Das irische Erbe
könne man nicht reden. Nur über Pferde und Reitsport,« bestätigte Nina ihre Vermutungen.
Damit hatte er nicht ganz unrecht, dachte Claire.
»Und was hat er nun damit gemeint? Mit dem Integrationsprozess?«, fragte Nina treuherzig.
»Wahrscheinschlich spielte er auf die Subventionen an, die Irland durch die Europäische Union erhält.«
»Woher soll ich das denn wissen?«, fragte sie und fuhr dann zögernd fort: »Am Anfang war es anders. Er nannte Tim meinen großen Bruder und ich sei dessen Schwester und sonst nichts. Und er sagte, ich könne mehr erreichen, als Steigbügelhalter für Tim zu sein.«
Ein leiser Trotz war zu hören.
»Zuerst war die Clique ganz lustig und wir haben viel gelacht.«
»Wer war denn außer Georg noch dabei?«
»Eine Cousine von ihm und deren Freundin. Und dann noch zwei Männer, Freunde der Cousine, die mit beiden schlief. Kannst du dir das vorstellen? Mit zwei Männern? Und sie fand das offenbar total cool.«
Wie albern, dachte Claire und blickte zu Alex und Ben, die immer noch redeten.
»Ich fand es zuerst schön, so von Georg hofiert zu werden. Wie auch an dem Abend, als Mulready mich angriff. Er tat so, als sei ich für ihn die wichtigste Person auf der Welt, und da habe ich den Kopf verloren und mich in ihn verliebt. Ich glaubte plötzlich, ich lebe nicht wirklich und es müsse noch mehr geben. Und deshalb bin ich mit Georg gegangen. Es war für mich etwas ganz Neues, dass mich ein anderer Mann nett findet.«
Claire drückte sie.
»Viele finden dich nett«, sagte sie und lächelte, als Nina fragte: »Wirklich?«
»Natürlich.«
Ben blickte nun zu ihr hin und Claire spürte einen Kloß im Hals und sah rasch wieder zu Nina hin.
»Wo wart ihr denn eigentlich? Jennifer hatte nur herausfinden können, die Clique sei weitergezogen, aber du seiest nicht dabei gewesen.«
»Ach, sie hat keine Ahnung«, erboste sich Nina. »Wenn sie etwas gründlicher recherchiert hätte, hätte sie mich auch gefunden, und ich hätte nicht in diesem Loch hausen müssen.«
Claire musste lachen und fragte schnell: »Und wo wart ihr nun?«
Nina erzählte, sie seien die ganze Zeit über in Galway gewesen, hätten sich aber eine neue Ferienwohnung suchen müssen, weil Georg aus der alten rausgeworfen wurde. Er hatte Krach mit dem Vermieter. Als sie umzogen, war sie aber schon gegangen.
»Ich fand ein Zimmer unterm Dach bei einer alten Dame, in der Nähe des Eyre Square. Sie wollte den ganzen Tag von mir bedient werden, dafür hatte ich Kost und Logis. Es war schauderhaft dort. Ich wäre am liebsten sofort wieder gegangen. Aber sie hatte einen süßen Kater, der an mir hing. Als er krank wurde und sie nicht mit ihm zum Tierarzt wollte, gab es Streit. Ich bin dann wieder verschwunden, den Kater hätte ich am liebsten mitgenommen.«
Sie war also in Galway gewesen! Und sie hätte ihr zufällig über den Weg laufen können.
»Georg fing auf einmal an, mit seiner Cousine rumzumachen, und ich fühlte mich plötzlich total fehl am Platze«, nahm Nina das Gespräch wieder auf. »Er ließ mich links liegen und ging dann mit ihr ins Schlafzimmer, während ich im Wohnzimmer vor dem Fernseher saß. Ich konnte hören, was sie taten, und bin aus allen Wolken gefallen. Ich dachte, das kann doch nicht sein.«
Sie schüttelte den Kopf.
»Als sie wieder zurück ins Wohnzimmer kamen, setzte Georg sich neben mich, legte den Arm um meine Schulter und sagte, Jason, einer der beiden Männer, interessiere sich für mich, und ich solle mich nicht zurückhalten. Da bin ich ausgeflippt und habe ihm gesagt, was ich von ihm halte. Er nannte mich prüde und konventionell. Ich bin dann gegangen und es war ihm völlig egal. Tim ist der einzige Mann, den ich je geliebt habe«, schluchzte sie plötzlich und Claire legte den Arm um sie und hoffte, dass niemand zu ihnen hinsah.
»Es gab immer nur Tim für mich. Das mit Georg war ein Fehler.«
»Hier«, sie reichte ihr ein Taschentuch und fragte sich, ob sie auch schon einmal jemanden so geliebt hatte. Viktor wohl doch nicht, sonst hätte sie ihn nicht so leicht verlassen können. Nina schluchzte immer noch.
»Nina, vergiss, was war. Du hast eine Erfahrung gemacht und die richtige Entscheidung getroffen, als du zurückgekommen bist. Jetzt ist alles wieder gut. Tim liebt dich auch.«
»Ja, ich weiß«, Nina rieb sich die Augen. »Ich habe jetzt wieder ein Zuhause.«
Ihre Worte berührten Claire und sie fragte spontan: »Warum heiratet ihr eigentlich nicht?«
Nina wurde
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