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Das Ist Mein Blut

Titel: Das Ist Mein Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrun Arenz
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kommt runter. Ist ja schon häufiger vorgekommen.«
    »Erzähl uns etwas, was wir noch nicht wissen, ja«, bat Eva angespannt. Ihr war übel bei dem Gedanken, dass sie nichts unternommen hatten, um Heinrich Weiher rechtzeitig zu überwachen, obwohl sie doch Verdachtsmomente genug gehabt hatten. Falls er geahnt hatte, dass sie ihm auf der Spur waren, und darum beschlossen hatte, zu fliehen, war das schlimm genug – allerdings standen in diesem Fall die Chancen ganz gut, dass sie ihn kriegen würden. Aber was, wenn er entschieden hatte, dass er noch jemanden aus dem Weg räumen musste? »Habt ihr wirklich alles in Bewegung gesetzt, um den Weiher zu finden?«, stieß sie nervös hervor, gerade als der Kollege weitersprechen wollte. »Oder vielleicht will er Selbstmord begehen – habt ihr die Möglichkeit mit einbezogen? Wir können uns nicht noch einen Fehler leisten.«
    »Das haben wir auch bedacht. Aber wenn sich der Weiher in den See stürzen will oder so, stehen die Chancen nicht so gut, dass wir ihn rechtzeitig finden. Im Moment können wir aber nicht mehr tun.«
    Eva biss sich auf die Lippen, schwieg aber. Rainer schlürfte angewidert seinen Tee, der nach Abwaschwasser schmeckte, und fragte: »Also, wieso hat die Polizei dann doch Verdacht geschöpft?«
    »Wegen der Vögel«, antwortete Friedolin.
    Rainer tippte sich an die Stirn. »Wer hat hier einen Vogel?« Eva warf ihm einen strengen Blick zu, musste ihm aber zugute halten, dass er sich immerhin auf die zweitblödeste Bemerkung beschränkt hatte, die einem in diesem Zusammenhang einfallen konnte. »Bitte mal Klartext«, meinte sie. »Hast du gerade gesagt, die Polizei fand irgendwelche Vögel verdächtig?«
    Friedolin nickte und zog aus einem Stapel Ordner einen Zettel hervor. »Friedrich Weiher hatte zwei Aras. In seiner Bibliothek, wo das besagte Regal stand …«
    »Und die Vögel haben vor der Polizei Friedrich Weihers letzte Worte wiederholt«, rief Rainer begeistert. »›Heinrich, mir graut vor dir!‹ Ich dachte, so etwas passiert nur in Romanen.«
    »So was passiert auch nur in Romanen«, antwortete Friedolin trocken. »Weihers Aras haben überhaupt nichts gesagt, schon gar nichts, was mit dem Fall zu tun hatte.«
    »Wahrscheinlich sind sie vor Schreck verstummt«, fabulierte Rainer weiter. »Posttraumatisches Belastungssyndrom. Das Schweigen der Lämmergeier.«
    »Rainer!« Eva setzte ihre Tasse hart auf den Tisch auf. »Halt endlich die Klappe, ja? Weiter, Friedolin.«
    Der junge Mann räusperte sich. »Äh, ja, also die Vögel. Die standen in der Bibliothek in einem großen Käfig. Aber den Abdrücken im Teppich nach zu urteilen war der Käfig verrückt worden. Normalerweise hätte das Regal auch auf den Vogelkäfig fallen müssen, aber als Friedrich Weiher gefunden wurde, stand der Käfig einen Meter weiter links, und das wohl erst seit ganz kurzem. Das hat die Polizei dann stutzig werden lassen.«
    »Ein tierlieber Mörder?«, fragte Eva langsam.
    »Oder er wollte nicht, dass der Käfig die Wucht des Regals abfängt«, meinte Rainer. »Dann hätte das Opfer vielleicht weniger abbekommen.«
    Friedolin nickte: »Klingt plausibel. Jedenfalls kam den Ermittlern das komisch vor, und sie haben angefangen, sich umzuhören. Dabei stellte sich heraus, dass Heinrich Weiher am Abend zuvor einen heftigen Streit mit seinem Vater hatte. Mehrere Nachbarn haben bezeugt, dass die beiden sich furchtbar angeschrieen hatten und dass Weiher Junior das Haus in einer schrecklichen Wut verlassen hatte.«
    Natürlich. Eva erinnerte sich an Heinrich Weihers hageres Gesicht und die trockene Greisenstimme, als dieser ihr am Vortag von dem Koffer mit Martin Blumenthals Werken erzählt hatte. Das erklärte dann auch dessen abweisenden Blick, mit dem er die Frage nach der Reaktion seines Vaters auf die Tatsache, dass er als Sohn die Sachen des Freundes verscherbelt hatte, beantwortet hatte: »Wir hatten einen Streit.« Sie klopfte unruhig mit den Fingern auf den Tisch. »Sonst nichts? Und warum haben sie ihn dann wieder gehen lassen?«
    Friedolin schnaubte erbittert. »Keine Spur von Beweisen. Zwei Nachbarn haben unabhängig voneinander ausgesagt, am späten Abend, so gegen zehn Uhr, einen unglaublichen Krach und ein Poltern gehört zu haben, das eigentlich nur von dem umstürzenden Regal stammen konnte. Und natürlich ist niemand auf die Idee gekommen, mal nachzusehen, ob was passiert ist. Aber um die Zeit war Heinrich Weiher mit mehreren Freunden auf einer Party, und das

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