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Das irische Erbe

Das irische Erbe

Titel: Das irische Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dagmar Clemens
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Nina schlafen, der man das Entsetzen immer noch ansah.
    Claire war gleichzeitig todmüde und hellwach. Ihre Augen brannten, ob vom Rauch oder von der Müdigkeit, wusste sie nicht.
    »Claire, leg dich hin«, sagte Tim über seine Schulter.
    Aber sie wollte sich noch nicht ins Bett legen.
    »Ich trinke noch einen Tee«, sagte sie erschöpft.
    »Hast du für mich auch einen?«, fragte Ben.
    »Ja, klar.«
    Sie gingen in die Küche, Tim und Nina stiegen die Treppe hoch. Der Ofen brannte, es war angenehm warm. Dennoch zitterte sie. Sie machte Tee und setzte sich zu Ben.
    »Ich verstehe nicht, wie jemand so etwas tun kann.«
    »Ich kenne ihn nur flüchtig und ich muss sagen, ich traue ihm das durchaus zu. Zumindest, dass er euch einen Denkzettel verpassen wollte.«
    »Nun ja, die Scheune sollte sowieso vergrößert werden«, überlegte Claire laut.
    »Trotzdem«, beharrte Ben. »Es hätte viel mehr passieren können.«
    Sie tranken ihren Tee, dann wurde Claire schlagartig müde. Ben stand auf.
    »Leg dich hin. Für heute reicht es.«
    »Ja, du hast recht.«
    Er sah auf sie hinab.
    »Schlaf gut. Wir sehen uns morgen«, sagte er ruhig.
    »Ja, morgen.«
    Sie ging hoch, zog sich aus und legte sich hin. Aber sie konnte erst gegen Morgengrauen einschlafen.
    Sie träumte von ihrem ehemaligen Elternhaus, das in Brand stand. Sie wollte den Brand löschen und fand kein Wasser. Und dann wurde sie wach und hörte schnelle Schritte auf der Treppe und Ninas Stimme. Sie blieb noch eine Weile liegen, stand dann aber auf und ging im Schlafanzug hinunter. Tim und Nina waren schon draußen. Sie ging zur Haustür und öffnete sie und sofort umfing sie der Geruch nach Verbranntem.
    Sie nahm sich Kaffee und zog sich dann eine alte Jeans und Gummistiefel an. Als sie hinunterkam, hörte sie einen Wagen vorfahren. Es war Ben. Sie ging auf den Hof und blickte kurz zum Steinhaus. Es stand majestätisch und unversehrt da und für einen Moment kam es ihr so vor, als würde es ihr spitzbübisch zublinzeln.
    Ben kam zu ihr.
    »Ich muss mit dir und Tim reden«, sagte er ohne Umschweife und sie dachte an ihre schmutzigen Gummistiefel und ihr ungeschminktes Gesicht. Im gleichen Moment ärgerte sie sich darüber.
    Tim und Nina kamen aus dem Stall.
    »Ich war bei Mulready und habe ihm auf den Kopf zugesagt, dass er das Feuer gelegt hat«, begann Ben. »Er wollte es erst abstreiten, aber ich sagte ihm, die Polizei würde ermitteln und ich hätte bereits einen Brandexperten mit der Untersuchung beauftragt, und dieser würde bestimmt Spuren von Brandstiftung finden. Und dann würde sein Hof auf den Kopf gestellt. Und man würde mit Sicherheit belastende Indizien finden.«
    »Wie im Fernsehen«, flüsterte Nina fasziniert.
    »Ja«, Ben nickte ihr zu. »Ich habe natürlich mächtig übertrieben, aber er hat es geschluckt und indirekt zugegeben, er habe euch einen Denkzettel verpassen, aber keinen wirklichen Schaden verursachen wollen. Ich habe ihn aufgefordert, mit seiner Versicherung zu reden und den Schaden zu melden. Er hat sich bereit erklärt, die Kosten für den Neubau der Scheune zu übernehmen.«
    Claire fiel ein Stein vom Herzen.
    »Gott sei Dank. Ich hatte schon Angst, unsere Versicherung würde nicht zahlen.«
    »Welche Versicherung?«, fragte Tim.
    »Na, die Gebäudeversicherung für die Scheune«, sagte sie.
    »Die Scheune war nicht versichert«, sagte Tim.
    »Was?«, Claire starrte ihn fassungslos an.
    »Ja, tut mir leid. Ich werde sie jetzt versichern lassen. Aber bis jetzt war sie es nicht.«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Tim«, mischte Ben sich wieder ein. »Wir beide gehen heute Nachmittag zu ihm und holen uns einen Scheck ab.«
    Nina klatschte in die Hände: »Eine größere Scheune, das ist genau das, was wir brauchen.«
    Tim meinte lakonisch: »Ich muss den Futterhändler anrufen. Heute Morgen kam ich mit dem letzten Hafer so gerade hin.«
    »Er wird auch das Futter ersetzen«, sagte Ben.

    Abends saß Claire im Arbeitszimmer und versuchte nachzurechnen, wie hoch der Schaden an Futtermitteln war, der durch den Brand verursacht wurde. Die letzten Rechnungen und Tims Notizen zu den täglichen Futterrationen lagen vor ihr. Anhand dieser wollte sie den Bestand zum Zeitpunkt des Feuers ermitteln.
    Aber die Berechnung langweilte sie und sie blickte aus dem Fenster. Die Bäume und Sträucher verloren nun ihre Blätter, als wollten sie sich von unnötigem Ballast befreien. Die Hortensienblüten leuchteten immer noch hellblau. Seltsam, eigentlich gab

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