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Das irische Erbe

Das irische Erbe

Titel: Das irische Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dagmar Clemens
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angeschlossen hat?«
    »Ja. Georg und die anderen ritten einige Male aus und kamen dann auch zum Fest und wir hatten zuerst eine Menge Spaß.«
    Er überlegte.
    »Du weißt ja, wie Nina ist, wenn sie was getrunken hat. Sie war ausgelassen wie ein Kind und alberte herum.«
    Das stimmte. Nina schien auf eine Weise nie erwachsen zu werden.
    »Jedenfalls tauchte plötzlich aus der Dunkelheit Henk Mulready auf, der Nachbar. Du hast ihn ja kennengelernt. Er behauptete, Nina hätte Flurschaden angerichtet, was völliger Blödsinn ist. Sie passt immer total auf und bleibt auf den Wegen. Er stand da, schimpfte los und Nina ging sofort mit einer Bierflasche zu ihm und wollte ihm ein Glas in die Hand drücken. Aber er brüllte uns an. Nina wollte ihn beruhigen und fasste seinen Arm an. Und da griff er nach der Flasche, schleuderte sie weg und packte Nina an den Oberarmen und schüttelte sie.«
    »Und Nina?«
    »Nina?«, er zuckte ungerührt mit den Schultern.
    »Sie wollte sich losreißen, aber er ließ sie nicht los, nannte sie eine Hure. Eine deutsche Hure. Sie trat dann nach seinem Schienbein, nicht fest, einfach nur, um loszukommen, und er ließ sie dann auch los, gab ihr aber eine Ohrfeige.«
    Er rieb sich die linke Wange.
    »Und dann?«
    »Georg stand plötzlich hinter dem Alten, drehte ihn um und versetzte ihm einen Schlag in den Magen. Der Alte wäre um ein Haar hingefallen. Aber er ging dann endlich und rief noch, eines Tages würde er uns alles abfackeln. Und das kann ich mir sogar gut vorstellen. Er sagte das nicht einfach so dahin.«
    »Und du?«, fragte sie vorsichtig. »Was hast du gemacht, als er Nina so bedrängte?«
    »Ich? Nichts. Ich weiß, dass Nina sich selbst helfen kann und fand es albern, dass Georg sich einmischen musste. Er legte ihr dann noch seine Jacke um die Schultern, weil sie so dünn angezogen war. Nina kommt immer mit allem zurecht. Sie ist keine Frau, die männlichen Schutz braucht. Also habe ich auch nichts getan und abgewartet. Und Georg kam sich wie ein Held vor.«
    Claire schwieg. Tim knetete unsicher seine Hände.
    »Meinst du, ich hätte ihr helfen müssen?«, fragte er zögernd.
    Sie wusste es nicht, vielleicht hätte Nina seine Hilfe zurückgewiesen, weil sie wirklich immer alles alleine schaffen wollte.
    »Ich kann es dir nicht sagen«, sagte sie ehrlich.
    Nina wollte Tim immer imponieren. Mit allem, was sie tat. Aber es war Georg gewesen, der sie beschützte, sich um sie kümmerte. Und das musste für Nina ein ganz neues Gefühl gewesen sein.
    »Und Nina war natürlich geschmeichelt. Ich weiß auch nicht, was mit ihr los war. Sie war plötzlich ganz anders und sagte, sie brauche auch manchmal Hilfe und ich hätte gar nichts getan. Und wir wären keine Kinder mehr, würden uns aber so aufführen. Oh, Claire, ich verstehe einfach nicht, was plötzlich mit ihr los war. Sie hat rumtelefoniert und dann holte Georg sie ab. Und ich stand auf dem Hof und wusste gar nichts mehr.«
    Nina hatte sie sich in ihren Beschützer verliebt. Nachdem Mulready sie angriff. Er war ihr jetzt noch unsympathischer.
    »Wieso spricht er Deutsch?«
    »Georg? Er ist Deutscher.«
    »Nein, ich meine Mulready.«
    »Seine Frau war Deutsche. Sie hat ihn verlassen, seitdem mag er Deutsche nicht mehr. An dem Grundstück ist er schon lange interessiert, aber der Eigentümer will es ihm nicht geben.«
    »Warum nicht?«
    Er zuckte mit den Schultern.
    »Keine Ahnung. Ich kenne ihn nicht.«
    Sie sah ihn zweifelnd an. »Aber wir müssen uns mit ihm in Verbindung setzen.«
    »Ja, aber ich weiß nicht, wie er heißt. Nur, dass es irgendeine Abmachung zwischen ihm und Mulready gibt. Genaueres weiß ich auch nicht.«
    »Wir werden mit ihm reden müssen. Warum ist seine Frau denn weggelaufen?«
    »Keine Ahnung, ich weiß nur, dass sie ihn sitzen ließ. Das ist das, was man hier so sagt.«
    Sie hätte nie gedacht, dass ihr Bruder einmal zu den Leuten gehören würde, die wussten, › was man so sagt ‹ .
    »Sie hat sich in einen deutschen Touristen verknallt und war eines Tages verschwunden.«
    Weg, so wie Nina, dachte sie.
    »Bei Nina war es anders«, sagte er bedrückt. »Sie war plötzlich einfach wie verwandelt. Und dann sagte sie zu mir, sie würde mich verlassen. Und das tat sie.«

    Claire konnte nicht sofort einschlafen. Tims Worte gingen ihr nicht aus dem Sinn. Sie konnte sich einfach nicht vorstellen, dass Nina mit einem anderen Mann als Tim glücklich werden würde. Es war sicher richtig, dass beide sich manchmal wie

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