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Das Intercom-Komplott

Das Intercom-Komplott

Titel: Das Intercom-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Ambler
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Er hatte keine Lust, die astronomisch hohe Summe zu nennen, die Bloch gefordert hatte, da er fürchtete, in den Ruf der Leichtfertigkeit und Unverantwortlichkeit zu geraten. Das Ansehen des Advokaturbureaus stand auf dem Spiel. Andererseits wollte er Dr. Schwob auch nicht belügen. Wenn der Kunde des Bankiers bereit war, fünfzigtausend Dollar für Aktien im Nominalwert von zehntausend Dollar zu zahlen, war ihm offensichtlich sehr daran gelegen, in ihren Besitz zu kommen. Und es war an zunehmen, daß solch ein Mann, wenn man seine Pläne durchkreuzte, sich direkt an Arnold Bloch wenden könnte. Dann würden alle Parteien erfahren, daß Bruchner sich nicht nur nicht an die schriftlichen Instruktionen seines Klienten gehalten, sondern sie auch nach Gutdünken interpretiert hatte. Damit hätte er sich als Anwalt selbst disqualifiziert. Er versuchte, einer Antwort auszuweichen.
    »Herr Bloch ist der Ansicht, daß das gegenwärtige Angebot nicht einmal als Grundlage ernsthafter Verhandlungen angesehen werden kann«, sagte er. »Das soll natürlich nicht bedeuten, ich wiederhole es, daß er unter keinen Umständen verkaufen will. Nur habe ich den Eindruck, daß er sich dazu nur zu einer Summe bereitfinden wird, die Ihr Kunde nicht akzeptieren wird.« Ihm war daran gelegen, so rasch wie möglich aus der Gefahrenzone zu kommen. »Wie ich Ihnen schon bei unserem ersten Gespräch andeutete, hat Intercom einen indirekten geschäftlichen Wert – indirekt und jedenfalls auf andere Weise zu berechnen als durch simple Addition der Aktiva. Und ganz bestimmt sehr viel höher.«
    Seine letzten Worte wurden begleitet von einem ungeduldigen Schnauben am anderen Ende der Leitung. Schließlich unterbrach Schwob ihn: »Es ist doch klar, daß mein Kunde diesen indirekten Wert, wie Sie ihn nennen, im Auge hatte, als er uns beauftragte, Ihnen sein Angebot zu unterbreiten. Die Zahlen sollten für sich sprechen.«
    Dr. Bruchner fühlte sich etwas wohler. Wenn der Bankier und sein Klient erkannt hatten, daß das, wofür sie ein solch außergewöhnliches Angebot machten, kein schwachbrüstiges kleines Presseunternehmen war, sondern eine ganz bestimmte Eigenschaft eben dieses Unternehmens, die so schwer einzuschätzen und zu bewerten ist wie etwa das Know-how einer Firma, dann wurde die ganze Unterhaltung mit einemmal weniger unrealistisch. Das Kaufangebot, so überlegte Dr. Bruchner, mußte von Arnold Blochs Konkurrenten kommen.
    Aber seine Erleichterung hielt nicht lange an. Er hatte gerade begonnen, die Schwierigkeit zu erläutern, bei solchen Objekten zu einem gerechten Preis zu kommen, als ihn Dr. Schwob wieder unterbrach.
    »Wieviel?« fragte er.
    Dr. Bruchner war wieder in der Klemme.
    »Wieviel?« wiederholte Dr. Schwob scharf.
    Dr. Bruchner versuchte, das Unvermeidbare hinauszuzögern. Aber es half nichts.
    »Eine halbe Million«, antwortete er.
    Schwob war unbarmherzig. »Franken?«
    Es half nichts, ihm ausweichen zu wollen. Dr. Bruchner holte tief Luft. »Nein. Amerikanische Dollar.« Er wartete darauf, daß der Himmel einstürzte.
    Zu seiner größten Verwunderung tat er es nicht. Zwei Sekunden lang blieb Dr. Schwob stumm, bis er ihn bat: »Einen Augenblick, bitte.«
    Diesmal schwieg der Bankier etwas länger. Wahrscheinlich rechnete er etwas zusammen. Dann – endlich – fragte er:
    »Sie irren sich gewiß nicht? Besteht nicht die Möglichkeit eines Mißverständnisses?«
    »Nein. Ich habe schriftliche Anweisungen von Herrn Bloch erhalten.«
    »Aha.«
    Bruchner, der wieder Mut geschöpft hatte, nannte ihm auch die weiteren Punkte: »Ich soll Ihnen außerdem noch sagen, daß die halbe Million als unterste Grenze anzusehn ist. Wenn Ihr Kunde nicht sofort zusagt und unterdessen höhere Angebote einlaufen, wird Herr Bloch sich an diesen Betrag nicht gebunden fühlen. Jedenfalls ist dies kein exklusives Angebot zu einem Fixpreis.«
    »Ich habe verstanden.« Dr. Schwobs Stimme klang gelassen und geschäftsmäßig. »Ich werde natürlich meinen Kunden konsultieren. Sollte er sich dazu entschließen, in dieser Angelegenheit weitere Schritte zu unternehmen, werden wir Sie unterrichten.«
    »Danke.« Bruchner hatte sich wieder einigermaßen erholt. »Wollen Sie mir den Inhalt dieses Gesprächs schriftlich bestätigen?«
    »Ich glaube nicht, daß das notwendig ist.« Der Bankier legte eine Pause ein, als wolle er dadurch andeuten, daß für ihn das Gespräch beendet sei. Aber dann fuhr er fort: »Ihr Klient spielt mit hohem Einsatz.«
    »Ja,

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