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Das Ist Mein Blut

Titel: Das Ist Mein Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrun Arenz
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Bild aus der Hand und betrachtete es eine Weile lang schweigend. »Na ja, nicht auf einem Abendmahlskelch«, erwiderte er dann mit einem leichten Schulterzucken. Auf Evas fragenden Blick hin führte er weiter aus: »Ich meine, das kommt beim Abendmahl schließlich vor … Unser Herr Jesus Christus, in der Nacht, da er verraten ward und so weiter, nahm auch den Kelch nach dem Abendmahl, dankte und sprach: Das ist mein Blut, das für euch vergossen wird zur Vergebung der Sünden.« Als er merkte, dass sie ihn noch immer seltsam anstarrte, fügte er trotzig hinzu: »Ich geh halt gelegentlich in die Kirche. Da werden diese Worte vom Geistlichen gesprochen. Die kann doch jeder auswendig …« Er nahm ihr das Foto aus der Hand und musterte es mit in Falten gelegter Stirn. »Aber in der Hand einer Leiche und voll mit echtem Blut – das ist schon ziemlich abartig.«
    »Und diese Form der Einschnitte am Arm«, sinnierte Eva. »Gefällt mir nicht, wie das aussieht – nach ganz komischen Ritualen oder Praktiken. Gibt es hier in der Gegend irgendwelche Sekten, Gruppierungen, Gemeinschaften, die sich eventuell mit Blutritualen oder Ähnlichem beschäftigen?«
    Rainer Sailer schauderte. »Satanisten? Nicht, dass ich wüsste, aber meine Gedanken gehen in die gleiche Richtung. Und wenn der Einbruch in die Kirche von denselben Leuten begangen worden ist, passen die Verwüstungen, die sie am Altar hinterlassen haben, auch dazu. Dann war das vielleicht kein gewöhnlicher Vandalismus. Wir haben hier keine aktenkundigen Fälle von Satanismus, aber das Kastell wird gelegentlich von etwas seltsamen Gruppen als Versammlungsort genutzt – neuheidnische Gemeinschaften, Baumverehrer, keltische Religionen und so weiter.«
    »Ja, aber das ist ja wohl nicht dasselbe«, wandte Eva ein. »Die gehen im Allgemeinen nicht herum und erstechen ihre Mitglieder – oder auch andere Leute. Das sind doch bloß harmlose Romantiker.«
    Ihr Kollege schien nicht überzeugt, ging aber nicht weiter darauf ein. »Kümmern wir uns um das Naheliegende«, schlug er vor. »Infos über den Toten und Identifizierung des Kelches. Das sollte wohl ich machen, schließlich ist der Kircheneinbruch eigentlich mein Fall – außer Sie wollen das übernehmen, Frau Kollegin?«
    »Eva und ›du‹ tut’s auch«, sagte sie ziemlich schroff. Sie mochte Sailer zwar nicht besonders, vor allem nach dem Kaffeezwischenfall, aber sie hasste es, sich mit Kollegen zu siezen, wenn sie mit ihnen zusammenarbeiten musste. Außerdem schien er in punkto Arbeit immerhin ganz brauchbar zu sein. Rainer nickte zustimmend. »Okay. Wo hab ich denn die Nummer des Pfarrers?« Er begann, unter den Papieren auf dem Schreibtisch zu wühlen, und förderte schließlich einen sehr kleinen Zettel zutage, der aussah, als ob er ihn von einem größeren Stück Papier abgerissen hätte. In lächerlich winziger Schrift hatte er darauf einen Namen und ein paar Zahlen notiert. »Römer, Römer, da haben wir ihn ja …«

2
    Pfarrer Römer, den Rainer über sein Handy erreichte, hielt sich momentan zum Einkaufen in Weißenburg auf und erklärte sich bereit, selbst auf die Polizeistation zu kommen. Er war ein Mann um die vierzig, dessen auffälligste Merkmale die hohe Stirn mit dem zurückgehenden Haaransatz und die nachdenklichen, klaren blauen Augen waren.
    Römer betrachtete das Bild mit dem Kelch sorgfältig und nickte dann langsam. »Das ist einer der verschwundenen Gegenstände«, sagte er. Mit einem leichten Stirnrunzeln fügte er hinzu: »Das ist der eine Kelch, der nicht zu unserer Abendmahlsserie gehört. Wir haben eine Serie, wissen Sie, eine Art halbindustrieller Fertigung. Dieser Kelch ist allerdings kein Teil davon. Ich glaube, er ist älter und wahrscheinlich kostbarer als der Rest der Sammlung. Wo haben Sie ihn gefunden? Und was ist mit den anderen Stücken?«
    Rainer warf seiner Kollegin einen fragenden Blick zu; sie nickte unauffällig. »Nun, Herr Römer«, erklärte er dann etwas unbehaglich. »Die Sache ist ein wenig verzwickt. Wir haben noch keine Ahnung, wo die übrigen gestohlenen Abendmahlsgeräte sein könnten …«
    »Verzwickt?«, wiederholte der Pfarrer.
    »Kann man wohl sagen. Sehen Sie, dieser Kelch wurde in der Nähe eines Toten entdeckt, der heute Morgen bei Ellingen aufgefunden wurde.« Er nannte keine Details, zog aber eines der Fotos hervor, das nur das Gesicht des Toten zeigte. »Herr Römer, kennen Sie vielleicht diesen Mann?«
    Er nahm sich für die Betrachtung dieses Bildes

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