Das Insekt
Sepia-Fotografie.
»Also«, sagte Bonnie und öffnete ihr Notizbuch, »das Bett kommt natürlich weg, genauso wie der Teppich. Die Rauch- und Rußspuren beseitige ich, Sie müssten aber streichen lassen. Wenn ich hier fertig bin, wird es so aussehen, als hätte es hier niemals ein Feuer gegeben.«
»Klingt gut. Einverstanden.« Dudley Freeberg nickte. Er schwitzte stark und seine Haut hatte eine teigige Farbe. Bonnie sah ihm an, dass er kurz vor einer Panikattacke stand.
»Ich denke, den Rest können wir draußen klären«, sagte sie schnell.
Er rannte fast die Treppe herunter und sprang dabei hin und her, um den verbrannten Fußabdrücken aus dem Weg zu gehen.
Während Bonnie im Wagen saß und einen Kostenvoranschlag schrieb, stand Dudley Freeberg daneben, hatte sich den Mantel über den Arm gelegt und tupfte sich immer wieder die Stirn mit einem verknüllten Kleenex ab.
Sie reichte ihm den Voranschlag, und er riss ihn ihr fast aus der Hand. »Toll. Geht in Ordnung. Ich spreche noch mit den Hinterbliebenen und dann ruf ich Sie an.«
»Jederzeit.«
»Und danke, dass Sie…«, er nickte in Richtung Haus.
»Daran kann man sich nicht gewöhnen. Niemand kann das. Man kann lernen, damit umzugehen, aber gewöhnen kann man sich nicht daran. Und das sollte man wohl auch nicht.«
»Na ja, jedenfalls danke.«
Er stakste zu seinem Wagen und verschwand mit quietschenden Reifen. Bonnie sah ihm noch hinterher und wollte in ihren Wagen steigen, als Kyle Lennox wieder auftauchte. Er trug jetzt Khakis und ein schwarzes Poloshirt und rief ihr zu: »Bonnie, warten Sie noch!«
Sie sah ihm entgegen und legte die Hand über die Augen, weil sie gegen die Sonne sehen musste. Er hüpfte aufgeregt auf sie zu. »Und? Wie war’s?«
»Gut. Warum?«
»Ganz schön gruselig, oder?«
»Wenn man nicht muss, geht man nicht rein.«
»Ich hab gehört, dass der Junge… also, dass der praktisch…« – er senkte seine Stimme zu einem verschwörerischen Flüstern – »… an der Tür geklebt hat.«
Bonnie zuckte die Achseln. »Über solche Details darf ich wirklich nicht reden. Ich mach hier nur sauber.«
»Aber er klebte doch an der Tür, stimmt’s?«
»Also gut: ja. Er brannte und versuchte die Tür zu öffnen. Er blieb daran hängen.«
Langsam und mit bewundernd aufgerissenen Augen schüttelte Kyle Lennox den Kopf. »Das ist so ekelhaft. Ich find’s unglaublich, wie cool Sie bleiben. Wie schaffen Sie das nur?«
»Sie sind im Fernsehen, und wie man so was machen kann, verstehe ich auch nicht. Ich hätte jedenfalls wahnsinnige Angst vor der Kamera. Ich habe sogar Angst vor Videokameras.«
»Sagen Sie mal, hätten Sie nicht Lust, morgen zu meiner kleinen Pool-Party zu kommen? Nichts Großes, nur ein paar Freunde vom Studio, Autoren und Produzenten und so. Würde mich freuen.«
»Wie bitte?«
»Eine Party, Bonnie. Und Sie sind eingeladen. Ich freue mich schon darauf, wenn Sie Gene Ballard kennen lernen. Das ist unser Regisseur. Er wird begeistert von Ihnen sein.«
»Ich verstehe nicht ganz. Wie kennen uns doch gar nicht, warum laden Sie mich zu Ihrer Party ein?«
»Hey, Sie sind mir einfach sympathisch, da muss man sich doch nicht gut kennen. Und ich bewundere Ihre Arbeit. Tun Sie mir den Gefallen und kommen Sie, ich würde mich wirklich freuen. Wird alles ganz locker, und Sie treffen Ihre Lieblingsserienstars. Vielleicht kriegen Sie sogar ein kleine Rolle, wenn Gene Sie mag. Wer weiß?«
»Wann ist diese Party?«
»Morgen Abend um sechs bei mir. Nun sagen Sie schon Ja.«
Bonnie hatte das Gefühl, in einem Traum zu sein. Der Mann ihr gegenüber war wirklich Kyle Lennox, und er lud sie wirklich zu einer Pool-Party mit den Größen der Fernsehbranche ein.
»Okay«, sagte sie schließlich und nickte. »Ich komme, warum eigentlich nicht.«
Bonnie besucht ihre Mutter
»Du hättest mir vorher sagen sollen, dass du kommst«, sagte ihre Mutter vorwurfsvoll, »dann hätte ich wenigstens einen Salat machen können.«
»Schon gut, Mom, ich brauche keinen Salat. Ich hab vorhin schon einen Cheeseburger bei Rusty’s gegessen.«
»Cheeseburger? Hast du eine Ahnung, wie viel Fett und Cholesterin in dem Zeug drin ist? Kein Wunder, dass du so zugenommen hast.«
»Danke, zu freundlich. Ich habe übrigens gerade ein paar Kilo abgenommen.«
»Seit über drei Wochen hast du dich nicht gemeldet. Jetzt kommst du mich plötzlich besuchen und rufst vorher nicht einmal an.«
»Aber jetzt bin ich da, also hör schon auf zu
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