Das Inferno Roman
eine Skepsis in ihrem Blick, die vorher nicht da gewesen war?
Das ist keine Skepsis.
Wahrscheinlich ist es gar nichts, sagte er sich. Bloß jetzt nichts reininterpretieren.
»Was werden Sie tun?«, fragte Sheila.
»Ich werde einfach den Balken durchsägen«, sagte er. Er fuhr mit dem Sägeblatt über die Vorderkante des Balkens. Die Sägezähne fraßen eine kleine Kerbe in den Balken. Er begann die Säge hin- und herzureißen.
Helle Sägespäne stoben über die Vorderseite des Balkens und fielen zwischen Sheilas Beinen herab. Sie schluckte. Ihre Hand fuhr nach unten.
Ein Gestöber aus Sägespänen legte sich auf ihren Handrücken.
»Warten Sie, Stan. Warten Sie.«
Er hörte auf zu sägen.
»Der Balken wird dann immer noch auf meinem Bein liegen«, sagte sie. »Vielleicht sollten Sie es dort drüben versuchen.« Sie nickte nach rechts. »Wenn Sie den Balken dort am Rand der Wanne absägen, können wir das ganze Stück wegnehmen.«
»Schätze, das könnte ich tun«, gab er zu. Er schob die Säge fünfzehn, zwanzig Zentimeter den Balken hinauf. »Hier?«
»Perfekt.«
Er zog das Sägeblatt einige Male hin und her. Jetzt fiel das Sägemehl zwischen Wannenrand und ihrem rechten Oberschenkel herunter.
Er sah Sheila in die Augen. »Wenn ich hier absäge, wird Ihr Bein wahrscheinlich ganz schön eingequetscht, falls der Balken fällt.«
»Ach, machen Sie sich deswegen keine Gedanken. Meine Beine sind ganz gut trainiert.«
»Wenn ich wie vorhin in der Mitte durchsägen würde, kämen Sie immer noch raus, und es würde auch nichts auf Sie drauffallen. Außerdem hätten wir nur mit einem halb so großen Stück Balken zu kämpfen.«
»Aber ich müsste mich drunter durchquetschen«, sagte Sheila. »Mir gefällt das nicht. Gott weiß, was passiert, wenn der Balken nicht mehr dort abgestützt wird. Sie sollten es wirklich hier absägen. Bitte.«
»Ihr Wunsch ist mir Befehl.«
»Seien Sie nicht sauer.«
»Ich bin nicht sauer. Ich säge, wo Sie wollen.«
»Okay. Danke.«
Er sägte weiter. Es war ein hartes Stück Arbeit. Nicht so sehr die heftigen Ausholbewegungen mit dem rechten Arm, sondern die Tatsache, dass er wacklig mit gebeugten Knien, geneigter Hüfte und unangenehm verdrehtem Oberkörper auf dem Wannenrand stehen musste, um die Stelle erreichen zu können, an der Sheila den Einschnitt haben wollte. Er spürte die Sonne sehr heiß auf seinem Rücken. Aber ihm gefiel, dass ihm seine Schlafanzughosen halb über den Hintern gerutscht waren, so dass er vorne nicht länger eingeengt war und bei seinen Sägebewegungen alles hin- und herschwang.
Der Schweiß rann ihm über den Körper. Die Tropfen kitzelten. Es fühlte sich komisch an, wenn sie ihm in die Ohren liefen. Sie brannten in seinen Augen. Aber er mochte es, dass die Schweißtropfen wie kleine glänzende Bomben von seinem Kopf und Gesicht auf Sheila niederregneten. Sie hielt noch immer die Hand zwischen ihren Beinen. Die Schweißbomben landeten auf ihrem Handrücken, ihrem Handgelenk und Unterarm und den umliegenden Körperregionen, die die Hand nicht abdeckte. Auf ihren Schenkeln, in kurvigen Vertiefungen, auf der zarten Haut unterhalb ihres Nabels. Durchsichtige, glänzende Bomben, die mit winzigen Spritzern explodierten und sich mit Sheilas eigenem Schweiß vermischten.
Ihr prallgefüllter Bauchnabel schimmerte.
Stanleys Schweiß landete immer daneben - kein Tropfen fand die Mitte.
Er veränderte seine Position leicht, aber das Ziel traf er immer noch nicht.
Er dachte daran, wie gerne er jetzt seinen Mund dort in Stellung bringen, den randvollen Nabel mit den Lippen
versiegeln und ihn aussaugen würde. Und danach die Zungenspitze in ihr Loch steckte.
Das mit der Zunge würde ihr wahrscheinlich nicht gefallen, und sie würde versuchen, sich wegzudrehen.
Sie würde ihn stoppen wollen.
Ich sollte es jetzt tun, dachte er. Was will sie dagegen tun, eingeklemmt wie sie ist?
Ist sie befreit, ändert sich die Lage schlagartig.
Er hörte auf zu sägen. Erst als er seine Finger vom Sägegriff löste, bemerkte er, wie stark sein linker Arm, mit dem er sich gegen den Balken gestützt hatte, vor Anstrengung zitterte. Auch die Muskeln in seinen Beinen und seinem Hintern zuckten. Sein Rücken schmerzte. Sein Hals ebenfalls.
»Alles in Ordnung?«, fragte Sheila.
»Ja«, keuchte er. »Es ist nur …« Er schüttelte den Kopf.
Die Säge ließ er in der tiefen Kerbe stecken und wischte sich das Gesicht mit dem Oberarm ab. Der Arm war ebenso glitschig
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