber Streuung, das ist ein Wort, dem noch allzuviel Regelhaftigkeit innewohnt: Man sieht da etwa einen Bauern über sein Feld schreiten und rhythmisch bestimmt Saat oder Dünger austeilen; er folgt vorgefaßten Linien, hat auf den Kalender gesehen, unterscheidet zwischen trockenenund feuchten Böden und bemißt die Mengen, die er auswirft, nach solchen Gegebenheiten. Ach, meine Herren, nicht so der Handel! Doch, ohne in die Einzelheiten zu gehen, es ist mir mit Hilfe intensivsten Studiums gelungen, selbst auf diesem Gebiet Schemata aufzustellen, die sich wenigstens auf Wahrscheinlichkeit gründeten. Von da an war alles Organisation.
    Ich war vierzig Jahre bei der Eisenbahn; da lernt man etwas von Organisation. Ich hatte nie die Ehre, an der Ausarbeitung von Fahrplänen mitzuwirken, aber ich wußte, wie man es macht, Statistik, Mathematik, es ist mir zustatten gekommen.
    Doch ich begreife schon, hier ist nicht der Ort, sich zu brüsten, hier ist eher der Ort, zu bekennen, tätige Reue zu zeigen durch tätigen Anteil an Aufdeckung, Aufklärung und Verhinderung weiterer Untat.
    Hohes Gericht, deren, der letztgenannten, Wahrscheinlichkeit ist gering, denn der REBEA Wirken entsprang, wie der normale Handel auch, aus der Unstimmigkeit zwischen Erzeugung und Verbrauch, aber ihr eigentlicher Anschub war der Mangel: der Mangel an Kenntnissen, an geeigneten Organisationsformen, an Produktionsstätten und -fertigkeiten, an gebildeten, ausgebildeten Menschen und also am Ende der Mangel an Waren und Gütern.
    Jedoch – ich sage es mit gespaltener Seele: ich sage es bedauernd in meiner Eigenschaft als der Begründer der REBEA, und ich sage es mit Genugtuung, und bitte, mir dies zu glauben, als ein Bürger dieses Landes – der Mangel ging zurück, er ging über ein für die REBEA verträgliches Maß zurück, schlug auf gewissen Gebieten in sein Gegenteil um, in den wenn nicht Überfluß, so doch Überschuß, und wie Sie wissen, hat mir das ein Ende gemacht, ich habe mich vertan in meiner Planung, ich habe zuviel Kapital in den Erwerb von Fernsehgeräten gesteckt, ich muß falsch informiert worden sein, man hat plötzlich im Laden bekommen können, und sogar auf Kredit, was bis dahin schneller nur bei REBEA zu haben gewesen war, die Produktion hat mich überholt underledigt. Zwar, mit der Kaffeesahne meines Anfangs hapert es immer noch, aber auch nicht mehr so, und mit den heute möglichen Gewinnspannen bei diesem Artikel kann ein Apparat wie der meine nicht laufen, und so brach REBEA zusammen.
    Ich aber darf das nicht, denn ich hörte da aus des Herrn Staatsanwalts Munde Worte wie Konterrevolution und ökonomischer Putschversuch, und da muß ich mich aufrecht halten und versichern: Nein, Hohes Gericht, so war das denn nun doch nicht gemeint!
    Das Gericht hatte sich dann lange herauszufinden bemüht, wie es gemeint und was es wirklich gewesen war, und David, der Chefredakteur, hatte sich lange bemüht, das eine wie das andere in seiner Zeitung darzustellen; er hätte gerne das Was in Bildern und das Warum in passenden Worten vorgeführt, doch am Ende hatte sich weder das eine noch das andere für den Druck geeignet.
    Doch geeignet, sich dies alles noch und

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