Das Intercom-Komplott
glaubte zwar nicht, daß er sich verwirklichen lassen würde, aber es war doch gut zu wissen, daß jemand da war, der für mich hoffte, für mich rechnete. An diesem Abend trank ich nicht mehr als zwei Glas.
Zehn Tage später rief mich Dr. Bruchner an.
»Ich habe ein Angebot für den Aktienanteil des Generals«, sagte er. Seine Stimme klang so, als könnte er kaum daran glauben.
»Hoffentlich ist es ein gutes Angebot.« Ich versuchte, nicht in den gleichen ungläubigen Tonfall zu geraten.
»Gut genug immerhin, es dem Testamentsvollstrecker zu unterbreiten.«
»Darf ich erfahren, wer sich dafür interessiert?«
»Oh – das ist es ja gerade, warum ich Sie anrufe.
Vielleicht können Sie mir helfen. Der mögliche Käufer ist ein Herr Arnold Bloch aus München. Seinem Briefbogen ist zu entnehmen, daß er als Public-Relations-Berater für die Industrie arbeitet. In seinem ersten Brief, in dem er fragte, ob das Aktienpaket noch zum Verkauf stünde, schrieb er auch, er habe französische und westdeutsche Partner, die im Handel von Waffen und Munition tätig seien. Ich habe den Eindruck, daß er Intercom dazu benutzen will, die Geschäftsinteressen seiner Partner durch Public-Relations-Maßnahmen zu fördern.«
»Das klingt vernünftig. Und wenn sie es aus ihrem Werbeetat finanzieren wollen, sind sie natürlich nicht darauf angewiesen, etwas dabei zu verdienen. Sie steigen also mit offenen Augen ins Geschäft ein und wissen, was sie vorhaben.«
»Dasselbe dachte ich auch.«
»Und wie kann ich Ihnen helfen?«
»Wenn ich an den Testamentsvollstrecker telegrafiere, will ich ihm versichern können, daß dieser Herr Bloch als Käufer überhaupt in Frage kommt.«
»Kann er einen Teil der Summe bar auf den Tisch legen?«
»Bitte, bitte, Monsieur Carter!« Diese Frage hatte ihn wohl verletzt; ich hätte wissen müssen, daß ich ihn danach nicht fragen durfte. »Das war natürlich das erste, was ich über ihn in Erfahrung brachte. Die Bankauskunft aus München liegt bereits vor. Auf alle Fälle ist er liquide. Aber ich möchte auch die Versicherung geben können, daß er politisch verläßlich ist. Ein Mensch also, gegen den der General nichts hätte einwenden können.«
»Ich verstehe.«
»Leider weiß ich nun über Herrn Bloch in dieser Hinsicht kaum etwas. Immerhin scheint er ein sehr umsichtiger Mann zu sein. So bat er mich zum Beispiel ausdrücklich, Ihnen zu versichern, daß er hofft, in Zukunft auf eine Zusammenarbeit mit Ihnen rechnen zu können, wenn sein Kaufangebot akzeptiert wird.«
»Das ist gut – für ihn. Denn liegt hier nicht schon die Antwort? Ihm gefällt Intercom , wie es ist, und schon darum kann man ihn aus politischen Gründen kaum ablehnen. Ich halte es für möglich, daß er nichts anderes will, als von Zeit zu Zeit ein paar für seine Produkte werbende Texte einzustreuen.«
»Ich verstehe. Aber …«
»Und was halten Sie sonst von ihm?«
»Das ist ja gerade das Schwierige. Ich habe mit ihm korrespondiert, wir unterhielten uns am Telefon, aber ich hatte noch keine Möglichkeit, ihn persönlich kennenzulernen. Auf alle Fälle habe ich den Eindruck, daß er eine gute Erziehung genossen hat. Er spricht fließend deutsch, und trotzdem glaube ich nicht, daß er in Deutschland geboren ist.«
»Vielleicht ein Österreicher?«
»Möglich. Ich weiß es aber nicht. Über einen Münchner Geschäftsfreund ließ ich erste Nachforschungen anstellen, aber viel kam dabei nicht heraus. An der angegebenen Adresse unterhält er ein Büro; dem Türschild ist zu entnehmen, daß er weitere Niederlassungen in Paris und in Rom hat. Das steht auch auf seinem Briefbogen, nur sind leider die dortigen Anschriften nicht angegeben. Allem Anschein ist er häufig für seine Kunden auf Reisen. In München beschäftigt er kein festes Personal. Die Büromiete wird über Dauerauftrag von der Bank bezahlt.«
»Das spricht natürlich nicht gegen ihn.«
»Nein.« Man merkte, wie Dr. Bruchner sich bemühte, seine Zweifel zu verbergen. »Ehe ich das Telegramm abschicke«, fuhr er fort, »könnten Sie vielleicht versuchen, etwas mehr zu erfahren? Ich weiß, daß Sie über entsprechende Unterlagen und Informationsquellen verfügen, und Sie sind in solchen Dingen erfahren. In meinem Telegramm will ich mitteilen können, daß alle Nachforschungen nichts zu seinen Ungunsten erbracht haben.«
»Einverstanden. Ich tue, was ich kann, und werde Sie später wieder anrufen.«
Tatsächlich konnte ich nur sehr wenig unternehmen. Die
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