Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Inferno Roman

Titel: Das Inferno Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
Vom Netzwerk:
schmalen Schlitzen sah sie Stanley an.
    Er betrachtete sie voller Staunen. Sie sah noch besser aus, als er sie in Erinnerung hatte. Ihr verschwitztes, gerötetes Gesicht und die feuchten Haarsträhnen, die ihr in der Stirn klebten, beeinträchtigten ihre Schönheit keineswegs. Sie sah aus, als wäre sie gerade aus der Dusche gekommen.
    Im hellen Licht der Sonne strahlten ihre blauen Augen wie der Sommerhimmel an einem klaren Tag.
    Die Schweißtröpfchen auf ihrer Oberlippe sahen aus wie Diamanten.
    Sie leckte sich über die Lippen. Dann sagte sie: »Oh.« Und kurz darauf: »Stan.«
    »Geht es Ihnen gut?«, fragte er.
    »Ich fühle mich … etwas fertig. Schätze, ich bin okay. Mein Hintern schläft immer wieder ein.« Ein Mundwinkel zuckte, als ob sie lächeln wollte.
    »Ich werde Sie jetzt hier rausholen.«
    »Sie sind doch … mit Ben gegangen?«

    »Ja. Er kommt vielleicht später wieder vorbei.«
    »Da war doch ein Mädchen …«
    »Genau. Wir konnten sie rausziehen, Ben und ich. Ohne ihn hätte ich es nie geschafft. Jedenfalls hatte es sie ziemlich erwischt. Einer ihre Arme war gebrochen, und sie hatte Kopfverletzungen. Aber sie konnte noch laufen, deshalb entschieden wir, dass ich zurückgehe und Ihnen helfe und Ben sie ins Krankenhaus bringt. Sie kennen doch das Krankenhaus drüben am Pico?«
    »Ja.«
    »Und nun bin ich wieder da.« Lächelnd hob er seine Säge. »Ich und meine treue Säge Excalibur.«
    »Excalibur?«
    »Kein.22er, kein.38er, kein.45er Kaliber. Excalibur. «
    Sie versuchte noch einmal zu lächeln. »Auf jeden Fall bin ich froh, dass Sie zurückgekommen sind«, sagte sie. »Ich hatte schon Angst, Sie hätten mich vergessen.«
    »Sie könnte ich niemals vergessen, Sheila.« Noch als er die Worte aussprach, bereute er sie.
    »Wahrscheinlich nicht«, sagte sie. »Die Nackte in der Wanne.«
    So wie sie es gesagt hatte, wusste Stanley, dass ihr nichts an seiner Bemerkung aufgefallen war.
    »Ihnen hätte aber was zustoßen können«, erklärte sie. »Davor hatte ich Angst. Ich dachte schon, dass Sie zurückkommen, wenn sie können.«
    »Da haben Sie richtig gedacht.«
    »Es kam mir nur so lange vor, wie Stunden.«
    »Es war ziemlich schwierig, das Mädchen herauszuholen. Kam jemand vorbei, während ich weg war?«
    Sheila schüttelte den Kopf. »Glaube nicht. Ich war aber auch nicht immer anwesend. Bin eingeschlafen, schätze
ich. Oder ohnmächtig geworden. Ich glaube nicht, dass jemand aufgetaucht ist, aber … ist denn hier noch jemand?«
    »Überhaupt niemand«, sagte Stanley. »Mir sind ein paar komische Typen aufgefallen, die sich in der Gegend herumtrieben. Wie die, von denen ich Ihnen vorhin erzählt habe? Zwielichtige Gestalten. Aber sie haben mich nicht gesehen. Ich denke, solange wir nicht zu laut sind, bekommen wir keine Schwierigkeiten.«
    »Sind sie nahe genug, um uns zu hören?«
    »Wahrscheinlich nicht. Sie dürfen nur nicht schreien oder so was.«
    »Okay. Gott. Gott sei Dank haben die mich nicht gefunden.«
    »Wir holen Sie besser jetzt mal dort raus«, sagte Stanley.
    »Ja. Bitte.«
    Mit der Säge in der rechten Hand stand er auf. Vorsichtig bewegte er sich vorwärts, glitt mit den Sohlen seiner Mokassins über den glatten Wannenrand. Der Balken am anderen Ende verdeckte den Blick auf Sheilas Gesicht, und sie konnte wahrscheinlich nicht viel höher sehen als bis zu seinem Brustkorb. Er fragte sich, wo sie hinschaute.
    Wenigstens guckt mein Ding nicht raus, sagte er sich. Ist ja schließlich nicht mein Fehler, wenn sie etwas sieht, das sie nicht sehen sollte. Ist ja nicht mein Fehler, wenn ich aufgegeilt bin. Sie liegt hier nackt herum, nicht ich.
    »Was ist mit dem Feuer?«, fragte Sheila.
    Welches Feuer?, fragte sich Stanley. Dann fiel ihm das brennende Haus auf der gegenüberliegenden Straßenseite wieder ein.

    »Hab nichts mehr gesehen«, sagte er. »Muss runtergebrannt sein.«
    Er versuchte sich zu erinnern, ob ihm bei seiner Rückkehr dort drüben etwas aufgefallen war.
    Nichts.
    Zumindest müsste doch Rauch aus den Ruinen aufgestiegen sein.
    Er konnte sich nicht erinnern.
    Wahrscheinlich hatte er sich zu sehr auf Sheila konzentriert.
    »Ist nicht mehr viel übrig außer rauchenden Schutthaufen«, erzählte er Sheila - und wünschte, er könnte sich daran erinnern.
    Was habe ich sonst noch verpasst?
    Er beugte die Knie, lehnte sich vor und legte die linke Hand auf den Balken, der zwischen ihren Beinen verlief. Jetzt konnte er Sheilas Gesicht wieder sehen.
    Traumhaft.
    Sah er da

Weitere Kostenlose Bücher