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Das Insekt

Das Insekt

Titel: Das Insekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Graham Masterton
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Safarianzug.
    »Hallo, Bonnie.«
    »Hallo, Dan. Nette Krawatte.«
    »Danke. Von Armani. Darf ich dir George Keighley vorstellen? Er ist der Vermieter und wird uns alles zeigen. Dann kannst du sagen, was das kosten wird. George, das ist Bonnie Winter, die beste Putzfrau der Stadt, die Königin der Reinemachefrauen.«
    George Keighley nickte ihr zu und hustete keuchend. Seine Haut hatte die Farbe von Leberwurst, die zu lange an der Sonne gestanden hatte. Seine Ohren waren groß und haarig und erinnerten an einen Hobbit.
    Das Haus am Ivanhoe Drive sah mit seinen gelben Wänden, grünen Fensterläden und dem roten Dach aus, als hätte man ein Kind mit den Malerarbeiten beauftragt. Der Vermieter führte Dan und Bonnie in den schmalen Flur. Er war schlecht gelüftet und merkwürdigerweise mit fünf Esszimmerstühlen zugestellt. Von dort aus betraten sie das L-förmige Wohnzimmer. Sessel und Sofa passten nicht zusammen, dazwischen stand ein Beistelltischchen aus den Sechzigern, das orangefarbene Holzkugeln statt Beine hatte.
    »Haben Sie über den Fall was im Fernsehen gesehen?«, fragte Dan.
    »Nein. Was ist passiert?«
    »Mieter des Hauses ist ein David Hinsey, vierundzwanzig. Er wohnte hier mit seiner Freundin Maria Carranza, zweiundzwanzig, und dem gemeinsamen Sohn Dylan, zweieinhalb Jahre alt. Hinsey hat Fernseher repariert und Carranza war Kassierin bei Kwik-Mart. Weil sie sich keinen Babysitter leisten konnten, haben sie den kleinen Dylan jeden Morgen zusammen mit einem Becher Orangensaft und ein paar Keksen in eine große zugeklebte Kiste eingesperrt, Luftlöcher hineingemacht und den Fernseher angemacht, damit er sich nicht so allein fühlte.«
    »Mein Gott«, sagte Bonnie. »Wie lange musste er da drin bleiben?«
    »Sechs bis sieben Stunden. Wenn Hinsey Überstunden machen musste, auch schon mal länger. Die Nachbarn wussten nicht, dass Hinsey und Carranza überhaupt ein Kind hatten.«
    »Hier lang«, sagte George Keighley und hustete wieder. Sie gingen an einem muffig riechenden Badezimmer vorbei. Bonnie sah, dass die gläserne Tür der Duschkabine einen langen Riss hatte. Sie kamen zum Schlafzimmer.
    »Wegen der Plünderer musste ich die Fenster geschlossen halten, darum stinkt es hier ein bisschen.«
    Er öffnete die Tür und in dieser Sekunde nahm Bonnie den scharfen Gestank von geronnenem Blut wahr. Sie trat ein und sah sich um. Orange Vorhänge verdüsterten das Zimmer, und es brauchte einige Augenblicke, bis Bonnie sich an die Lichtverhältnisse gewöhnt hatte und etwas erkennen konnte. Die typische, niederschmetternde Atmosphäre eines Ortes, an dem etwas Furchtbares geschehen war, spürte sie jedoch sofort, und das stärker als je zuvor in ihrem Leben. Ein unaussprechliches Grauen lag in der Luft. Was sich hier abgespielt haben musste, war wie eine Szene direkt aus der Hölle.
    An der einen Seite des Raumes standen zwei Betten mit den Kopfenden aneinander. Bettwäsche gab es nicht, nur zwei alte, durchgelegene blaue Matratzen. Die Matratzen waren voller Blutflecken. An der Wand hinter den Matratzen waren Blutspritzer, blutige Handabdrücke, verschmierte und getrocknete Exkremente.
    »Hinsey und Carranza konnten sich deshalb keinen Babysitter leisten«, sagte Dan, »weil sie ihr gesamtes Geld für Speed und Crack brauchten. Was genau passiert ist, werden wir wohl nie erfahren, aber es sieht so aus, als hätte Carranza sich aus Hinseys Drogenvorrat bedient. Der kam von der Arbeit nach Hause und überraschte sie dabei. Es kam zum Streit, Hinsey stach Carranza mit einem Küchenmesser nieder. Nicht nur einmal, obwohl schon der erste Stich tödlich war. Er hat zweihundertundsiebenmal auf sie eingestochen. Überall. Sogar in ihr Gesicht.«
    »Und dann?«, sagte Bonnie. Sie hatte sich auf den blassgrünen Teppich gekniet, um einen rechteckigen dunklen Fleck besser begutachten zu können.
    »Wir vermuten, dass Hinsey sich selbst getötet hat, nachdem ihm klar geworden war, was er angerichtet hatte. Er hat sozusagen Seppuku begangen, sich entleibt, stach sich mit dem Messer in den Bauch und dann so und so zickzack, bis seine Eingeweide vor ihm aufs Bett gefallen sind. Der Gerichtsmediziner meinte, es hätte sicher drei Stunden gedauert, bis er tot war.«
    »Was für eine Sauerei«, sagte Bonnie.
    Sie strich mit dem Finger durch den Teppich um festzustellen, wie tief der Fleck eingedrungen war. Hoher Polyesteranteil, dachte sie.
    Dan stellte sich neben sie. »Natürlich war das Kind noch in der Kiste, und es kam

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