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Das Impressum

Das Impressum

Titel: Das Impressum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann Kant
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gehen, denn was da auf dich wartet, ist zwar manchmal nicht ohne Liebreiz, aber vielleicht auch gänzlich mörderisch und heißet Penthesilea. Wetten, die peitscht dich noch bis zum Chefredakteur; wetten, daß du es nicht schaffst?«
    »Wetten!« sagte David und reichte dem Botenmeister ein zweites Mal die Hand in dieser Sache und auch zum Abschied und nahm Abschied vom Botenmeister und von der Botenmeisterei und der Botenlaufbahn, die er mit der äußersten aller denkbaren Geschwindigkeiten durcheilt hatte: mit der Geschwindigkeit eines Boten der Neuen Berliner Rundschau, und dann folgte er Penthesilea, der Herausgeberin der Neuen Berliner Rundschau, die hier die Verantwortung hatte und jetzt auch noch für ihn.
    Und Johanna hatte sich wohl im Verlaufe der folgenden zweiundzwanzig Jahre aus der einen entlassen, nicht aber aus der zweiten; auch als David seine Wette gewonnen hatte und all die Jahre danach, hatte sie David zum Lesen und Hören und Lernen und Arbeiten angehalten, ihn wahrscheinlich oft gehaßt und wahrscheinlich auch geliebt, ihn immer durchschaut und mit Zensuren versehen, hatte ihm alle Neigungsanflüge zu Archipenko hin anhand des leuchtenden Beispiels des Bertram Müntzer auszutreiben gesuchtund ein anderes leuchtendes Beispiel, das der Arbeiter-Illustrierten-Zeitung, AIZ, gepredigt bei fast jedem Umbruch und gewiß in jeder kniffligen Lage der Neuen Berliner Rundschau, und hatte das Lied der Sowjetunion gesungen vom Amur bis an die Beresina, von Gladkow bis hin zu Pasternak und von Lenin im gleich enthusiastischen Atem bis zur Eisverkäuferin Natalja Iwanowna Prokopenkowa aus dem GUM und hatte den Feind nicht aus den Augen gelassen und, ach, den Freund auch nicht und suchte Freund David immer noch heim und war immer noch nicht zufrieden mit dem Menschenbild, das er abgab, und blieb immerdar die wilde Chefin Penthesilea in, immer noch, blauen Strümpfen.
    Immer noch, immerdar, all die Jahre – da waren die Zeitvokabeln wieder und sagten etwas vom langen Zug der Jahre und weckten die Frage wieder nach der Spur, die einer hinterlassen, der David hieß.
    Der aber schüttelte diesen hartnäckigen Verfolger nun endlich ab und wußte doch dabei, daß es nicht endgültig war. Das Biest war flink und zäh, und David Groth war schon ein bißchen mürbe und trug schweres Gepäck, darunter den Globus, einen ehrenden Antrag und den Plan zu einer positiven Intrige, und er war auf Marscherleichterung aus, als er den Hörer abnahm und seiner Sekretärin aufgab, für ihn ein Gespräch mit dem Minister Andermann zu vereinbaren.
    »Christa«, sagte er dann, »und Erik soll kommen, aber mit einem Vorschlag, die Virusgrippe von Kunstmaler Kluncker betreffend.«
    »Der ist doch nicht Jesus«, sagte sie, und er antwortete unlustig: »Muß er auch nicht. Hier und da ein Wunder genügt mir. Ruf ihn rauf.«
    »Sofort«, sagte sie, »nur, der Kollege Gabelbach donnert alle fünf Minuten über die Sprechanlage. Er hört sich an, als hätte der Papst das Fotografieren verboten. Wen also zuerst?«
    »Das weißt du doch«, sagte David und setzte sich zurecht und war nun wirklich Hiob, denn die Plage aller Plagen hieß Fedor Gabelbach.
    Aufgefordert, sich näher zu erklären, wo es um seine Abneigung gegen Gabelbach ging, fiel David meistens nicht mehr ein als: »Wir kennen uns seit zwanzig, seit zweiundzwanzig Jahren, wir arbeiten schon so lange im selben Haus, wir haben diesen Schlitten gemeinsam über Berg und Tal gezogen – und sagen immer noch Sie; ich sage Kollege Gabelbach, und er sagt Herr Kollege, und neuerdings sagt er auch Herr Chefredakteur; das haut mich noch mal in einundsiebzig Stücke!«
    Andere Gründe hätte er nicht gut nennen können; er hatte zwar noch mehr, aber mit denen hatte er weder Fran noch Penthesilea überzeugen können, und seither behielt er sie für sich.
    Es verbot sich einfach, anderen als diesen beiden mit Erklärungen zu kommen wie: »Der ist katholisch, und man merkt es nicht«, oder: »Der vermiest jede Arbeit und macht alles.« Ein dritter nach Fran und Penthesilea hätte doch nur gemeint, er habe etwas gegen Katholiken und bezichtige Gabelbach, nichts als ein Stänkerer zu sein. Aber eben das war es nicht; Religion war ihm gleichgültig, solange er nicht an ihr teilhaben mußte, aber er erwartete von Leuten, die ihr anhingen, wenigstens Äußerungen davon, Wirkungen, Zeichen, doch bei Gabelbach stieß diese Erwartung ins Leere. So tief auch dessen Überzeugung sein mochte, sein

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