Das Internat
Mattie brauchte. Eine Schönheitsbehandlung und einen Duft, der sie beruhigte. Armes Ding, sie machte sich zu viel Sorgen. Mattie hielt sich nur in den dunklen Winkeln des Lebens auf. Breeze hatte gelernt, sich mit genug Luxus und Schönheit gegen die Nacht zu schützen. Einige Leute mochten sagen, dass sie in einer Fantasiewelt lebte, aber – na und? Es war immer noch besser als die Realität.
"Mal sehen, was wir hier haben", sagte Breeze mit dem Tonfall eines Doktors. "Die Zeit reicht nur für eine kurze Behandlung, aber ich habe schon in einer halben Stunde Leben gerettet. Das sollte kein Problem sein."
Mattie hatte anscheinend kein Wort gehört. Ihre Aufmerksamkeit war auf die Lösung
des Problems
gerichtet – eine Strategie zu finden, mit Jameson Cross umzugehen. Der Teppich musste von ihren ruhelosen Schritten fast durchgelaufen sein. Jetzt saß sie in einem ihrer knarrenden Rattansessel, nach vorn gebeugt, das Kinn auf ihre Hand gestützt.
Ihre Assistentin hatte an diesem Morgen angerufen. Es schien, als müsse Mattie morgen bei einer Anhörung für einen Kollegen einspringen und Breeze hatte gehört, wie sie mit ihrer Mitarbeiterin über einen neuen Fall gesprochen hatte. Nichts davon hatte Mattie Kopfzerbrechen bereitet. Nur dieser eine Mann.
"Vielleicht solltest du noch einmal darüber nachdenken", schlug Breeze vor. "Er ist ein Mann. Appelliere an seine ritterlichen Instinkte. Das funktioniert immer."
Mattie warf ihr einen finsteren Blick zu. "Meinst du, er besitzt so etwas?"
"Natürlich, Männer lieben es, den Ritter zu spielen. Benutz deinen Charme und Witz! Du weißt doch, wie Miss Rowe zu sagen pflegte: 'Schönheit ist weder Fluch noch Segen, meine Damen. Sie ist eine Währung. Investieren Sie Ihr Vermögen klug.' Erinnerst du dich?"
Offenbar, denn Mattie sah aus, als würde sie krank werden.
"Welcher Charme, welcher Witz?", grummelte sie vor sich hin. "Du vergisst, mit wem du es zu tun hast."
Resigniert hob Breeze die Arme und ließ die Enden ihres schwarzen Seidenkimonos flattern. "Meine Güte, du bist ein schlaues Köpfchen. Aber wenn du dir über die Schlacht zu viele Gedanken machst, wirst du den Krieg verlieren. Zeig ein bisschen Bein, flüstere ihm ins Ohr und lass ihn glauben, dass er die Situation gewinnen kann, wenn er sich mit einem anderen Mordfall beschäftigt, vielleicht einem, der nicht zwei Jahrzehnte zurückliegt."
"Also … Ich soll seine Sympathie gewinnen und ihm erzählen, dass die einsamen Mädchen nur unschuldige Zuschauerinnen waren? Vielleicht könnte ich ihn daran erinnern, dass wir noch Kinder waren, als es passierte, und wir unmöglich so etwas Teuflisches hätten tun können, und oh, übrigens, wir alle aus zerrütteten Familien stammten …"
"Genau! Kämpfe wie eine Frau. Du kannst es."
"Äh", machte Mattie und verzog das Gesicht. "Willst du, dass ich unser gesamtes Geschlecht der Lächerlichkeit preisgebe? Uns zurück in die Zeiten von Sandra Dee und ihren Staubwedel-Wimpern versetze? Du weißt schon, das war das Mädchen, das von ihrer Mutter vermarktet wurde – und am Ende Alkoholikerin geworden ist."
Mit einem Seufzer machte Breeze ihrer Ungeduld Luft. "Wenn du Fair Play willst, dann kannst du Cross auch direkt verraten, was wir getan haben. Wir werden alle zusammen untergehen, so wie wir es damals geplant haben. Nur dass es Jane am härtesten treffen wird – sie hat bei Weitem am meisten zu verlieren."
Mattie nickte und klopfte mit den Fingern gegen ihre Wange. "Offen gesagt hat Jane mir große Sorgen gemacht. Ich habe sie noch nie so verletzlich gesehen. Deshalb zerbreche ich mir den Kopf. Ich kann das nicht versauen. Um ihretwillen darf ich das nicht."
Wieder versank Mattie in Grübeleien und überließ ihren Hausgast sich selbst. Breeze hatte derweil den Koffer geschlossen, um das karge Schlafzimmer zu inspizieren, in dem sie die nächsten Tage verbringen würde, bis sich der Wirbel um Jameson Cross gelegt haben würde. Und Breeze war sicher, dass er sich legen würde. Diese Dinge erledigten sich immer von selbst. Mattie und Jane reagierten über.
In der Zwischenzeit …
Skeptisch sah sich Breeze im Gästezimmer um und überlegte, ob die Bezeichnung auf den Raum überhaupt zutraf. Mattie könnte auch beim Dekorieren etwas Hilfe gebrauchen. Breeze würde im doppelten Sinn Lebenshilfe leisten. Sie war kein Fan von so minimalistischen Dingen, Feng-Shui oder schlichten Stoffen, und das bedeutete, dass Matties ganzes Haus auf den Kopf gestellt
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