Das Isaac-Quartett
Portorriqueña, kaufte er Pralinen und ließ ihnen dadurch ihre eigenen Gaben, Napfkuchen und Zitronengebäck, verächtlich erscheinen. In seiner Kindheit war er mit César Guzmann befreundet gewesen, dem Spieler und Freudenhausunternehmer, und sie wussten, dass die Guzmanns ihm einen Gefallen schuldig waren. Nach der Pleite bei Bummy fuhren die drei Bullen nach Hause – nach Islip, Freeport und Massapequa Park, und Coen verschlang mit Knoblauch-Arnold schwarze Bohnen und trank kubanischen Kaffee an der Columbus Avenue.
Die Kellner, die sich für die meisten Norteamericanos nicht erwärmen konnten, hatten Spaß an Coen und seinen zehn Wörtern Spanisch. Sie wiesen ihn an einen privilegierten Platz an der Theke. In seine Tasse gossen sie heiße Milch, und seine Bohnenportionen fielen besonders reichhaltig aus. Zwar waren sie auf Arnolds Handschellen stolz, doch auf die Waffe an Coens Hüfte standen sie nicht. Sie akzeptierten ihn als Arnolds Patrón, ohne die Höflichkeit und das betrügerische Grinsen, das sie bei gewöhnlichen Bullen und hohen Tieren vom Gesundheitsamt aufsetzten. Sie wachten über seine langen Phasen des Schweigens und entmutigten gedankenlose Leute, sich ihm zu nähern. Eine Stunde lang saß er an seiner Tasse Kaffee. Arnold las in seinen Comics. Dann sagte Coen: »Überlass mir den Chinesen.« Tief in seinen Comic versunken, hörte Arnold ihn nicht.
Coen wohnte in einem fünfstöckigen Haus ohne Fahrstuhl an der Siebzigsten, Ecke Columbus, über einem spanischen Lebensmittelladen. Zwei seiner Fenster hatten kaputte Scheiben. In Coens Kühlschrank wuchsen den Äpfeln Warzen. Die Abteilung des First Deputy weckte ihn um drei Uhr morgens. Um vier wurde er im Präsidium erwartet. In früheren Zeiten hätte Coen seine Unterwäsche gewechselt und seine Zähne mit Zahnseide behandelt. Doch er hatte ihre Entführungen satt. Brodsky, ein Chauffeur der Abteilung, holte ihn ab. Als Kriminalbeamter war Brodsky ebenso hochgestellt wie Coen. Er hatte sich sein goldenes Abzeichen damit verdient, Ehefrauen der Inspektoren durch die Gegend zu kutschieren und Geheimagenten zu lancieren. Vor Jahren konnte er seine Freunde noch für wenige Hundert Dollar in eine gute Stellung bei der Polizei einkaufen. Als die jüngeren Chefs an die Macht gekommen waren, hatte er diese Praktik aufgeben müssen. Auf der Fahrt durch den Central Park blickte er Coen finster an. »Diesmal grillen sie dich lebendig.« Coen gähnte. Er trug eine bleiche Krawatte über seinem Schlafanzugoberteil.
»Wer will mir was anhaben?«
»Pimloe. Der Junge kommt aus Harvard. Der nimmt dir deinen Scheißdreck nicht ab.«
»Noch so ein Idiot«, sagte Coen.
Er kam einfach nicht von der Abteilung des First Dep los. Schon als Rekruten hatten sie sich an ihn geklebt. Isaac Sidel, ein neuer Deputy Inspector der Abteilung, hatte ihn von der Akademie geholt, weil er einen schönen Knaben brauchte, einen blauäugigen Knaben, um einen Ring von polnischen Hehlern zu infiltrieren, die mit Billigung gewisser Kriminalbeamter vom Bruchtrupp den Bekleidungssektor schröpften. Coen trug billigen Cordsamt für Isaac und ließ sich einen Spitzbart im Stil eines jungen polnischen Gauners wachsen. Für ein fingiertes Unternehmen an der Neununddreißigsten Straße schleppte er Kleiderständer und aß in einer Arbeiterkaschemme, bis ein Dunkelmann des Rings ihn bei einem Blutwurstgericht anwarb. Coen machte bei den Einbrüchen nicht mit. Er trieb die Kleiderständer für die Bande auf. Eines Tages stahlen zwei Männer, die wie gut gekleidete Geschäftsreisende angezogen waren, Coens Ständer und traten ihm ans Schienbein. Isaac teilte ihm mit, das seien die Männer des Bezirksstaatsanwaltes gewesen, die ihre eigenen Nachforschungen über die Einbrüche anstellten und Coen abzuschütteln versuchten. »Wie haben sie dich so schnell kriegen können, Manfred?«
Schon nach einem Monat war der Ring aufgeflogen, und die schurkischen Bullen vom Bruch wurden ohne nennenswerte Beihilfe von Coens Seite entlarvt. Er wurde wieder auf die Akademie geschickt. Dort übte er mit den anderen Scheibenschießen. Er ging vor Mitternacht ins Bett und war ein braver Junge. Nach dem Abschluss schnappte ihn sich der First Dep. Jetzt hatte Coen einen Gönner. Isaac teilte ihn dem Sondertrupp zu. Ein halbes Jahr später hatte Coen ein goldenes Abzeichen. Mit Isaac, dem Chef, stieg er auf und hatte es mit neunundzwanzig bis in die Spitze geschafft. Bei gegebenem Anlass borgte ihn der First Dep
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