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Das Insekt

Das Insekt

Titel: Das Insekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Graham Masterton
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verteidigt hat und du nie damit gerechnet hättest und jetzt bist du so verdammt stolz auf deinen Sohn.«
    »Bonnie, also…«
    »Vergiss es, Duke. Diesen bigotten Dreck hör ich mir nicht länger an. Ich geh nach Hause. Ray, hast du schon mit den Cops geredet?«
    Ray schüttelte nur stumm den Kopf.
    »Dann sprich mit niemandem ein Wort. Nicht mit den Cops, nicht mit den Ärzten, mit niemandem, verstanden? Warte, bis ich mit ein paar Leuten downtown geredet habe. Eigentlich sollte ich morgen in Pasadena sein, aber das kann ich absagen. Also kein Wort, klar? Und denk dran, den Schwestern zu sagen, dass du allergisch gegen Brokkoli bist.«
    Ray wandte sich ab. Bonnie war klar, dass er noch nicht bereit war, sich zu entschuldigen. Sein Vater grunzte etwas Ermutigendes und klopfte ihm auf die Schulter. Dann folgte er Bonnie aus dem Zimmer in den Flur.
    Erst im Fahrstuhl machte er den Mund auf. »Mein Gott, Bonnie. Das ist Amerika. Das hat dieses Land immer stark gemacht, dass man für seine Ideale kämpft. Heutzutage traut sich das nur keiner mehr, wegen all dieser beschissenen Minderheiten. Wusstest du, dass Dave Guthrie gerade seinen Job an so einen Tortilla-Fresser verloren hat? Warum klingeln die nicht einfach bei uns an der Tür und schleppen unsere Möbel raus?«
    »He, Davy Crockett, für heute reicht’s mir wirklich.«
     

Ralphs Worte
 
     
     
    »Es tut mir wirklich Leid, Bonnie, aber wenn du diesen Trip nach Pasadena nicht machen willst, dann muss ich mir über kurz oder lang jemanden suchen, der verlässlicher ist. Verstehst du, was ich meine?«
    »Du schmeißt mich raus.«
    »Bonnie, ich muss mich einfach zu hundert Prozent auf meine Mitarbeiter verlassen können.«
    »Ralph, sei doch nicht so herzlos. Ray liegt zusammengeschlagen im Krankenhaus, und jetzt will ihn die Polizei auch noch für bewaffneten Überfall anklagen.«
    »Ich verstehe das, Bonnie, ich verstehe das wirklich sehr gut, aber bei dieser Reise geht es um Gewinn und Verlust.«
    »Es geht nicht, Ralph. Also wenn du mich rausschmeißen musst, dann musst du mich rausschmeißen, aber meine Familie hat Vorrang.«
    Für einige Sekunden herrschte Schweigen. Dann sagte Ralph: »Ich bin enttäuscht, Bonnie. Du ahnst gar nicht, wie enttäuscht ich bin.«
     

 
    Was sie mit ins Krankenhaus nahm
     
     
    Auf dem Weg ins Krankenhaus hielt sie an einem kleinen Supermarkt und kaufte:
    - drei Pfirsiche
    - eine Mega-Flasche Dr. Pepper
    - eine Packung Rainbow-Chips Deluxe
    - eine Colgate-Zahnbürste mit Schwingkopf
    - eine Tube Zahnpasta
    - eine Box Menthol-Kleenextiicher
    - die aktuelle Ausgabe einer Fernsehzeitschrift, die sich auf Soaps spezialisiert hatte
     

 
    Herr der Fliegen
     
     
    Am Morgen wachte Bonnie fast eine Stunde an Rays Bett. Sein Gesicht war noch immer geschwollen, seine Prellungen hatten sich lila verfärbt. Weil er sich aber von der Gehirnerschütterung erholt hatte, wirkte er wesentlich lebhafter als am Tag zuvor.
    Ray sah fern, während Bonnie über ihre Kontakte zur Polizei herauszufinden versuchte, wer den Einsatz an der X-Cat-Ik-Pool-Bar geleitet hatte und ob Anklage erhoben werden würde.
    »Würdest du den Ton bitte leiser machen?«, sagte Bonnie und steckte sich einen Finger ins Ohr.
    »Was?«
    »Leiser. Den Ton. Ich versuche gerade, dir Ärger vom Hals zu halten.«
    Als der Akku ihres Mobiltelefons schon beinahe den Geist aufgab, bekam sie doch noch Captain O’Hagan in die Leitung.
    Außer »tja« und »mmh« und »gut, gut« sagte er nicht viel, aber am Schluss des einseitigen Gesprächs machte er doch noch ein Angebot. »Ich kann dir nichts versprechen, Bonnie, aber ich schau mir das Protokoll mal an und mach ein bisschen Origami damit, okay?«
    »Ich bin dir was schuldig, Dermot.«
    »Noch nicht. Aber wenn’s so weit ist, kannst du deinen süßen Hintern drauf verwetten, dass ich’s auch eintreibe.«
    Sie klappte ihr Telefon zu. »Okay Ray, das wär’s. Vielleicht kommst du doch mit einem blauen Auge davon.«
    »Danke Mom. Echt toll. Kommt Daddy heute vorbei?«
    »Er wollte zumindest, aber heute Morgen hat er noch ein Vorstellungsgespräch. Als Barkeeper drüben im Century Plaza.«
    »Ohne Witz?«
    Bonnie lächelte, erhob sich vom Bett und blickte für einige Augenblicke auf Ray hinunter, der sich wieder dem Fernsehen zugewandt hatte. Kennt man seine Kinder? Oder denkt man nur, sie seien wie man selbst? In Ray steckte viel von Duke. Vielleicht mehr, als Bonnie sich je eingestanden hatte. Sie küsste ihn

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