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Das irische Erbe

Das irische Erbe

Titel: Das irische Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dagmar Clemens
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ihr, blieb aber etwas weiter weg, als das Tier sofort die Ohren anlegte. Zweifelnd musterte er die Stute und sagte dann: »Sie ist schon unter dem Sattel gegangen.«
    »Ach ja«, sagte Claire uninteressiert und tupfte mit einem Schwamm die Nüstern ab.
    »Das bisschen Weidegang reicht überhaupt nicht.«
    Das konnte sie verstehen. Schließlich waren Pferde Herdentiere. Und die Unterbringung in einer Box war im Grunde nicht artgerecht. Eigentlich bräuchten Pferde eine Offenbox, die mit einer dazugehörenden Weide über einen Laufgang verbunden war. Um jederzeit hinauszugelangen. So hatte sie es in einem von Ninas Reitmagazinen gelesen.
    »Sie muss unbedingt arbeiten.«
    Sie fand es witzig, dass Tim und auch Nina immer davon sprachen, sie hätten ein Pferd »gearbeitet«, oder ein Pferd müsse noch »arbeiten«. So als gehe das große Tier morgens mit Anzug und Aktentasche zum Büro. Witzige Vorstellung.
    »Du könntest eigentlich versuchen, sie zu reiten.«
    »Was? Ich?«, sie ließ den Schwamm fallen.
    »Ja, ich weiß, dass das ungünstig ist, weil du gerade erst anfängst. Aber es hat keinen Sinn, dass ich oder Nina es versuchen.«
    Die Stute stupste sie sanft an, als wolle sie mitreden.
    »Aber ich kann noch nicht reiten«, sagte sie hilflos. Samira begann an ihrer Hose zu knabbern.
    »Ich würde dich an die Longe nehmen«, schlug er vor. Sie starrte ihn perplex an.
    Reiten? Sie? Und ein Pferd, von dem Tim sagte, es sei schon › unter dem Sattel gegangen ‹ ? Was hieß das überhaupt?
    Sie sah Bilder von sich und einem bockenden Pferd, auf dem sie sich nicht halten konnte und von dem sie in einem hohen Bogen hinunterfiel. Sie sah blaue Flecken an ihren Oberschenkeln, vielleicht musste sie sogar mit einem Beinbruch rechnen.
    Andererseits wollte sie aber unbedingt reiten lernen. So richtig. Wie Tim und Nina auch. Schon damit sie mitreden konnte. Und war es denn wirklich so gefährlich? Samira war doch ganz sanft und mochte sie.
    »An der Longe kann nicht viel passieren«, sagte Tim, der Gedankenleser.
    »Also gut, ich mache es«, stimmte sie zögernd zu, fragte aber noch: »Und sie ist schon geritten worden, sagtest du?«
    »Ja, das hat man mir zumindest so gesagt. Warte, ich hole das Sattelzeug«, sagte Tim. Er verschwand und kam mit einem leichten Sattel und einer Trense zurück.
    »Du musst das selber machen, ich erkläre es dir.«
    Er gab ihr den Sattel.
    »Leg ihn mal auf«, kommandierte er.
    Sie hievte ihn auf den Pferderücken, aber er lag zu weit vorne.
    »Jetzt etwas zurückschieben«, sagte Tim. »So ist gut. Jetzt den Gurt runternehmen.«
    Das hatte sie bei Alex schon gesehen. Sie ließ den weißen breiten Nylongurt hinunter und griff unter dem Bauch danach. Dann steckte sie die Gurtstrippen durch die Schnallen und zog den
    Sattel fest.
    »So, hier«, Tim reichte ihr eine Trense mit dickem Gebiss.
    Als sie sich damit der Stute näherte, öffnete diese bereitwillig das Maul und scheute auch nicht, als sie sie über die Ohren zog.
    »Jetzt den Kehl- und den Kinnriemen schließen«, sagte Tim.
    Und dann stand die Stute fertig vor ihr und schnaubte gelassen.
    »Geh mit ihr auf den Platz«, sagte Tim. »Hier, nimm jetzt die Longe.«
    Er ging sofort wieder einen Schritt zurück, weil das Tier die Ohren anlegte.
    Auf dem Platz zog sie den Sattel noch einmal nach, hakte die Longe ein und gab sie Tim. Vorsichtig stieg sie auf und merkte sofort, dass die Stute viel schmaler war als Esquire und Scabri. Sie nahm die Zügel auf und das Tier ging sofort los. Im ersten Moment erschreckte sie sich, weil die Stute viel lebhafter war als die anderen. Sie zog am Zügel und die Stute reagierte sofort und blieb stehen.
    »Wie ich schon sagte, sie hat ein wenig Erfahrung«, sagte Tim und nickte zufrieden. »Die erste Hürde ist geschafft. Mal sehen, was sie so kann.«
    Er ging weiter rückwärts und ließ die Longe länger werden.
    »Denk an deine Hände, stell sie tiefer und versuche, ihren Schritt etwas zu beruhigen. Setz dich dazu schwer hin und spiel vorsichtig mit dem Zügel.«
    Die Stute wurde langsamer. Claire lächelte.
    »Sie ist ganz anders als Esquire«, sagte sie.
    »Esquire ist auch eine alte Dame«, erinnerte sie Tim. »Nimm den äußeren Zügel etwas kürzer, damit sie einen größeren Kreis macht.«
    »Ich glaube, sie ist ganz toll zu reiten«, sagte sie begeistert. »Sie nimmt alles an.«
    Nach einigen Runden sollte sie antraben.
    »Ganz ruhig, versuch, sofort leichtzutraben, und halte die Hände tief, damit

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