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Das Isaac-Quartett

Das Isaac-Quartett

Titel: Das Isaac-Quartett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jerome Charyn
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wirklich akzeptiert worden (Chino war im Alter von neun Jahren mit seinem Vater aus Havanna gekommen). Sie hatten ihn »Nigger Boy« genannt und ihn von allen chinesischen Banden ausgeschlossen. Somit war der Chinese gezwungen, auf eigene Faust Obst und Gemüse zu stehlen. Als er elf war, ging er dazu über, Hosenträger mit seinen Initialen auf den Schnallen zu tragen, ausgestellte Hosen und gestreifte Socken. Mit dreizehn belieferte er die Glücksspieler an der Mott und der Pell mit frittierten Krabben und Ente pikant und manch anderem. Bald darauf bewachte er die Brieftaschen und Geldgürtel der Spieler und verdiente sich Zulagen, indem er Streitigkeiten unter den Teilnehmern beilegte, bis Coen ihn von der Straße vertrieb.
    Er erkannte Solomon Wong, der in einer Mülltonne saß. Solomon hatte in Kuba Teller für Papa Reyes gewaschen und war dann wie Chino und sein Vater ein Norteamericano geworden. Er lebte in den Höfen bestimmter Absteigen hinter der Bowery. Im Herbst war Chino sicher gewesen, dass der alte Mann in seinem löchrigen Frühjahrsmantel mit Ärmeln, die er sich zweimal um seine Taille hätte wickeln können, den Winter nicht überleben würde. Doch Ende März würde Solomon wieder auftauchen, auf einem Vorplatz, in einer Mülltonne oder auf einem aus dem Verkehr gezogenen Lieferwagen, und sein Mantel würde zerfetzter sein als im Vorjahr. Es war Ende April. Chino begrüßte den alten Mann auf Spanisch und nannte ihn mit großer Zuneigung und ohne jede Blasiertheit »tata« (oder Papa). Der alte Mann rülpste ein undeutliches Hallo. Es machte ihm Schwierigkeiten, ohne Zähne ein S auszusprechen. Chino wollte ihm hundert Dollar geben, vielleicht auch zweihundert, doch ein so freigiebiges Geschenk hätte Solomon in seiner Ehre gekränkt. Bei diesem alten Mann hatte der Chinese die Kunst der richtigen Relationen lernen müssen. Solomon nahm fünf Dollar als Leihgabe an, doch selbst das nur dann, wenn sie im Namen von Chinos Alten gegeben wurden. »Tata«, sagte der Chinese und drückte Solomon das Geld in die Hand, »die Knochen meines Vaters werden sich aus dem Grab bohren, wenn du diesen Fünfer nicht annimmst.«
    Der Chinese ging in Ferraras Konditorei und bestellte drei Blätterteigschnitten, ein Hefestückchen und ein großes Glas Orzata, ein Mandelgetränk, das sehr beliebt bei den Italienern, Kubanern und Halbchinesen war. Ein Würfelspieler aus der Vorstadt nahm ihn sich vor, während er noch den Mund voll Blätterteig hatte. Der Spieler war siebenundsechzig, hatte ausgebleichtes Haar und undurchbrochene Monde auf den Fingernägeln. Seine Backen waren aufgeblasen vor Erregung. Er konnte es nicht lassen, den Chinesen an den Hosenträgern zu packen. »Ich will das Mädchen, Chino.« Der Chinese machte sich über die nächste Blätterteigschnitte her. »Hörst du, es muss Odette sein.«
    »Du solltest dich lieber nach etwas anderem umsehen, Ziggy. Das Mädchen ist nicht zu haben.«
    Da es in Chinatown für ihn zu gefährlich war, hatte Chino ein paar Huren für einen Vorstadtring laufen.
    »Zorro sagt, sie sei noch im Geschäft. Ich erzähl ihm, was du gesagt hast, Chino, darauf kannst du dich verlassen.«
    »Mach nur«, sagte der Chinese.
    »Chino, ich biete dir hundertfünfzig. Daran verdienst du. Sie braucht sich nicht mal auszuziehen. Ich will sie nur anschauen.«
    »Hau ab, solange du noch zwei Beine hast, Ziggy. Mit deinem Duft in der Nase kann ich mein Hefestückchen nicht verdauen.«
    Nicht alle Probleme, die der Chinese hatte, waren ihm von Coen eingebrockt worden. Er war in eine achtzehnjährige Prostituierte verliebt, eines seiner eigenen Mädchen. Der Chinese verteilte kurz gefasste Werbezettel für Odette, die Pornoqueen, an bestimmte Bars, in denen nur Herren Zutritt hatten. Er traf für sie die Verabredungen mit seriösen Männern, die mit Fünfzigdollarscheinen in den Schuhen in Odettes Wohnung in der Jane Street eintrafen, doch er brachte es nicht fertig, auch nur einen Finger in Odettes Kleider zu stecken. Mit einem Chinesen wollte sie es nicht treiben. Er trat seinen Stolz mit Füßen und bot ihr Geld an. Zweihundert Dollar. Für ein Mädchen, das er managte. Zweihundert Dollar für jemanden, der eigentlich das weiche Leder seiner Hosenträger bewundern müsste, für sie, die ihm dafür hätte dankbar sein müssen, dass er sie reich machte. Odette sagte Nein. »Sonny, für einen Gauner mach ich die Beine nicht breit.« Der Chinese hätte sie brandmarken können, ihre Spalte

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