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Das Intercom-Komplott

Das Intercom-Komplott

Titel: Das Intercom-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Ambler
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aus.« Ich rief Nicole und bot ihm eine Zigarette an.
    Mit dem Hundert-Franken-Schein, den er gerade seiner Brieftasche entnommen hatte, winkte er dankend ab, dann legte er ihn auf das Bestellformular. Während ich Nicole die nötigen Anweisungen gab, nahm er sich einen holländischen Stumpen aus der Tasche und zündete ihn an. Er schien es nicht eilig zu haben. Mir konnte das nur recht sein.
    »Es kommt nicht oft vor«, begann ich das Gespräch von neuem, »daß wir Gelegenheit haben, unsere Abonnenten persönlich kennenzulernen. Viele schreiben uns zwar, aber …«
    »Natürlich. Intercom ist schließlich kein Lokalblättchen, sondern eine weit verbreitete Informationsschrift.« Er sprach mit einemmal englisch. Es hatte einen eigenartigen Akzent, klang aber eher nach englischem Englisch als nach nordamerikanischem.
    »Trotzdem« – auch ich bediente mich jetzt des Englischen – »sind wir immer an den Meinungen und Vorschlägen unserer Leser interessiert. So etwas ist sehr wertvoll für uns. Und Sie, Sir, sind geschäftlich in Genf?«
    Er nickte. »Ja, ja, die Geschäfte.« Er blickte mir jetzt über die Schulter auf das Bücherregal.
    »Würden Sie so nett sein, mir zu sagen, auf welche Weise Sie etwas über Intercom erfuhren?«
    Seine Aufmerksamkeit wandte sich wieder meiner Person zu. »Aber natürlich. Einer meiner Freunde liest Ihr Blatt.« Sein Lächeln wurde noch freundlicher. »Leider habe ich eines seiner Exemplare verloren. Seitdem leiht er sie mir nur noch widerwillig – und Sie haben einen neuen Abonnenten gewonnen.«
    »Und Sie behalten einen Freund. Ich verstehe.« Ich nahm mir vor, mir in unserer Leserliste die Hamburger Adresse ein wenig unter die Lupe zu nehmen. »Wir wußten natürlich schon immer, daß die meisten Exemplare nicht nur einen Leser finden«, fuhr ich fort. »Wir sind sehr froh darüber. An hohen Auflagenzahlen waren wir noch nie besonders interessiert. Unseren Einfluß messen wir mit der Elle der Qualität, nicht der Quantität.«
    Selbst in meinen Ohren klang das leicht idiotisch. Ich kam mir vor wie der Anzeigenwerber eines neugegründeten Käseblatts, der versucht, bei Rolls-Royce einen größeren Auftrag zu ergattern. Ich sah, wie seine Augenbrauen sich hoben.
    »Jedenfalls freuen wir uns über jeden Kontakt mit unseren Lesern«, fügte ich etwas verlegen hinzu.
    »Das kann ich verstehen.« Er breitete seine Hände über meinem Schreibtisch aus, als wolle er ihn segnen. »Sie leisten der Öffentlichkeit unschätzbare Dienste und müssen natürlich stets darauf bedacht sein, diese Hilfe noch umfassender und wirksamer zu machen.«
    Das klang viel zu feierlich. Einen Augenblick lang hatte ich das ärgerliche Gefühl, er wolle mich aufziehen. Aber das durfte ich mir natürlich nicht anmerken lassen. »So ist es«, antwortete ich deshalb so unbestimmt wie möglich.
    Er beugte sich weit vor. »Darf ich Ihnen eine Frage stellen, Mr. Carter?«
    »Aber selbstverständlich.«
    »Wurden Sie schon je einmal bedroht?«
    »Unsere amerikanischen Anwälte hatten von Zeit zu Zeit alle Hände voll zu tun.«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich dachte nicht an ir gendwelche rechtlichen Schritte, Mr. Carter. Schließlich setzt sich Intercom für die Wahrheit ein, und dabei muß man sich doch einflußreiche Feinde machen. Feinde, die vor nichts zurückschrecken, um Sie zum Schweigen zu bringen.« Das traurige Lächeln war noch nicht verschwunden, aber die Augen waren vor gespieltem Entsetzen weit aufgerissen. Wenn ich angenommen hatte, er wolle mich aufziehen, so hatte ich mich wahrscheinlich doch geirrt. Er war ein Schwachkopf wie alle anderen Intercom- Leser.
    Aber schließlich sollte er für sein gutes Geld etwas bekommen. Ich sah ihn so aufrichtig an, wie wohl nur ein Chefredakteur es tun kann.
    »Wer bis jetzt kam, um uns zu drohen oder sonst irgendwelchen Ärger zu machen, hatte kein Glück.«
    »Aber was würden Sie tun?«
    »Das hinge von den Umständen ab.«
    »Nehmen wir einmal an, es käme jemand, der die Informationsquelle einer Ihrer Geschichten erfahren will. Wie würden Sie sich verhalten?«
    »Wir geben unsere Quellen nie preis. Ich würde ihm sagen, er solle sich zum Teufel scheren.«
    »Haben Sie eine Pistole?«
    »Nein.« Der hat wirklich eine Meise. Dachte ich.
    »Nehmen wir an, man bedroht Sie. Man droht Ihnen an, man werde körperliche Gewalt anwenden.«
    »Soweit ist es noch nie gekommen, Mr. Siepen.«
    »Aber es könnte doch einmal passieren, Mr. Carter. Wie würden Sie sich

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