Das Internat
wollte wahrscheinlich, dass du mich für schuldig hältst. Sie hat eine Pistole aus meinem Haus gestohlen und ihren Vater damit erschossen, aber ich glaube nicht, dass sie ihn wirklich töten wollte. Es war ein Verbrechen aus Leidenschaft. Offensichtlich hat sie mir den Mord anhängen wollen, genau wie deine Entführung."
Er ballte die Hand zur Faust. "Wie kann ein Gehirn so grauenhaft verdreht sein, dass es keinen Respekt mehr vor menschlichem Leben hat?"
Mattie schauderte. "Gott sei Dank ist sie für lange Zeit hinter Gittern. Hoffentlich für immer."
Bei dem erschreckenden Gedanken, was als Nächstes auf sie zukam, schwieg Mattie. Sie warf einen Blick auf ihre Fingernägel, die grauenhaft aussahen, nur nicht aus dem üblichen Grund. Um nicht verrückt zu werden, hatte sie an ihrem Steingarten gearbeitet, Unkraut gejätet und umgeräumt. Sogar ein paar richtige Blumen hatte Mattie in ihrem Garten gepflanzt, Sukkulente und andere schöne Gewächse. Blumen waren fröhlicher als Steine, und sie dufteten besser.
"Bist du okay?" Aufmerksam betrachtete Jameson ihre zerknitterte Bluse, die kakifarbene Hose und den besorgten Gesichtsausdruck.
"Ich hoffe es", sagte sie. "Es gibt noch etwas, das ich dir erzählen muss."
Er antwortete nicht. Sogar ein einfaches "Was?" hätte es leichter gemacht. Trotzdem redete sie drauflos, erzählte Jameson von dem gescheiterten Versuch der einsamen Mädchen, Miss Rowe mit Herzwein zu vergiften. Zuzugeben, dass Jane zurückgekehrt war, um den Job zu erledigen, für den Jamesons Bruder ins Gefängnis gewandert war, fiel Mattie am schwersten.
Das Gesicht schmerzverzerrt, kämpfte er sich mühsam in eine aufrechte Position.
"Jameson, bleib liegen", bat sie. "Du wirst die Narben aufreißen."
"Es war Jane, und das erzählst du mir erst jetzt?" Er ließ sich in die Kissen fallen.
"Ich habe es nicht gewusst." Mattie erklärte, dass Jane es nie jemandem gestanden habe außer David Grace. An ihn hatte Jane sich gewendet, weil sie von seiner Beziehung zu Miss Rowe wusste.
Jameson bemühte sich nicht, seine Bitterkeit zu verstecken. "Jane könnte bei Tansy Black in San Quentin landen. Da gehört sie wahrscheinlich hin."
Mattie konnte Janes Handeln nicht rechtfertigen, obwohl sie es besser verstand, wenn sie die Umstände betrachtete. Eines Tages könnte Mattie ihm vielleicht die Angst und Verzweiflung erklären, die ihre Freundin dazu getrieben hatte: Janes tief sitzendes, brennendes Pflichtgefühl. Jetzt war nicht der richtige Augenblick.
"Jane mag es getan haben, aber das entlastet weder Breeze noch mich. Wir sind genauso schuldig an dem versuchten Mord."
Er hatte sich beruhigt. "Sicher wird man berücksichtigen, dass sie euch misshandelt hat und versucht hat, euch an den Höchstbietenden zu verkaufen. Ihr wart minderjährig. Ihr müsst ihnen alles sagen."
Wie aus weiter Ferne nahm Mattie ein Klingeln wahr. Die Gegensprechanlage des Krankenhauses wahrscheinlich. Mattie konnte das Quietschen der fahrbaren Krankenliegen hören und wie Leute flüsternd miteinander sprachen, als sie an der Tür vorbeigingen.
"Um mich mache ich mir keine Sorgen", sagte sie. "Es ist Jane. Sie ist entschlossen, ins Gefängnis zu gehen, und es sieht schlecht für sie aus."
"Warum? Sie wird eine Armee von Anwälten bekommen. Ihr wird nichts passieren, wahrscheinlich muss sie keinen einzigen Tag absitzen."
Mattie war sich da nicht so sicher. Eine hochkarätige Anwaltschaft würde Jane möglicherweise aus Prinzip ablehnen. "Du musst sie hassen", brach es aus Mattie hervor. In demselben Moment fragte sie sich, ob seine Gefühle Jane gegenüber sich auf sie übertragen würden – oder ob das schon geschehen war.
"Nicht nur Jane hat meinen Bruder ins Gefängnis gebracht und ihn dort festgehalten. Es war eine Verschwörung, die seine Familie mit einschloss. Jane hat ihren Teil der Schuld, ich trage meinen."
Aber nur Jane wird wegen eines Verbrechens beschuldigt werden, dachte Mattie und sorgte sich um ihre Freundin.
Draußen ratterte eine weitere Liege vorbei, ein Arzt wurde angepiepst. Mattie war froh, dass sie diese Geräusche ignorieren konnte. Als sie darauf gewartet hatte, dass Jameson aufwachte, hatte jedes Piepsen im Krankenhaus sie in Alarmbereitschaft versetzt.
Er betrachtete sie intensiv. "Warum hast du mir geschworen, dass du nichts mit Miss Rowes Tod zu tun hattest? Warum hast du mir nicht die Wahrheit gesagt?"
"Ich wusste nicht, dass Jane es getan hatte", erklärte sie. "Und ich hätte es dir
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