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Das ist nicht wahr, oder?

Das ist nicht wahr, oder?

Titel: Das ist nicht wahr, oder? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Lawson
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verschwenden, hier Bücher zu kaufen, weil er alle schon hätte und mir ausleihen könnte. Ich erwiderte, dass ich gar kein Geld hätte und die Bücher klauen wollte. Das Letzte war gelogen, aber er musste kichern, was eine erfrischende Abwechslung zu dem unangenehmen Lachen war, das ich von den meisten Männern zu hören bekam.Er nahm das Buch, das ich in der Hand hielt, und stellte es ins Regal zurück. »Eine so bezaubernde Frau wie du sollte nicht in den Knast gehen. Komm mit zu mir, dann kannst du die Bücher von mir klauen.«
    Das tat ich dann auch. Weil ich offenbar nie einen von diesen Filmen gesehen hatte, in denen die treudoofe Studentin von einem Serienmörder zerstückelt wird.
Und
weil niemand denkt, er könnte von Neil Patrick Harris ermordet werden.
Und
weil er mich gegen meinen Willen zum Lachen brachte.
Und
weil ich schon immer einen Schwulen als besten Freund haben wollte, der mich über falsche Augenbrauen und Blowjobs aufklärte. Eigentlich vor allem über das Letzte.
    Überraschenderweise machte Victor keinen ernsthaften Versuch, mich zu zerstückeln, und er hatte tatsächlich so viele Bücher, wie er im Buchladen behauptet hatte. Außerdem besaß er die größte Sammlung von Westen, die ich je bei einem Mann gesehen habe (drei). Er war nur wenige Monate älter als ich, wirkte aber viel älter und reifer als andere meines Alters, und so wurden wir rasch Freunde. Er war ein so leidenschaftlicher Republikaner, wie ich nur wenige kenne, überraschte mich aber ständig damit, dass er in keine Schublade passte, in die ich ihn stecken wollte. Er war eine seltsame Mischung aus STAR WARS zitierendem Computerfreak, tätowiertem Kung-Fu-Lehrer und Sohn reicher Eltern.
    Er war auch der erste Mensch in meinem Bekanntenkreis, der Internet auf dem Zimmer hatte
(Anmerkung für nach 1990 Geborene, siehe oben: Ich weiß. Mund halten.),
und ich sah mir sofort Bilder von Leuten an, die schon tot waren, weil ich dachte, es käme nicht gut, vor seinen Augen Porno herunterzuladen. Er schien seltsam fasziniert von mir, in etwa so, wie man von Opfern eines Autounfalls fasziniert ist. Ich vermutete, er würde schon noch zu der Erkenntnis kommen, dass ein Mädchen wieich bei seinen konservativen Eltern nicht auf Gegenliebe stieß, aber er weigerte sich hartnäckig, sich durch irgendetwas, das ich tat oder sagte, abschrecken zu lassen.
    Wir besuchten beide dasselbe kleine College in San Angelo, einer Stadt in der Nähe, und ich verbrachte lange Mittagspausen in seinem Zimmer, in denen wir über das Leben, unsere Träume und unsere Kindheit redeten und in denen überhaupt nichts passierte,
weil ich nicht zu der Sorte Mädchen gehöre.
Bis er mich küsste. Anschließend überzeugte er mich, dass er nicht schwul war. Dass ich Schwule mit Westen gleichsetzte, bestürzte ihn. »Das war nicht böse gemeint«, erklärte ich, »ich dachte einfach, nur Schwule tragen Westen im Stonewashed-Look.« (Jahre später meinten schwule Freunde, allein dieser Satz beweise, wie wenig ich damals von Schwulen gewusst hätte, und dass ich bei Westen ohne Ärmel offenbar an Chaps ohne Gesäß gedacht hätte. Ich pflege darauf zu sagen, dass ich das nie verwechseln würde, weil es in Chaps viel mehr zieht. Dann lachen wir alle, bestellen eine weitere Runde und stoßen darauf an, wie schön es ist, lustige schwule Freunde zu haben.
Tipp: Es ist megaklasse.
Sucht euch gleich welche. Schwule sind genauso wie du und ich, nur besser. Außer denen, die langweilig sind oder Arschlöcher. Die bitte meiden.)
    Ein paar Wochen nach unserer ersten Begegnung sagte Victor: »Ich habe beschlossen, dass ich DJ werde.« Ich sagte: »Klar wirst du das. Und ich werde Cowgirl-Ballerina.« Aber dann wurde er am folgenden Tag tatsächlich vom größten Rocksender von vier Landkreisen als DJ eingestellt. Ich war vollkommen perplex. Vor allem, weil er genauso bestimmt geklungen hatte wie damals, als er ganz beiläufig gesagt hatte: »Eines Tages heirate ich dich.« Ich hatte nur geschnaubt und die Augen verdreht, weil das niemals passieren würde.
    Victor war wohlhabend, ehrgeizig und Mitglied der JungenRepublikaner und damit das genaue Gegenteil des Typen, auf den ich stand. Außerdem trug er immer noch Westen. Ich lachte also nur über seinen kleinen Witz, aber er lachte nicht und ich war unwillkürlich ein wenig besorgt, dass er recht behalten könnte. Obwohl wir fast nichts gemeinsam hatten, war ich total in ihn verknallt, und er fragte mich fast täglich, ob ich ihn

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