Das infernalische Zombie-Spinnen-Massaker (German Edition)
diejenigen, die Eltern hatten.
An diesem Morgen verbrachte Amy eine geschlagene Stunde damit, sich anzuziehen. Sie stand im „Gästezimmer“ des Hauses, in dem sie sich aktuell verkroch (ein riesiges Haus, in dem drei Schwule lebten, die sie vom Töpferkurs kannte.) Das „Gästezimmer“ war ein umgewandelter Dachboden voller Bollywood-Filmplakate und ausgedienter Hometrainer, die irgendwann in ihrer eigenen Fernsehwerbung mitgespielt hatten. Die Stunde verbrachte sie fast komplett in Unterwäsche, sie beugte sich über ihren Koffer und überlegte, welche Klamotten in dieser Situation am praktischsten wären. Nachdem sie sich hundert verschiedene Szenarien ausgemalt hatte, die sie dort unten vorfinden würde, kam ihr schließlich der Gedanke, dass das Quarantäne-Personal wahrscheinlich sämtliche Kleider einsammeln würde und Krankenhauspyjamas oder Ähnliches verteilen würde. Also am besten irgendwas, von dem es egal war, ob es in der Verbrennungsanlage landete.
Deshalb war sie spät dran, und sie musste noch einkaufen. Das hatte sie die ganze Woche vor sich hergeschoben, weil sie davon ausgegangen war, dass der Supermarkt ein Irrenhaus sein würde wie alles andere auch. Aber auch hier war es gespenstisch leer.
Ebenfalls leer waren die Regale. Überall waren handgeschriebene Schilder mit Einkauflimits pro Kunde angebracht. Sie wollte ihre beiden verschriebenen Medikamente auffüllen lassen, aber sie hatten kein Oxy mehr und konnten das Muskelrelaxans auch nur noch zum Teil nachfüllen. Sie versuchte dem Typen hinter der Theke nicht zu zeigen, wie viel Angst ihr das machte, während sie in ihrem Kopf schnell nachrechnete, wie lange die Schmerzmittelvorräte reichen würden, bis sie mehr oder weniger flachlag und nicht mehr aufstehen konnte (Antwort: neun Tage). Aber andererseits war die Quarantäne-Zone voller Ärzte, also hatten die wohl alle möglichen Medikamente dort.
Sie kaufte Nasenstreifen – ohne die konnte sie nicht schlafen und wollte unter der Hand ein paar Allergiepillen kaufen, aber es gab keine. Sie fragte nach einem Magensäuremittel für David, die waren auch alle aus, aber sie hatten Kautabletten gegen Sodbrennen mit Tropic-Geschmack, die noch nicht mal im Notfall jemand kaufte.
Das Tamponfach war genauso leer wie das Kondomfach, obwohl das vielleicht eh ein wenig zu, äh , optimistisch gedacht war. Sie bekam aber immerhin die Zahnpasta für sensible Zähne und die eine Deodorantmarke, von der sie keinen Ausschlag bekam. Und schließlich das Süßigkeitenregal. Erdbeerschnüre waren aus, aber sie hatten noch Schaumerdbeeren, die kamen zumindest an die Erdbeerschnüre ran.
Sie hätte den ganzen Tag im Laden herumwandern können und sich überlegen, was David und sie brauchen konnten, aber sie war ohnehin schon spät dran, und wenn John am Treffpunkt war und sie nicht, würde er wohl ausflippen.
Amy hatte John auf den Anrufbeantworter gesprochen, dass er sie an einer Bushaltestelle vor einem gigantischen mexikanischen Restaurant abholen sollte, das er unmöglich verfehlen konnte. Sie nahm lediglich einen zweiten Satz Kleider mit, ihre Tasche war voll mit Sachen aus der Apotheke und mit ihrem Kissen. So wie sich ihr Rücken gerade anfühlte, war das Kissen unbedingt nötig. Sie konnte auf keinem anderen Kissen schlafen. Alles Mögliche konnten sie ihr wegnehmen, sie in einen Kartoffelsack stecken und in die Quarantäne stecken. Aber das Kissen würden sie nicht bekommen.
Zehn Minuten vor elf war sie an der Bushaltestelle. Um Punkt elf bog der Bronco um die Ecke. Sie nahm einen tiefen Atemzug und sprach ein Gebet.
BIS ZUM MASSAKER BEI DER FFIRTH ANSTALT Zwei Stunden später saß Amy immer noch an der Bushaltestelle.
Nicht John war um die Ecke gebogen und auch kein Bronco, sondern ein anderes Modell. Irgendein Hillbilly saß hinter dem Lenker.
Auch beim fünften Anruf bei John ging nur der Anrufbeantworter dran.
Als sie auflegte, gingen zwei Typen auf dem Gehsteig mit Schrotflinten an ihr vorbei. Einfach so, am helllichten Tag.
Sie fror, ihr Hintern war taub, sie saß auf der Bank der Bushaltestelle, das Kissen auf dem Schoß. Sie rief an der Rezeption von Johns Motel an, um zu bitten, dass sie nach ihm sahen (was sie nicht taten). Sie rief Nisha an und fragte nach, ob sie von ihm gehört hatte (hatte sie nicht).
Nicht heulen. Sie verordnete sich bis auf weiteres ein Nicht-Heulen-Gelübde und aß ein halbes Dutzend Schaumerdbeeren.
Ein SUV hielt etwa einen halben Block weiter unten.
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