Das Internat
für unschuldig befunden und entlassen worden. Außerdem half er der Polizei, die wahren Mörder zu finden."
Wenige Momente später saß Mattie an ihrem Schreibtisch und starrte auf das Telefon. Ihr erster Anruf würde in ein Luxusressort nach Mexiko gehen, der zweite ins Weiße Haus.
5. KAPITEL
J ane Mantle war nicht erfreut, ihre persönliche Assistentin Mia von der anderen Seite des runden Empfangszimmers für Diplomaten winken zu sehen. Mia war zwischen den Flügeltüren hindurchgeschlüpft und stand nun etwas unschlüssig in der Nähe eines mit gelbem Damast bezogenen Sofas. Die Handbewegung der jungen Frau signalisierte, dass es wichtig war, und ihre Einschätzung musste Jane ernst nehmen. Die Besprechung mit der Frau des peruanischen Botschafters hätte Mia nicht ohne guten Grund gestört.
Sie nickte Mia kaum merklich zu.
"Vergeben Sie mir, Señora Velasquez." Jane achtete darauf, eine Hand auf den Arm der zierlichen Frau zu legen, und versprach, sofort zurück zu sein. Was den persönlichen Kontakt mit ausländischen Würdenträgern anging, variierte das Protokoll. Aber Jane war gesagt worden, dass die südlichen Nachbarn weniger Wert auf die formelle Konversation legten als auf den Körperkontakt, obwohl das bei den Männern über Handschütteln nicht hinausging. Jane fand das seltsam, aber sie achtete penibel darauf, es richtig zu machen.
Mit ihren achtunddreißig Jahren gehörte sie zu den jüngeren First Ladys der Geschichte, aber das war für sie kein Grund, etwas im Alleingang zu unternehmen oder die Vorschriften zu missachten. Regeln gaben ihr Sicherheit. So viel Sicherheit, dass sie dafür bekannt war, selbst welche aufzustellen, wenn Zweifel auftraten. Die Medien bezeichneten sie gern als die bestorganisierte First Lady der Gegenwart, obwohl das nicht unbedingt ein Kompliment war. Man hatte sich in der Presse darüber lustig gemacht, dass sie genau drei vierminütige Pausen in ihren Zwölf-Stunden-Tag eingeplant hatte, in denen sie auf die Toilette verschwinden konnte. Auch die Bemerkungen über ihre pastellfarbenen Anzüge waren wenig schmeichelhaft.
Sie war ein Frühlingstyp, Herrgott noch einmal. Was sollte sie denn tragen? Schwarz?
Als Jane die Frau allein ließ, tauchte wie von Geisterhand eine Angestellte auf, um Señora Velasquez eine Erfrischung anzubieten.
"Sie haben einen Anruf, Ma'am", sagte Mia. "Ich glaube, es ist dringend."
"Ist es der Präsident?" Janes erster Gedanke galt Larrys Gesundheit. Er hatte über Brustschmerzen geklagt, und sie glaubte fest an die Heilkraft von Kräutern und Naturmedizin. Sie hatte ihn selbst behandelt, statt die ganze Nation durch einen Arzttermin des Präsidenten in Alarmbereitschaft zu versetzen. Es würde schon wieder werden. Es musste. Das Land brauchte ihn, und sie brauchte ihn auch. Aber sie würde ihn sofort in die Bethesda-Herzklinik bringen, sollte sich sein Zustand verschlechtern.
Seit fünfzehn Jahren waren sie verheiratet, aber Jane hatte sich und ihren Beruf nicht für Larry Mantles politische Karriere geopfert, wie so viele glaubten. Sie hatte sich bewusst dafür entschieden. Im Gegensatz zu vielen anderen Präsidenten-Ehepaaren hatten sie keine Kinder, ebenso wenig Hunde oder Katzen, aber sie waren ein eingeschworenes Team. Das verstanden die wenigsten. Was würde sie tun, wenn sie sein Schiff nicht mehr steuern konnte? Er war der Pilot, aber sie war seine Lotsin.
"Nein, Ma'am, es ist Matilda Smith. Es tut mir leid, aber …"
"Matilda Smith?" Es war Jahre her, aber Jane würde Mattie Smith nie vergessen. Sie konnte sich nur nicht vorstellen, dass sie hier anrief, einfach so, ohne Vorwarnung.
"Sie sagte, sie sei eine alte Freundin", erklärte Mia. "Sie seien zusammen zur Schule gegangen. Sie beharrte darauf, dass es dringend sei und dass Sie die Unterbrechung gewollt hätten. Ich hoffe, ich habe keinen Fehler gemacht."
Jane legte die Finger an ihren Hals, auf die Perlenkette, die sie trug. "Nein, das ist in Ordnung. Lassen Sie sich die Nummer geben und sagen Sie ihr, dass ich zurückrufe, sobald das Gespräch mit Señora Velasquez beendet ist."
Alle möglichen Fragen gingen Jane durch den Kopf, als sie zu ihrem Gast zurückkehrte, der nun auf einem blau-gold gemusterten Diwan saß und weder den Anistee noch das Karamellbaiser – beides peruanische Spezialitäten – angerührt hatte. Kein gutes Zeichen, wenn Würdenträger im Weißen Haus nichts aßen. Normalerweise nahmen sie das, was ihnen angeboten wurde, schon aus Respekt
Weitere Kostenlose Bücher