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Das Ist Mein Blut

Titel: Das Ist Mein Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrun Arenz
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eine Strategie, um ihn zum Reden zu bringen. Wer einmal den Mund aufmachte, um das eine oder das andere Getränk zu wählen, würde mit größerer Wahrscheinlichkeit auch andere Fragen beantworten.
    Heinrich Weiher tat ihr den Gefallen allerdings nicht. Seine Wangenknochen traten weiß hervor, so fest hielt er den Mund geschlossen.
    »Bring eine Tasse Brühe«, forderte sie Rainer auf. Dann saßen sie einander schweigend gegenüber, nichts durchbrach die Stille, bis ihr Kollege mit dem Getränk zurückkam. Heinrich Weihers knochige Finger schlossen sich um den Porzellanbecher, als suchten sie Halt, aber er trank nicht.
    »Herr Weiher, weshalb sind Sie weggefahren, während Ihre Tochter verletzt im Krankenhaus liegt?«, versuchte Eva es nach einer kurzen Weile wieder.
    Der alte Mann schwieg. Der Regen prasselte vom dunklen Himmel laut gegen die Scheiben und lief in breiten Bächen das Glas herab. Der würzige Duft der Brühe mischte sich mit dem Geruch nasser Kleidung und feuchter Haare.
    Rainer und Eva wechselten einen Blick. »Möchten Sie einen Anwalt sprechen, Herr Weiher?«, fragte Rainer noch einmal.
    Keine Antwort.
    »Hören Sie, Herr Weiher«, begann Eva ruhig. Sie mussten behutsam vorgehen, da sie noch immer so wenig in der Hand hatten. Tatsächlich hatte sie dem alten Mann am Vortag nicht einmal gesagt, er solle die Gegend nicht verlassen, ohne sich zuvor bei ihnen zu melden, so dass sie ihm das nicht zum Vorwurf machen konnte. Sie bewegten sich auf recht dünnem Eis, und wenn er nicht freiwillig redete, konnte es schwierig werden. »Wir versuchen, einen Mord aufzuklären, Herr Weiher. Einen brutalen Mord und einen ebenso brutalen Überfall auf Ihre eigene Tochter. Wenn Sie mit beidem nichts zu tun haben, sollten Sie uns so rasch wie möglich erklären, was Sie am Dienstagabend getan haben, als Dietmar Kronauer getötet wurde – und gestern früh, als Ihre Tochter überfallen wurde. Oder Sie rufen einen Anwalt und besprechen sich mit ihm.«
    Das Schweigen füllte den ganzen Raum, und das Geräusch des Regens schien die lastende Stille eher noch zu verstärken. In Heinrich Weihers Gesicht arbeitete es; die verkrampften Kiefer mahlten.
    Eva sah ihn unverwandt an, ohne ein Wort zu sagen. Sie kannte die Anzeichen dafür, dass jemand sein eigenes Schweigen nicht mehr lange ertragen würde, und wartete.
    »Wie kommen Sie überhaupt auf den Gedanken, ich könnte etwas mit dem Mord an Kronauer zu tun haben?«, brach es schließlich heftig aus dem alten Mann heraus.
    Eva spürte mehr, als dass sie es hörte, wie ihre beiden Kollegen erleichtert aufseufzten, wie die unnatürliche Spannung in dem überfüllten Büro nachließ. Sie beugte sich über den Tisch und erklärte eindringlich: »Herr Weiher, wir wissen, dass Ihre Tochter nicht nur die Sache mit den verkauften Werkstücken von Martin Blumenthal herausgefunden hat. Sie arbeitete an einer Veröffentlichung über die Verstrickungen prominenter Ärzte, Wissenschaftler und Geistlicher der Region während der Nazizeit. Im Januar sollte sie einen Gastvortrag an der Universität Augsburg halten. Sie wollte wohl auch herausfinden, ob ihr eigener Großvater zu diesen Prominenten gehörte. Dabei ist sie auf die Berichte über seinen Tod gestoßen und auf die Zeitungsartikel, die von der polizeilichen Untersuchung dazu handelten.« Weiher wurde noch bleicher, und seine Hand umklammerte den Becher, bis die Fingerknöchel weiß hervorstachen. »Sie erfuhr, dass die Polizei Zweifel hatte, ob es sich bei seinem Tod tatsächlich bloß um einen Unfall gehandelt hatte, und dass Sie am Tag seines Todes einen heftigen Streit mit Ihrem Vater hatten. Offenbar hat sie sich mit dieser Sache dann an Dietmar Kronauer gewandt, um mehr herauszufinden, und Kronauer hat angefangen, Fragen zu stellen, um an die Wahrheit heranzukommen. Und ich glaube, das ist der Grund, weshalb er getötet wurde. Finden Sie jetzt nicht auch, dass wir Sie berechtigterweise nach Ihren Aktivitäten der letzten Tage befragen?«
    Auf Weihers knochigen Gesichtszügen zeichnete sich Entsetzen ab, aber die Augen blickten weiter starr ins Leere. Er schob den Becher mit der unberührten Brühe von sich, als habe er darin gerade etwas Ekliges entdeckt. Seine Hände zitterten dabei leicht, aber sein Gesicht wurde steinern, und wie zu Beginn des Gesprächs presste er die blutleeren Lippen fest aufeinander.
    Friedolin mischte sich auf einmal ins Gespräch. Er wandte sich an seine Kollegen, aber laut genug, dass Weiher

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