Das Intercom-Komplott
Schweigen?
Aber lassen wir das Gerede. Lassen wir beiseite, was ich dachte oder nicht dachte. Halten wir uns an die Fakten.
An jenem Abend, als Goodman und Rich mir ihren Besuch abgestattet hatten und ich durch Valerie auch über den Genossen Skriabin informiert war, entschloß ich mich, mir am nächsten Morgen zuerst einmal Arnold Bloch vorzuknöpfen, um ihn zu fragen, in welches Spiel er sich eigentlich eingelassen hatte. Außerdem nahm ich mir vor, keinen einzigen dieser ärgerlichen Artikel zu drucken, ehe es ihm gelungen war, mir klarzumachen, daß mein Verdacht unbegründet sei und es gute Gründe gebe, seine Bulletins zu veröffentlichen.
Doch als ich am nächsten Morgen ins Büro kam, erreichte mich Blochs zweites Memorandum.
AN : Theodore Carter, Genève
VON : Arnold Bloch, München
BETRIFFT : Geheimhaltung
Vertraulich!
Ich freue mich, Ihnen mitteilen zu können, daß die Veröffentlichung der SESAM-Bulletins in den vergangenen Wochen sich auf jene Märkte, die meine Geschäftsfreunde in erster Linie interessieren, höchst zufriedenstellend ausgewirkt hat. Zu Ihrer persönlichen Unterrichtung kann ich feststellen, daß diese Bulletins wesentlich mit dazu beitrugen, daß unseren französischen Freunden Möglichkeiten eröffnet wurden, die ihnen zuvor versperrt waren. Die Aussichten auf die Zukunft scheinen erfolgversprechend. Es ist unnötig zu unterstreichen, daß Ihre Mitarbeit und Ihre strikte Einhaltung meiner Instruktionen in hervorragendem Maß bewirkt haben, daß die gegenwärtige günstige Situation erreicht wurde. Sie dürfen versichert sein, daß wir dies zu würdigen wissen.
Wie zu erwarten war, haben jedoch die Konkurrenten meiner Partner nichts unversucht gelassen, diesen neuen Weg der Werbung in Mißkredit zu bringen. Aus verläßlichen Quellen wurden wir darüber unterrichtet, daß man verschiedene westliche Regierungsbehörden – unter ihnen auch den Bundesnachrichtendienst, wie man uns wissen ließ – veranlassen wollte, eine weitere Publikation technischer Informationen zu unterbinden. Als Begründung dafür wurde angegeben, daß wir Repressalien sowjetischer Dienststellen provozieren könnten, wenn wir die Sicherheitskontrollen des Warschauer Pakts so offensichtlich umgehen.
Sie werden gewiß mühelos einsehen, daß es der traditionell antikommunistischen, antisowjetischen Einstellung von Intercom widersprechen würde, sollten wir uns solchem Druck beugen. Sollte man sich mit derartigen Wünschen an Sie als den Chefredakteur des Blattes wenden, werden Sie sie mit dem genannten Argument strikt zurückweisen. Sie sollten darüber hinaus darauf hinweisen, daß Sie hinsichtlich der politischen Linie keine Entscheidungsbefugnis haben, da diese durch die Mehrheitsbesitzer der Intercom Publishing Enterprises AG wahrgenommen wird. Wenn man Sie unter Druck setzt, bitte ich Sie, mir sofort die Person oder die Personen zu nennen, die an Sie herangetreten sind. Ich brauche Sie wohl nicht darauf hinzuweisen, daß jegliche Einflußnahme durch irgendeine ausländische Behörde auf ein Schweizer Geschäftsunternehmen von den dortigen Sicherheitsbehörden nicht geduldet werden kann. Es könnte jedoch notwendig werden, andere an diesen Tatbestand zu erinnern, wenn sich die Notwendigkeit dazu ergibt.
Ich bitte Sie, mich über jeden Einmischungsversuch sofort telegrafisch zu unterrichten, damit Schritte unternommen werden, die eine Wiederholung verhindern. Der entsprechende Nachrichtendienst soll dabei einfach durch seine Nationalität kenntlich gemacht (z. B. Deutsche, Amerikaner, Engländer usw.) und die Art seines Vorgehens diskret beschrieben werden.
Wie wichtig es ist, daß wir unsere Unabhängigkeit bewahren und uns niemand das Recht auf eine völlig freie Unterrichtung unserer Leser über technische und wissenschaftliche Themen auch nur im geringsten streitig machen darf, kann nicht energisch genug unterstrichen werden. Wir dürfen jetzt nicht schwach werden, keine Bereitschaft zu Kompromissen zeigen und uns nicht einschüchtern lassen. Wenn wir stark bleiben, werden wir niemanden fürchten müssen, und sowohl unsere Konkurrenten wie auch deren dubiose Verbündete werden nicht umhin können, sich mit dieser Tatsache abzufinden.
Beiliegend finden Sie das SESAM-Bulletin Nummer sechs, das in die dieswöchige Ausgabe aufgenommen werden soll. In wenigen Tagen wird Sie das Bulletin Nummer sieben erreichen, das sich ausführlich mit der Beschaffungspolitik der NATO beschäftigt und
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