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Das irische Erbe

Das irische Erbe

Titel: Das irische Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dagmar Clemens
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Durchfahrt. Sie ging neugierig weiter. Links lag das Wohnhaus, ihm gegenüber eine Scheune, die noch ganz neu aussah. Dafür wirkte ein offener Schuppen, in dem landwirtschaftliche Maschinen standen, baufällig. Daneben lag ein Haufen Briketts. Sie trat näher. Nein, es musste Torf sein. Zu kleinen kompakten Stücken gepresster Torf.
    Sie sah sich um, weder eine Haustür noch ein Briefkasten waren zu sehen. Sie beschloss, einmal um das ganze Gebäude zu gehen. Irgendwo musste doch der Eingang sein.

    Claire fand ihn schließlich an der Rückseite des Hauses. Die Tür wirkte ein wenig ungepflegt, aber stabil. Ein winziges Schild mit Initialen wies auf den Bewohner hin. Vielleicht sollte sie lieber doch mit Tim zusammen gehen, überlegte sie. Schließlich war sie eine völlig Fremde. Bevor sie noch einen Entschluss fassen konnte, wurde die Tür mit einem Ruck geöffnet wurde und sie blickte in ein ärgerlich verzogenes Gesicht. Sie erschrak und sagte spontan: »Mein Gott, haben Sie mich aber erschreckt.«
    Dann fiel ihr ein, dass er sie sicher nicht verstanden hatte. Aber bevor sie sich auf Englisch vorstellen konnte, fragte er barsch: »Was wollen Sie hier?«
    Er sprach Deutsch, wenn auch mit einem starken Akzent. Sie fasste sich, streckte ihm ihre Hand hin und sagte: »Hallo, ich bin Claire Sammers. Mein Bruder hat den Sammershof.«
    Er ignorierte ihre Hand und wiederholte: »Was wollen Sie?«
    Im Hintergrund war ein Hund zu hören und ein Kratzen an der Tür.
    »Ich wollte mit Ihnen über die schmale Weide sprechen, die an unser Grundstück angrenzt. An der Rückseite des Steinhauses«, fügte sie erklärend hinzu.
    »Warum?«
    Warum fragte er so aggressiv?
    »Wir wollen aus dem Steinhaus ein Hotel machen und …«
    Er unterbrach sie: »Und was hat das mit mir zu tun?«
    Allmählich wurde sie ärgerlich. Eine schlechte Ausgangsposition für eine geschäftliche Besprechung. Sie zwang sich zur Ruhe.
    »Wie gesagt, wir wollen ein Hotel eröffnen, und dazu brauchen wir das schmale Grundstück. Darüber wollte ich mit Ihnen sprechen.«
    Sie versuchte zu lächeln, was angesichts der grimmigen Miene des Mannes nicht einfach war.
    »Sie kriegen es nicht«, sagte er knapp. »Und jetzt scheren Sie sich davon, bevor ich den Hund auf Sie hetze.«
    Der Hund bellte nun lauter.
    Sie öffnete den Mund, aber der Mann sagte: »Verschwinden Sie. Auf so was wie Sie haben wir gerade noch gewartet. Und Ihrem Bruder und seiner Schlampe können Sie sagen, dass ich schon dafür sorgen werde, dass sie freiwillig wieder gehen.«
    Er knallte die Tür so heftig zu, dass sie den Windstoß im Gesicht spürte. Verdutzt blieb sie einen Moment stehen. Dann wandte sie sich bedrückt ab. Was war das für ein ungehobelter Klotz? Und wieso sprach er Deutsch?
    Bedrückt ging sie zurück und kämpfte gegen das Gefühl, alles falsch gemacht zu haben. Wie sollte es denn jetzt weitergehen ohne das Grundstück?
    Als sie zurückkam, war Tim wieder da.
    »Hallo Claire. Ich war auf dem Ponyhof und habe mir die Tiere angesehen.«
    Jetzt fiel ihr es ihr wieder ein. Er wollte sich auch eine Ponystute zulegen. Für die Zucht. Sie unterbrach ihn rüde: »Ich war bei deinem Nachbarn wegen des Grundstücks. Aber er will es uns nicht geben. Er hat mich beschimpft und Nina eine Schlampe genannt. Was ist mit ihm los?«
    »Was hast du ihm denn gesagt?«, fragte Tim erstaunt.
    »Dass wir ein Hotel aufziehen wollen und dazu das Grundstück brauchen. Und er sagte sofort, wir würden es nicht bekommen.«
    »Das kann er gar nicht sagen, es gehört ihm nämlich gar nicht«, sagte Tim. »Aber ich weiß, dass er es seit Jahren schon kaufen will, weil es direkt neben seinem liegt. Wahrscheinlich hat er Angst, du könntest es tatsächlich bekommen und ihm vor der Nase wegschnappen.«
    »Also ist er nicht der Eigentümer?«, vergewisserte sie sich erleichtert.
    »Nein, ist er nicht. Seltsam, dass er so tat, als sei es seins. Er ist ein wirklich unangenehmer Zeitgenosse. Nina nannte ihn Zerberus. Wer immer das ist.«
    »Das ist der Wachhund am Tor zur Unterwelt.«

    Beim Abendbrot erzählte ihr Tim von dem Streit mit dem Nachbarn. Sie hätten seinerzeit ein wenig feiern wollen.
    »Nina hatte kurz zuvor Georg und seine Freunde in Galway kennengelernt. Ich glaube, sie waren eigentlich auf der Durchreise mit unbestimmtem Ziel. Sie fragten, ob sie hier reiten können, und Nina sagte, sie sollten einfach mal vorbeikommen.«
    Claire fragte vorsichtig: »Sind das die Leute, denen sich Nina

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