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Das Insekt

Das Insekt

Titel: Das Insekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Graham Masterton
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gesehen habe, und seitdem liebe ich dich noch viel mehr. Verstehst du das?«
    »Du hattest ein paar Drinks zu viel, Ralph.«
    »Stimmt. Denen verdanke ich ja den Mut, dir endlich meine Gefühle zu gestehen, genau. Du bist einfach die begehrenswerteste Frau, die ich jemals getroffen habe.«
    »Ich fühle mich geschmeichelt, Ralph, aber du bist ein verheirateter Mann und ich bin eine verheiratete Frau.«
    »Na und? Ist doch egal. Du und ich wissen, dass wir mit den Falschen verheiratet sind.«
    »Ich muss dir etwas sagen, Ralph, etwas sehr Unangenehmes.«
    »Schhh, sag jetzt nichts, mach es nicht kaputt.«
    »Was?«
    »Die Illusion von einem Pärchen, das an der Bar noch kurz einen Drink nimmt, bevor es sich mit einer Flasche Schampus aufs Zimmer zurückzieht und dort wilden Sex hat.«
    »Das ist eben eine Illusion.«
    Ralph nahm seine Brille ab. »Bist du sicher?«
     

 
    Auf Ralphs Nachttisch
     
     
    Bonnie öffnete die Augen und sah auf dem Nachttisch neben sich:
    - Ralphs Brille
    - Ralphs Sekonda-Armbanduhr aus rostfreiem Stahl
    - einen Glamorex Werbekuli
    - eine angebrochene Packung Fisherman’s Friend
    - sechsundachtzig Cent Kleingeld
    - einen Hotelblock, auf den jemand das Wort »Ekstase« geschrieben hatte
     

 
    Am nächsten Morgen
     
     
    Ralph liebte sie am nächsten Morgen noch einmal. Stumm. Wie ein entspannter, geübter Schwimmer bewegte er sich langsam und gleichmäßig auf und ab. Nicht einmal ließ sein Blick von ihr ab.
    Er sah viel jünger aus ohne Brille. Fast hätte man ihn als hübsch bezeichnen können. Auch sein Körper war überraschend gut gebaut.
    Er atmete ruhig und gleichmäßig durch die Nase. Nur manchmal beugte er sich nach unten, um Bonnie zu küssen.
    Als er zum Höhepunkt kam, packte er ihren Nacken und zog ihren Kopf an seine Brust. Sie hatte das Gefühl, als wolle er sie ganz umfangen und so halten und schützen bis in alle Ewigkeit.
    Danach lagen sie Seite an Seite, und die Morgensonne fiel in breiten scharfen Streifen auf das Bett.
    »Wir sollten wohl besser langsam aufstehen«, sagte Ralph, nahm seine Uhr vom Nachttisch und hielt sie sich nah vor das Gesicht. »Um acht haben wir dieses PR-Frühstück.«
    Bonnie malte mit dem Finger kleine Kreise auf seine nackte Schulter. »Das ist schon irgendwie komisch. Duke war überzeugt davon, dass du versuchen würdest, mich ins Bett zu kriegen, und ich hab gesagt, du hättest nicht den Hauch einer Chance.«
    »Und tut’s dir Leid?«
    »Mit tut nur Leid, dass wir damit so lange gewartet haben. Ich hatte schon ganz vergessen, wie schön es sein kann.«
    »Es geht gar nicht so sehr um Sex, finde ich. Es geht um die Persönlichkeit. Vanessa strahlt so viel Persönlichkeit aus wie ein leerer Koffer.«
    »Du bist ein guter Liebhaber.«
    Er küsste sie. »Ich hoffe, das ist erst der Anfang, Bonnie.«
    »Wir haben beide Verantwortung, Ralph, wir sind keine Kinder mehr.«
    »Gerade deshalb wünsche ich mir, dass das erst der Anfang ist.«
    Sie setzte sich auf. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte, schließlich hatte sie selbst kaum verstanden, was passiert war. Es war aufregend, schmeichelhaft und gefährlich.
    Doch an diesem Morgen war die Welt nicht mehr so, wie sie noch am Abend zuvor gewesen war. Etwas hatte sich über Nacht verschoben. Alles sah vertraut aus, und doch war alles fremd.
    Bonnie stand auf und ging zum Fenster. Eine Hand hatte sie wie schützend auf ihren Unterleib gelegt. Ralph beobachtete sie vom Bett aus, sah zu, wie sie die Vorhänge zurückzog. »Am liebsten würde ich weglaufen«, sagte sie und drehte sich zu ihm um. »Weglaufen und nie mehr wiederkommen.«
    »Warum nicht. Wir können alles tun, was wir wollen.«
    »Nein, können wir nicht. Wir haben beide Unternehmen zu führen. Menschen verlassen sich auf uns.«
    »Wir verkaufen unsere Geschäfte und leben als Hippies in San Francisco.«
    »Träum weiter, Ralph Kosherick.«
    »Wer sagt, dass das Träume bleiben müssen, Bonnie Winter?«
    Sie ging zum Bett hinüber, setzte sich auf die Kante und streichelte ihm durch das Haar. »Mir ist es lange nicht so gut gegangen, weißt du das?«
    »Ich weiß. Mir auch nicht. Und darum will ich, dass das erst der Anfang ist.«
    »Wir werden sehen«, sagte sie und küsste ihn auf die Stirn.
     

 
    Das Kind in der Kiste
     
     
    Ihren Wagen stellte sie hinter dem Chevy von Dan Munoz ab, stieg aus und ging die Auffahrt hoch. Dan stand an der Tür. Er unterhielt sich mit einem verhutzelten alten Mann im

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