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Das irische Erbe

Das irische Erbe

Titel: Das irische Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dagmar Clemens
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dort und verloschen langsam auf dem Weg nach unten.
    Das Haus kam ihr so verletzlich vor. Die Haustür war nass vom Löschwasser. Sie musste unbedingt nachsehen, ob alles in Ordnung war. Aber bevor sie noch hineingehen konnte, erschien Ben.
    »Hier ist alles in Ordnung«, sagte er so gelassen, dass sie sich augenblicklich beruhigte. »Der Wind hat sich eben gedreht und kommt nun von Osten. Deshalb hat das Feuer die Scheune erwischt.«
    Sie versuchte, seine Worte zu begreifen.
    »Heißt das, dass eigentlich das Haus brennen sollte?«
    »Nein, ich glaube nicht. Wer immer das getan hat, wollte euch sicher nur drohen und hat deshalb die Strohballen angezündet. Er konnte nicht ahnen, dass das Feuer die Scheune erfassen würde.«
    Sie versuchte zu verstehen.
    »Ein Brandstifter also?«, vergewisserte sie sich.
    »Ja, es sieht so aus. Habt ihr die Strohballen dorthin gelegt?«, fragte er und zog sie etwas zurück, als einer der Feuerwehrleute an ihnen vorbeilief.
    »Ja, wir haben vergessen, sie zurück in die Scheune zu bringen. Sie waren überzählig.«
    Lautes Gepolter kam aus den Stallungen. Die Stute. Sie musste unbedingt zu ihr.
    »Ich muss nach den Pferden sehen«, sagte sie. Ben hielt sie fest.
    »Warte einen Moment.«
    Er trat zu einem der Feuerwehrleute und sprach mit ihm. Dann kam er wieder zu ihr und sagte: »Du kannst jetzt nicht in den Stall. Aber sie haben den Brand unter Kontrolle. Den Pferden wird nichts geschehen.«

    Erst kurz nach Mitternacht zog die Feuerwehr wieder ab. Sie durften die Scheune nicht betreten, da eine Wand zusammenzufallen drohte. Tim sprach mit Alex und rief dann nach Ben. Claire entfernte sich und ging in den Stall. Die Pferde waren aufgeregt. Esquire stieß bei ihrem Anblick ein leises Wiehern aus, als sei sie verunsichert. Claire öffnete die Boxentür, trat zu ihr und klopfte sie am Hals.
    »Alles in Ordnung«, sagte sie leise und die Stute nickte mit dem Kopf, als habe sie verstanden.
    Auch Scabri war unruhig. Er hatte in seiner Box gescharrt, sodass der blanke Betonboden zu sehen war. Farewell lag mit geschlossenen Augen und schlief. Auch Cora und das Fohlen waren ruhig. Beide lagen.
    Zum Schluss ging sie ganz nach hinten durch. Samira schnaubte angstvoll. Sie betrat die Box und wartete, bis das Tier zu ihr kam. Wieder murmelte sie beruhigende Worte und streichelte sie. Die Stute reagierte sofort auf sie und schien einen Seufzer der Erleichterung auszustoßen. Es war noch einmal gut gegangen, versuchte sie sich zu beruhigen. Es war nichts weiter passiert. Alles würde weiterlaufen wie geplant.
    Sie sah plötzlich Viktors Gesicht vor sich. Seine Genugtuung, wenn sie nun alles verloren hätten. Wenn sie gescheitert wären. Weil sie nicht auf ihn gehört hatte.
    Bevor sie den Stall verließ, nahm sie sich eine Mistgabel und ging noch einmal zu Scabri, um die Einstreu in Ordnung zu bringen. Der Wallach stupste sie an und bettelte um ein Leckerli. Aber sie hatte nichts dabei und klopfte ihm stattdessen den Hals. Dann ging sie hinaus.
    Die anderen standen auf dem Hof, die Füße in schwarzem, brackigem Wasser, und begutachteten den Schaden. Die Gäste waren mittlerweile gegangen. Die rechte Wand der Scheune stand nur noch zur Hälfte, der obere Teil war ganz weg. Das Dach war zusammengefallen zu einem riesigen Haufen, bestehend aus Brettern, Teerpappe und Holzträgern. Darunter lagen das Stroh und Dutzende Säcke Hafer, die nun unbrauchbar geworden waren.
    »Gott sei Dank haben wir das Heu nicht hier gelagert«, sagte Nina und brach dann in Tränen aus.
    Tim zog sie an sich und sagte zu Ben: »Wir müssen sie ganz abreißen und wieder neu aufbauen.«
    »Die Polizei wird ermitteln, da es sicher Brandstiftung war«, dachte Ben laut nach.
    »Ja, das hab ich mir auch schon gedacht«, sagte Tim müde. Er hatte schwarze Rußflecken im Gesicht.
    »Glaubst du, dass das Mulready war?«, fragte Claire.
    Ben fragte sofort: »Mulready? Wieso? Wegen des Grundstücks?«
    »Er hat uns bedroht«, sagte Tim. »Und das mit den Reifen war er sicher auch.«
    »Was war mit den Reifen?«, hakte Ben sofort nach.
    Er erzählte es ihm.
    Ben biss sich auf die Zähne.
    »Das müsst ihr der Polizei sagen. Und ich gehe morgen zu ihm und stelle ihn zur Rede«, sagte er zornig.
    »Aber vielleicht war er es nicht«, warf Claire ein.
    Alex sah auf seine Uhr. Er musste fahren, weil er früh zu einem seiner Patienten musste.
    »Ihr legt euch auch besser hin«, sagte er. Tim bedankte sich für seine Hilfe und ging mit

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