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Das Internat

Das Internat

Titel: Das Internat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Forster
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war Breezes Aufgabe, ihren Kunden das Gefühl von Schutz und Sicherheit zu vermitteln – und sie darin zu bestärken, dass sie ihren exzeptionellen Status verdienten. Manche waren abstoßend. Aber die behandelte sie auf eine ganz spezielle Art und Weise.
    Der seidene Kimono wogte um ihre nackten Beine, als sie den Hörer abnahm und die Empfangsdame des Spas sich meldete.
    "Miss Wheeler? Hier ist ein Telefongespräch aus den Staaten für Sie."
    "Ich kann jetzt nicht, Therese."
    "Sie sagt, es sei dringend."
    "Sie?"
    "Matilda Smith. Sie sagte, Sie wüssten, wer sie sei."
    "Oh, mein Gott."
    "Miss Wheeler?"
    Breeze glitt der Hörer aus der Hand, sie hörte, wie er auf dem Boden aufschlug. Ihre ohnehin schon helle Haut war so weiß geworden wie die Marmorplatte ihrer Kommode. Woher konnte Mattie die Telefonnummer haben? Ihre kleine Beautyfarm hatte Breeze zu einem luxuriösen Ressort ausgebaut, mit vielen, hervorragend ausgebildeten Mitarbeitern, und ihr Kundenkreis gehörte zu dem exklusivsten der Welt. Das Spa war nicht öffentlich. Wo es lag, wussten nur einige Auserwählte. Aber Mattie hatte sie aufgespürt, obwohl sie in den letzten Jahren den Kontakt nur sporadisch per E-Mail gehalten hatten.
    Wie eine Familie hatten sie zueinandergestanden, aber ihre Verbindung war sogar noch stärker als das gewesen, stärker als Blut. Im Internat war Breeze Teil eines unzertrennlichen Trios gewesen. Nach dem Schulabschluss hatten sie sich aus den Augen verloren. Keine von ihnen besaß Familienangehörige, die der Rede wert waren, deshalb schien es umso wichtiger, dass sie sich regelmäßig anriefen oder trafen. Aber das funktionierte nur ein paar Jahre lang. Mattie hatte als Anwältin Karriere gemacht, und Jane, die furchtlose Anführerin, hatte einen Politiker geheiratet. Nach der Hochzeit galt sie als eine Person des öffentlichen Lebens. Es kam ihnen klüger vor, dass jede ihren eigenen Weg ging, und obwohl es unausgesprochen blieb, hatte Breeze nie aufgehört, ihre zwei Seelenverwandten zu vermissen.
    "Miss Wheeler, Ihr Gast ist außerdem schon da. Er wartet bereits …"
    "Therese, entschuldigen Sie mich bitte bei ihm. Seien Sie zuvorkommend, lenken Sie ihn mit etwas Leckerem ab, Champagner und Beluga-Kaviar, wenn es sein muss, aber geben Sie mir ein paar Minuten, bevor Sie ihn hochschicken."
    Was für eine bizarre Wahl, dachte Breeze: Für wen sollte sie sich entscheiden: für die alte Schulfreundin, die ihr das Leben gerettet hatte – oder für einen der hochdekoriertesten ausländischen Würdenträger ihrer Kundschaft?
    "Was ist mit dem Anruf?", fragte Therese.
    Breeze zögerte, immer noch hin- und hergerissen. Wenn das Mattie Smith war, ging es hier nicht um die Ankündigung einer Hochzeit oder die Geburt eines Babys. Es war etwas Großes, und Breeze, normalerweise flatterhaft, musste sich darauf vorbereiten. Nicht einmal sie watete ohne anständige Stiefel durch ein krokodilverseuchtes Gewässer.
    "Notieren Sie bitte die Nummer", antwortete sie.
    Wenn es nicht Mattie gewesen war, die angerufen hatte, sondern jemand anders – und das war möglich –, dann wollte sie im Vorfeld so viel wie möglich wissen, und das erforderte etwas Detektivarbeit. Denn Breeze musste vorsichtig sein. Sie musste die Anonymität ihrer Klienten schützen.
    Breezes Suite hatte ein Wohnzimmer und eine Bar. Sie griff nach dem Alkohol, den sie selbst kaum je anrührte, dafür aber reichlich an ihre Kunden ausschenkte. Schnell goss sie sich ein goldgerändertes Glas ein, vielleicht enthielt die Flasche Cointreau, Breeze bemerkte es nicht. Der brennende Geschmack trieb ihr Tränen in die Augen. Nicht einmal die Hälfte hatte sie getrunken, aber das war sowieso unwichtig. Was ihr fehlte, konnte nicht durch einen Drink ersetzt werden.
    Es würde schon gut gehen. Was auch immer passieren würde, sie fände die Kraft, damit klarzukommen. Das hatte bisher immer funktioniert.
    Jetzt musste sie sich auf ihren Gast vorbereiten.
    Innerhalb von Sekunden zog sie den Kimono aus und das rote Babydoll an, das aus so dünnem Stoff gefertigt worden war, dass Breeze sich nackt fühlte. Dass weniger mehr war, besonders was die Kleidung anlangte, hatte sie früh in ihrer Jugend lernen müssen.
    Sie warf das Nichts von Stoff über, dazu eine passende, mit flauschigen Federn verzierte Chiffonweste, die sie offen ließ, und schließlich ein paar rote Satinpumps.
    "Die Vorstellung kann beginnen", murmelte sie und strich sich über den Kopf, um die Haare in Ordnung zu

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