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Das Insekt

Das Insekt

Titel: Das Insekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Graham Masterton
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Lache. Nur durch ein Austauschen der Bohlen würde man den Rest dieses Fleckens wegbekommen.
    Bonnie ging um den Restfleck herum und schien nicht sehr glücklich. »Besser kriegen wir das nicht hin?«
    »Ist tief ins Holz eingedrungen. Ich hätte da noch eine stärkere Lauge, aber ich fürchte, die bleicht das Holz aus.«
    Bonnie ging immer weiter um den Fleck herum. Sie wusste nicht, warum sie nicht aufhören konnte, ihn anzustarren. Irgendetwas beunruhigte sie. Es war, als würde die Erinnerung an ein Lied, eine Warnung vielleicht, sie nicht zur Ruhe kommen lassen. Die Form. Es war die Form des Flecks. Er sah aus wie eine große Blume – oder wie eine gigantische Motte.
     

 
    Am selben Abend
     
     
    Erschöpft und verschwitzt kam Bonnie an diesem Abend nach Hause. Ruth und sie hatten sich nicht nur um das Goodman-Haus, sondern auch noch um eine natürliche Todesursache in Westwood kümmern müssen. Eine Frau Mitte achtzig war friedlich im Schlaf gestorben und erst nach neun Wochen gefunden worden. Ihr Sohn, ein kleiner untersetzter Mann mit pechschwarzem Toupet, rannte die ganze Zeit rastlos durch die Wohnung, während Bonnie und Ruth arbeiteten. Und ständig blickte er auf seine Armbanduhr.
    Bonnie hatte der Versuchung widerstanden und ihn nicht gefragt, warum er seine Mutter in neun Wochen nie angerufen hatte.
    »Ich wohne in Albuquerque«, hatte er ungefragt geantwortet, als sie am Ende ihre Eimer und Flaschen und Planen wieder verluden.
    Bonnie blickte ihn stumm und verbissen an. Ach so, dachte sie. Und in Albuquerque gibt es ja keine Telefone, oder was? Auf dem Heimweg dachte sie: Ich hätte ihm die Bettdecken seiner Mutter zeigen sollen.
    Sie trat ins Wohnzimmer. Duke schaute gerade Baseball. Bonnie küsste ihn auf den Kopf. Unwillkürlich strich er sich mit den Fingern die Frisur wieder zurecht.
    »Wie war dein Tag, Schatz?«, fragte sie und setzte sich auf die Lehne seines Sessels.
    »Ganz gut, glaub ich. Ich hab mit Vincent vom Century Plaza gesprochen. Er hat vielleicht einen Job an der Bar für mich.«
    »Na prima. Und was würdest du da machen? Cocktails mixen und so? Ein Frozen Daiquiri? Kommt sofort! Und für Madame eine Pina Colada.«
    »Nee. Vor allem eindecken und abräumen und so.«
    Bonnie gab ihm noch einen Kuss. »Aber es ist ein Job, stimmt’s? Und damit auch ein Anfang.«
    »Klar, ein Anfang«, sagte er und beugte sich zur Seite, um an ihr vorbei das Spiel sehen zu können.
    Bonnie duschte und zog sich ein gelbes Kleid mit einer gelben Kette an. Ihre Glücksfarbe. In der Küche nahm sie sechs Hühnerschenkel aus dem Tiefkühlschrank.
    »Frittiertes Hähnchen okay?«
    »Mit Soße?«
    Für einen Augenblick musste sie an den Blutfleck auf dem Boden des Goodman-Wohnzimmers denken. »Ja, mit Soße.«
    Sie streute Mehl auf einen großen, flachen Teller und gab Salz, Pfeffer und Chilipulver dazu. »Ist Ray schon zu Hause?«
    »Ray? Nee, noch nicht.«
    »Hat aber nicht gesagt, dass es später wird, oder?«
    »Mir hat er gar nichts gesagt.«
    »Ralph will, dass ich morgen nach Pasadena fahre.«
    »Pasadena? Was sollst du denn in Pasadena?«
    »Da ist die Moist-Your-Eyes-Präsentation.«
    »Und erfährt bestimmt auch, unser Mister Unwiderstehlich, oder?«
    »Was hast du nur gegen Ralph? Immer reagierst du so eifersüchtig, wenn es um Ralph geht.«
    »Ich mag eben nicht, wie der Kerl dich ansieht. Und sag mir jetzt nicht, dass dir das noch nicht aufgefallen ist. Der zieht dich doch mit den Augen aus.«
    Mit mehligen Fingern ging Bonnie zur Wohnzimmertür. »Duke, ein für alle Mal: Ralph Kosherick ist mir egal. Ralph Kosherick war mir schon immer egal und Ralph Kosherick wird mir immer egal sein.«
    »Du benutzt seinen Namen dreimal in einem Satz und sagst mir, er ist dir egal?«
    Bonnie schaute auf ihre Uhr. »Warum Ray wohl noch nicht da ist? Ich wünschte, er würde anrufen.«
    »Ich kann es in seinen Augen sehen. Er macht dir praktisch den BH auf und zieht deinen Slip mit den Zähnen runter.«
    »Halt die Klappe, Duke. Ich bin nicht in der Stimmung für solche Sprüche.«
    Ray war nicht zur Essenszeit zu Hause, also saßen Bonnie und Duke zum Essen auf dem Sofa vor dem Fernseher. So wie damals, als sie frisch verheiratet gewesen waren.
    »Schmeckt gut«, sagte Duke ohne den Blick vom Bildschirm zu nehmen. Soße klebte ihm am Kinn.
    Nachdem sie fertig gegessen hatten, brachte Bonnie die leeren Teller in die Küche und nahm einen Schokoladenkuchen aus dem Kühlschrank. Für Duke schnitt sie ein

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