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Das irische Erbe

Das irische Erbe

Titel: Das irische Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dagmar Clemens
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Erst als sie die Box verließ, trat er näher. Die Stute sprang sofort wieder in die hintere Ecke und begann zu zittern.
    »Sie hat ganz offensichtlich Angst vor Männern«, sagte Tim nachdenklich.
    Tim kam herein und nahm sich einen Kaffee. Claire saß über ihren Notizen und Berechnungen. Er setzte sich zu ihr.
    »Wir müssen unbedingt unsere Finanzen durchsprechen«, sagte sie. Tim rührte gedankenverloren in seinem Kaffee.
    Sie zeichnete auf einem der alten Pläne eine Terrasse ein. Mit dem neuen Grundstück konnten sie eine große Terrasse anlegen. Und vielleicht Stufen hinunter in den Garten. Obstbäume, hier hätte sie gerne Obstbäume. Apfelbäume, Pflaumen, Kirschen. Und niedrige Sträucher, an die auch Kinder heranreichten. Vielleicht noch Stachelbeer- oder Johannisbeersträucher. Tim rührte immer noch in seinem Kaffee und das metallische Geräusch ließ sie einen Moment aufsehen.
    »Ich werde dir die Hälfte des Kaufpreises zahlen«, sagte sie. Tim schwieg immer noch.
    Sie blickte auf.
    »Ist alles in Ordnung?«, fragte sie beunruhigt.
    »Ja, alles bestens«, er legte den Löffel endlich weg und nippte an seinem Kaffee. Dann fragte er vorsichtig: »Wie schätzt du den Architekten ein?«
    »Wie ich ihn einschätze?«, sie legte den Stift hin. »Ich weiß nicht, ich kenne ihn ja nicht näher. Warum fragst du?«
    »Ach, nur so.«
    »Hast du was gehört?«
    »Nun, Piet hat mir da was gesagt.«
    »Und was?«, sie wurde neugierig.
    »Er hat mit seinem Nachbarn gesprochen und der kennt Hastings gut. Hastings soll angeblich gesagt haben, er habe den Auftrag nur angenommen, weil er wissen wolle, was du oder wir vorhaben.«
    »Was wir vorhaben? Aber das weiß er doch.«
    »Na ja, angeblich habe er sich abfällig über dich und das Projekt geäußert.«
    Er zuckte mit den Schultern.
    »Das war, nachdem du in seinem Büro warst. Er soll gesagt haben, du seiest eine typische Karrierefrau und würdest nicht hierher passen.«
    »Nicht hierher passen?«, sie wurde wütend. »Was zum Teufel meint er damit?«
    »Du würdest nicht aufs Land passen oder nach Irland überhaupt. Nun reg dich nicht auf«, er zuckte mit den Schultern, als tue es ihm leid, dass er damit angefangen hatte.
    »Wie will er denn beurteilen, ob ich hierhin passe oder nicht?«, sie war trotz der Wut auch ein wenig enttäuscht.
    »Keine Ahnung. Vielleicht habe ich Piet auch nicht ganz richtig verstanden«, schwächte Tim in gewohnter Manier ab.

    Am nächsten Tag stieg Claire vorsichtig die steinernen Stufen in den Keller hinab, um sich dort einmal gründlich umzusehen.
    Der Keller bestand aus einem schmalen Flur, von dem aus auf jeder Seite zwei Türen abgingen. Im ersten Raum fand sie verschnörkelte Gartenmöbel aus Eisen, die ihr gefielen. Sie zählte zu ihrer Freude zwölf Stühle und zwei passende Tische. Wunderbar. Im nächsten Raum standen leere Marmeladengläser auf einem Regal. Zwei Gartenschirme lagen auf dem Boden neben braunen Kartons. Der gegenüberliegende Raum war so voller Möbel zugestellt, dass sie ihn nicht betreten konnte. Der letzte Raum war etwas kleiner und offenbar schon einmal geputzt worden. Hier standen zwei Sessel mit einem golddurchwirkten Stoff bespannt, eine Truhe mit einem Vorhängeschloss und ein alter Küchenschrank. Sie sah sich den Schrank genauer an. In einem Fach lagen trockene Kräuter und zu winzigen Knollen geschrumpfte Kartoffeln. In einem anderen standen drei Dosen mit Suppen neben einer angebrochenen Tafel Schokolade, die mit einem weißen Schleier überzogen war.
    Dem Schrank gegenüber stand ein Pfauenthron, davor alte Stühle mit abgebrochenen Beinen und ein Karton mit leeren Weinflaschen. Auf dem Boden lag eine große Flasche mit einem Segelschiff. Sie hob sie auf und sah sie sich genauer an. Es war ein Dreimaster. Kleine Matrosen hingen in den Segeln, die ziemlich verstaubt waren.
    Der Pfauenthron gefiel ihr. Sie räumte die Stühle beiseite, schob die Kiste weg und riss sich ein Loch in ihre Hose, als sie an einem Nagel in der Wand hängen blieb. Dann stand sie vor dem Pfauenthron. Auch er war verstaubt, aber ganz leicht, als sie ihn anhob und etwas vorzog. Und dann sah sie, dass die Wand dahinter mit Paneelen bedeckt war. Seltsam. Sie waren schön gearbeitet und viel zu schade für einen Keller. An einigen übereinanderliegenden Paneelen waren Schleifspuren, als sei etwas darüber gekratzt. Sie strich mit der Hand über die Leiste und erschrak, als die Wand plötzlich zur Seite wich. Fast lautlos. Ihr

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