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Das Intercom-Komplott

Das Intercom-Komplott

Titel: Das Intercom-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Ambler
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potentiellen Verkäufer einerseits und dem potentiellen Käufer andererseits. Die Motive dieser beiden Parteien gingen sie nichts an.
    Dennoch hätte Dr. Bruchner sein Büro am Abend gern mit gutem Gewissen verlassen, und um das zu erreichen, entschloß er sich, Theodore Carter nun doch anzurufen, um ihm Blochs Brüsseler Postlageradresse mitzuteilen.
    Es gelang ihm nicht, eine Verbindung mit dem Intercom- Büro herzustellen – es war schon nach sechs Uhr –; darum versuchte er es über Carters Privatnummer. Aber auch dies brachte keinen Erfolg. Ihm blieb also nichts anderes übrig, als Carter ein Telegramm mit Blochs Anschrift zu schicken.
    Er war sicher, unter den gegenwärtigen Umständen alles getan zu haben, was dem Chefredakteur helfen konnte.

KAPITEL 6
    THEODORE CARTER
     
    Tonbanddiktat
     
    Der Grund dafür, daß Dr. Bruchner mich an jenem Freitagabend nicht erreichen konnte, lag darin, daß ich just zu dieser Zeit entführt wurde.
    Wenn Sie dies im Auge behalten, sehr geehrter Mr. L. werden Sie gewiß nicht allzu enttäuscht sein, daß Ihr fesselnder Bericht über die Verkaufsverhandlungen unseres heldenmütigen Freundes Bruchner mit dem mächtigen, bösen Bankhaus Schwob mich nicht gerade zu Tränen rührte. Hätte dieser engstirnige Idiot auch nur eine Spur gesunden Menschenverstands besessen – von dem Gefühl dafür, was sich gehört, ganz abgesehen –, hätte er mir zu diesem Zeitpunkt etwas über das verrückt hohe Kaufangebot gesagt, ich hätte ihm schon erzählt, was bei mir los war. Gemeinsam wäre es uns bestimmt gelungen, auf den eigentlichen Sinn dieser Vorgänge zu kommen, und gewiß hätten wir dem ganzen Unfug ein Ende machen können, bevor der Schaden angerichtet war. Aber nein.
    »Carter wirkte äußerst erregt; Bruchner fiel es zeitweise schwer, überhaupt zu verstehen, was er sagte.«
    Das stimmt in zweierlei Hinsicht nicht, Mr. L. Ich sagte ein paar Sätze in einem ziemlich hemdsärmligen Englisch, das er nicht verstand. Und ich war nicht im mindesten erregt, sondern es war seine Begriffsstutzigkeit, die mich fast verrückt werden ließ. Als ich ihn am Mittwochmorgen anrief, hatte ich gerade ein neues Memorandum von diesem verdammten Herrn Bloch bekommen; aber nicht nur das, sondern außerdem ein weiteres SESAM-Bulletin. Ich machte mir die allergrößten Sorgen. Sie können mir glauben, daß es Ihnen bestimmt nicht anders gegangen wäre, hätten Sie an meiner Stelle gestanden.
    Man hat mir in meinem Leben schon viel angehängt, aber daß ich ein Einfaltspinsel sei, hat noch niemand behauptet. Ich gebe zu, daß ich mich am Anfang über diese Bulletins lustig machte und sie nicht weiter ernst nahm, ich verharmloste sie dadurch, daß ich sie mit Blochs angeblichen Zielen erklärte, aber das dauerte nicht sehr lange. Wer längere Zeit glauben konnte, daß die SESAM-Bulletins nichts anderes seien als harmlose kleine Tricks, durch die man die Leute im Pentagon und anderswo auf sich aufmerksam machen wollte, muß ganz einfach schwachsinnig gewesen sein. Und nach jener Schmierenkomödie – Regisseur: CIA, Darsteller: Goodman und Rich – konnte ich nicht einmal mehr so tun, als ob ich daran glaubte.
    Was aber sollte ich annehmen?
    Sie haben es leicht, Mr. L. Sie wissen, worum es ging. Und Valerie hatte es auch leicht, so klug wie sie ist.
    A propos: Bevor sie sich mit diesem Psychiater einließ, hätte sie nie auf eine so kaltblütige, pseudoanalytische Art über mich gesprochen. Nie. Sie ist nicht mehr die, die sie einmal war.
    Was also sollte ich glauben?
    Sie werden jetzt lachen, Mr. L. Sie werden wirklich lachen müssen.
    Mir kam allmählich der häßliche Verdacht, daß Herrn Blochs Geschäft nicht darin bestand, Waffen zu verhökern, sondern Geheimnisse. Muß man darüber nicht lachen? Ich hatte das unangenehme Gefühl, daß man Intercom als Schaufenster benutzte. Warum auch nicht? Kalkulierte Indiskretion. »Sie suchen Qualitätsgeheimnisse? Bitte schön, wir haben sie. Hier ist eine Auswahl aus unserem Angebot, das Ihnen Aufschluß über die Güte der Waren gibt. Postkarte genügt, und Sie erhalten unseren Gratiskatalog. Oder rufen Sie an: bei Arnold Bloch & Co.« Am Rande der Nachrichtendienste stehen genügend Herde, auf denen man seinen Braten brutzeln kann. Und vielleicht ist die Einführung moderner Marketing-Methoden in das Zweitälteste Gewerbe der Welt schon längst überfällig.
    Denn wie hätte ich ahnen können, daß sie nichts anderes verschachern wollten als

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