Das Inferno Roman
buschigen, spitz zulaufenden Augenbrauen ließen
eher an den Teufel als an den Weihnachtsmann denken.
Trotz seines grimmigen Gesichtsausdrucks lächelte Em ihn an.
»Das hat mir gerade noch gefehlt. Da hat jemand einen Clown gefrühstückt.«
Ems Kinnlade fiel runter. Sie blickte von Clint zu Mary. »Ich glaube, er hat mich gerade einen Clown genannt. Habt ihr das gehört? Er kennt mich noch nicht einmal.«
»Er kann Gedanken lesen«, sagte Mary.
»Ha, ha, ha.«
»Wo wir gerade vom Gedankenlesen sprechen«, sagte Caspar und drehte sich zu der Frau um, die ihren Kopf unter einem Baum hervorstreckte. »Das haben wir nicht kommen sehen, oder, Liebes?«
»Du jedenfalls nicht.«
»Pass auf deinen Rücken auf, Darling«, warnte er sie.
Sie krabbelte weiter. Wie Caspar war auch sie rundlich, rotgesichtig und außer Atem. Sie schien fünfundzwanzig bis dreißig Jahre alt zu sein - etwa halb so alt wie er. Ihr tiefschwarzes Haar war kürzer als seins und erinnerte in der Form an einen Football-Helm, er trug Zottelmähne.
Unter dem Baumstamm durchgekommen, setzte sie sich neben Caspar auf die Straße.
Was für ein Paar, dachte Clint.
Sie trugen aufeinander abgestimmte rote Blusen - weite, luftige Dinger mit bauschigen Ärmeln, die wie Seide glänzten und um ihre Hüften von breiten goldenen Schärpen zusammengerafft wurden. Loreen trug einen Bauernrock dazu, Caspar frisch gebügelte Jeans. Die Füße steckten in Sandalen. Jeder von beiden hatte
mehr Schmuck an sich, als Clint in langer Zeit an einer einzigen Person gesehen hatte: gewaltige Reifen, die von den Ohren baumelten, Halsketten, Anhänger, Armbänder, Ringe an fast allen Fingern.
Während er der Frau das Bein tätschelte, blickte sich Caspar zu den anderen um und sagte: »Meine Loreen. Was würde ich bloß ohne sie anfangen? Vielleicht öfter lächeln?«
Sie gab ihm einen Klaps auf den Handrücken. »Er hält sich immer für so witzig«, erklärte sie.
»Wir haben gerade gegessen«, sagte Clint. »Wir haben noch etwas Salami und Käse übrig. Möchten Sie was davon?«
»Das wäre famos«, sagte Caspar.
»Bedienen Sie sich«, sagte Em und hielt ihm die Papiertüte hin. Als er zugriff, fragte sie: »Wozu sind denn die Kostüme? Arbeiten Sie in einem griechischen Restaurant?«
»Du Frechdachs«, sagte Caspar.
»Wir sind Zigeuner, Liebes«, antwortete Loreen.
»Oh, entzückend«, brummelte Mary.
Clint warf ihr einen genervten Blick zu, und sie griente zurück.
Em und den Neuankömmlingen fiel das nicht auf. Em setzte sich gerade, umfasste ihr Knie und fragte: » Echte Zigeuner?«
»Was soll denn echt heißen?«, fragte Caspar, der die Tüte durchsuchte.
»Wir sind Zigeuner und Wahrsager«, erklärte Loreen.
»Die Blotskis«, fügte Caspar hinzu. »Wir sind weltbekannt in Studio City.« Er nahm eine Handvoll Käsescheiben, die Reste der Salami und eins der Messer aus der Tüte.
»Ich glaube nicht, dass ich schon einmal von Ihnen gehört habe«, meinte Em.
»Das wollen wir dir nicht zum Vorwurf machen«, sagte Caspar.
»Da befindest du dich in bester Gesellschaft«, sagte Loreen zu ihr.
»Unser Salon befindet sich in Studio City«, erklärte Caspar, »aber unsere Zelte haben wir in West Hollywood aufgeschlagen. Der Fußmarsch ist deutlich anstrengender, als wir gedacht hätten.«
»Sie sind nicht durch den Verkehr gekommen?«, fragte Clint.
»Ach, ich habe einen Blick auf den Ventura Boulevard geworfen und entschieden, unseren Wagen auf dem Parkplatz stehen zu lassen.«
»Meine Füße werden sich nie mehr davon erholen«, sagte Loreen.
»Die Bewegung wird uns guttun.«
»Wenn sie uns nicht umbringt.«
»Sie sind fast am Gipfel angekommen«, sagte Clint.
»Apropos«, sagte Mary, »sollten wir nicht weitergehen?«
»Warum die Eile?«, fragte Em.
Obwohl es Clint gar nicht gefiel, einer Meinung mit Mary zu sein, sagte er zu Em: »Wir haben uns schon zu lange ausgeruht. Ich will nach Hause.«
»Aber das sind Zigeuner.«
»Ja«, sagte Mary, »sicher.«
»Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich hätte gerne meine Zukunft vorausgesagt.«
»Was möchtest du wissen, Süße?«, fragte Loreen.
Em verzog das Gesicht. »Brauchen Sie dazu nicht eine Kristallkugel oder meine Handflächen oder so?«
»Loreen nicht«, sagte Caspar, der sich eine dicke Scheibe Salami abschnitt. »Sie kann Gesichter lesen.«
»Das habe ich noch nie gehört.«
»Eine Gesichtsprofessorin«, fügte Caspar hinzu.
»Eine Schwindlerin«, brummelte Mary.
Clint
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