Das infernalische Zombie-Spinnen-Massaker (German Edition)
nicht wusste, was sie tun sollte. Randalieren? Alles plündern? Niederbrennen? Die Flucht ergreifen? Wohin? Zu Cinnabon?
Stattdessen blieben einfach alle dichtgedrängt stehen und murmelten vor sich hin. Eine schwarze Frau neben mir begann mit der Hand auf dem Mund zu heulen.
Mein Telefon schrie auf, und ein halbes Dutzend Menschen um mich herum hätte sich fast in die Hose geschissen. Auf der Anzeige stand: AMY
„Amy! Kannst du mich hören?“
„Ja!“
„Hast du die Nachrichten gehört?“
„Ja, David –“
„Hör mir zu! Uns geht’s gut. John und ich sind beide aus der Stadt raus. Jetzt müssen wir vielleicht zu dir hochkommen und ein wenig bleiben, wir können nämlich nicht in die Stadt zurück, weil –“
„David, hör auf zu reden. Hast du irgendeine meiner Nachrichten gehört? Ich hab heute Morgen einen Bus nach Ungenannt genommen –“
„Scheiße! Kehr um! Amy, hier herrscht Chaos. Steig beim nächsten Stopp aus und –“
Die Hintergrundgeräusche an ihrem Ende verstummten, und der Anruf war unterbrochen. Kein Netz.
„Scheiße! John, sie ist auf dem Weg hierher!“
„Keine guten Nachrichten, Mann. Sie kommt vom Highway aus rein, oder? Wir kriegen raus, wie weit der Bus gekommen ist, und treffen sie dort. Wenn wir einfach Richtung Norden gehen, finden wir sie sicher irgendwo.“
Mein Telefon schrie wieder. SMS diesmal, von Amy.
Da stand einfach nur: WAS PASSIERT DA
Ein Foto war angehängt, ich machte es auf.
Alle Wärme wich aus meinem Körper, meine ganze Kraft sammelte sich in einer Pfütze auf dem Boden.
Das Foto zeigte mein brennendes Haus, aufgenommen aus zehn Metern Entfernung.
Ich setzte mich, nicht unbedingt freiwillig, um mich herum war ein Wald aus Beinen. Mein Kopf trieb frei schwebend in der Luft.
„Dave? Dave. Was ist los?“ John sprach mit mir.
„Sie ist bei meinem …“
Ich schluckte.
„Sie ist bei meinem verdammten Haus, John. Amy hat heute Morgen den Bus genommen und ist zu meinem Haus gefahren. Um mich zu suchen.“
„Sie … Ich bin mir sicher, ihr geht’s gut. Sie ist schlauer als wir beide zusammen, sie wird –“
„Ich muss zurück, um sie zu holen.“
„Da hast du verdammt noch mal recht.“
Er zog mich auf die Beine, ich drängelte mich durch die Menge und schlug mich grob durch Schultern und Ellbogen.
Auf dem Parkplatz sagte John: „Wir müssen einfach nur zurück zum Wasserturm laufen, die Pforte benutzen und beimBurrito-Stand rauskommen. Mit ein bisschen Glück ist der Caddie noch da –“
„Wir können nicht zu Fuß gehen. Wir müssen uns ein Fahrzeug, äh, ausleihen. Irgendwas, das direkt durch das Maisfeld fahren kann.“
„Schau“, er deutete zum Greyhound.
Links davon stand ein schmutziger kleiner Pick-up mit einem aufgebockten Anhänger. Darauf stand ein genauso schmutziges Geländemotorrad.
Ich sandte ein Stoßgebet aus, dass die Schlüssel im Auto lagen. Aber der Wagen war verschlossen.
Wir sahen uns nervös um und rollten das Motorrad vom Anhänger. Das musste auch so gehen. Ich war erst zweimal in meinem Leben mit einem Motorrad gefahren, und es war beide Mal gutgegangen. John hatte vor ein paar Jahren sogar ein eigenes besessen, damit aber zwei Unfälle gebaut. Also gab es keine Diskussion, ich sprang auf, John hielt sich an mir fest. Ich trat den Kickstarter, und das Ding sprang an. Wir heizten über den Parkplatz, aufs Gras und durch die Stoppeln und den Schlamm des Maisfelds.
Wir hoppelten über das Feld, und John hatte seinen Arm so fest um meine Rippen gelegt, dass ich dachte, er würde mir die Knochen brechen. Ich gab ihm ein Zeichen, dass er seinen Griff lockern musste, damit ich Luft bekam, und richtete den Lenker des Bikes direkt auf die senkrechten Streben des Turms, dessen verrostete Schweißnähte mir dabei halfen, mein Ziel ins Visier zu nehmen. Ich sah das blaue Dixiklo, das aus der Ferne immer größer wurde. Der Novemberwind ließ mir Ohren und Wangen gefrieren, und es fühlte sich an, als würde ich mich bei all dem nur von weit weg beobachten.
Amy durften sie nicht kriegen. Sie konnten mich haben, oder John, oder ganz Ungenannt und den Mittleren Westen und Amerika. Das alles konnten sie meinetwegen haben, wer sie auch waren. Aber nicht Amy. Sie war raus aus der Sache.
Amy hatte bei dem Autounfall vor Jahren schon ihre Familie verloren, und ihre linke Hand. Noch heute war sie auf Schmerzmittel angewiesen, die immer in ihrer Nähe sein mussten. Sie hatte ihren Bruder verloren und ihr Zuhause.
Weitere Kostenlose Bücher