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Das irische Erbe

Das irische Erbe

Titel: Das irische Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dagmar Clemens
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ausgelassene Kinder aufführten. Nina sah auch viel jünger aus, als sie war. Aber seltsamerweise kam ihr Tim seit seinem Aufenthalt in Irland irgendwie gereifter vor. Sie hätte nie gedacht, dass er so viel Ahnung von Pferden und der ganzen Materie hatte. Sie traute ihm nun durchaus zu, mit Pferden zu arbeiten und damit seinen Lebensunterhalt zu bestreiten.
    Es stimmte, dass er keine entsprechende Ausbildung hatte, wie Viktor ihm vorgeworfen hatte. Aber im Grunde spielte es keine Rolle, ob er ein Diplom besaß oder nicht. Er konnte reiten, und er verstand vieles von Pferden. Das alles hatte er sich selbst angeeignet, aus eigener Kraft. Er hatte weder Lehr- noch Studiengänge absolviert. Er besaß keine hochkarätige Ausbildung, war noch nie auf einem Seminar gewesen und hatte auch nicht das geringste Interesse daran. Alles was er brauchte, besaß er.
    Sie drehte sich auf die andere Seite.
    Viktor dagegen hatte schon etliche Seminare gemacht und war jedes Mal begeistert davon zurückgekommen. Meistens ging es um Seminare für Führungskräfte und so interessante Themen wie › Umgang mit Zweiflern ‹ , › Körpersprache ‹ oder › Optimale Gesprächsführung ‹ . Er konnte stundenlang davon sprechen, was andere falsch machten und was die Auswirkungen davon waren. Er meinte einmal, er habe so vieles gelernt, dass er für alle Lebenssituationen gewappnet sei. Nichts könne ihn wirklich erschüttern.
    Ihr erster Streit fiel ihr ein. Ein alberner Streit um eine Nichtigkeit. Es ging um Zoe, die mit ihrem Freund nach Neuseeland gehen und ihre Zelte hier komplett abbrechen wollte. Sie erzählte ihm von dem Vorhaben ihrer Freundin und Viktor sagte sofort, sie werde scheitern. Es sei nicht einfach, in einem anderen Land zu leben, und es sei unsinnig, einen solch gewagten Schritt zu machen. Sie hatte versucht, ihn zu beschwichtigen. Aber aus ihr unbekannten Gründen regte er sich auf und machte die ganze Sache schlecht. Sie war damals zornig gewesen, weil er sich ein Urteil über ihre Freundin anmaßte. Erst nach einiger Zeit war ihr der Verdacht gekommen, dass er Zoe vielleicht um ihren Mut und ihre Abenteuerlust beneidete. Und um ihren Pioniergeist.
    Damals begann sie daran zu zweifeln, dass seine Seminare ihm wirklich viel brachten.
    Und jetzt war sie auch weggegangen. In ein anderes Land. Und Viktor regte sich darüber auf.
    Sie setzte sich im Bett auf. Natürlich, das war es. Es war wie damals bei Zoe. Er traute ihr das Hotelprojekt nicht zu, weil er es sich selbst auch nicht zugetraut hätte. Ihr Mut, ihre Unabhängigkeit, das alles störte ihn. Weil er nicht wirklich mutig oder unabhängig war. Da halfen auch seine Seminare nicht. Es konnte eben niemand über seinen Schatten springen.
    Sie legte sich wieder hin.
    Aber sie traute es sich zu. Zusammen mit Tim würden sie es schaffen. Tim mit seinen Pferden, sie mit ihrem Hotel. Außerdem hatte sie noch ihr Kapital, sodass sie finanziell erst einmal abgesichert waren. Was hatte Viktor noch gesagt? Die Pferde seien kein Grundstock für ein Sporthotel. Als ob er das beurteilen könnte. Außerdem wollte sie in erster Linie eine Art Familienhotel aufziehen, in dem man reiten oder sein Pony sogar mitbringen konnte. Es sollte noch andere Angebote geben, wie Fahrten zum Strand an die Galway Bucht, vielleicht auch Führungen durch Galway während der endlosen Festivals im Sommer, von denen Tim erzählt hatte. Oder Besichtigungen von nahegelegenen Sehenswürdigkeiten. Was hatte Tim noch alles erwähnt?
    Im nächsten Moment war sie eingeschlafen.

9
    L autes Getöse kam aus dem Stall, dann hörte Claire Tims Stimme. Rasch lief sie auf den Hof. Die Türen von Alex' Lieferwagen standen offen. Die Männer kamen aus dem Stall. Tim wischte sich den Schweiß von der Stirn.
    »Wenn das mal gut geht«, sagte er zweifelnd. Dann bemerkte er sie.
    »Wir wollen sie auf die Weide bringen. Alex hat ihr wieder eine Beruhigungsspritze gegeben. Aber das war fast lebensgefährlich.«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Sie muss unbedingt raus oder bewegt werden, sonst wird sie krank. Es ist zum Kotzen.«
    Tim fluchte. Sie konnte sich nicht erinnern, ihn jemals fluchen gehört zu haben. Das war etwas ganz Neues.
    Alex zog sich die dünnen Handschuhe aus, die er immer trug, wenn er Tiere behandelte.
    »Das Problem ist«, begann er, »dass ihr sie auch wieder reinholen müsst. Und das, wenn die Wirkung der Spritze nachgelassen hat. Ihr werdet sie mit einem Lasso einfangen müssen«, ulkte er.
    Dann sah er

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