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Das ist nicht wahr, oder?

Das ist nicht wahr, oder?

Titel: Das ist nicht wahr, oder? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Lawson
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keinen Cent. Das wäre ja, als würde man jemanden dafür bezahlen, dass man seinen Abfall in die Mülltonne werfen darf. Wenn ich je nach Russland fahre, pinkle ich die ganze Zeit auf den Boden.)

NIEMAND HAT MIR JE BEIGEBRACHT, WIE MAN AUF EINEM SOFA SITZT
    Bevor Victor seinen Eltern sagen konnte, dass wir zusammenziehen, wollte er unbedingt, dass ich sie persönlich in Midland in Texas kennenlerne. Nach Midland sind es mit dem Auto ein paar Stunden. Es ist eine große Ölstadt und in meiner Vorstellung lebten dort nur Millionäre. Victor versicherte zwar, seine Familie wäre nicht wirklich reich, aber er übte beharrlich mit mir, wie man eine Fischgabel von einer Kuchengabel unterscheidet. Als wir dann im Haus seiner Eltern ankamen und ich sah, dass auf dem Tisch ein riesiges Blumengesteck lag und das Licht durch ein Fenster in der Decke kam, begann ich ganz leicht zu hyperventilieren. Victors Stiefvater war verreist, aber seine Mutter war sehr höflich, auf eine Art, die mir das Gefühl gab, ich hätte zur Begrüßung doch besser weiße Handschuhe angezogen.
    Bonnie, so hieß die Mutter, bat mich, auf dem Sofa Platz zu nehmen. Was ich auch tat. Aber kaum streifte ich mit dem Rücken eins der kleinen Sofakissen, da sah Victor mich auch schon mit entsetzt aufgerissenen Augen an, als hätte ich soeben den Hund der Familie abgestochen, und räusperte sich laut. Ich setzte mich hastig wieder auf und er strich verstohlen das Kissen glatt und flüsterte:
»Die Kissen sind nur zur Dekoration da.«
So lernte ich die erste Regel über Reiche. Sie benützen ihre Sofakissen nicht. Was irgendwie keinen Sinn macht, denn dazu sind Kissen doch eigentlich da.
    Bonnie entschuldigte sich, sie wollte uns Getränke zurechtmachen (und vermutlich auch ihren Mann telefonisch über die Pennerin informieren, die ihr Sohn da angeschleppt hatte). »Du wirst ausflippen vor Freude«, hörte ich sie in Gedanken sagen. »Sie kann nicht einmal ein Sofa richtig benutzen. Wahrscheinlich hat er sie irgendwo auf der Straße aufgelesen.«
    Ich zog ängstlich an Victors Arm und flüsterte, wir sollten uns rausschleichen, bevor ich noch mehr Schaden anrichten könnte, und er sah mich an, als hätte ich den Verstand verloren. »Wir lassen eine Nachricht zurück«, erklärte ich. »Einen schönen Zettel, auf dem steht, wir hätten draußen einen Affen gesehen und müssten ihn fangen.«
    »Bist du high?« Er sah mir misstrauisch in die Augen. »Im Ernst, krieg dich mal wieder ein. Sie wird dich lieben.
Setz dich einfach nicht auf die Sofakissen.«
    Ich sah ihn verwirrt an und er tätschelte mir die Hand und meinte mit einem angestrengten Lächeln, ich solle mich beruhigen. Ich seufzte schicksalsergeben, ließ mich auf den Fußboden hinunterrutschen und blieb Schneidersitz sitzen, was okay war, denn ich trug Jeans und fühlte mich auf dem Boden ehrlich gesagt sowieso wohler. Victor flüsterte: »Was soll denn das jetzt?« Und ich aufgeregt: »Alter, ich kann das nicht. Das bescheuerte Sofa macht mir Angst. Das mit uns wird nichts.«
    Er wollte mich aufgeregt wieder hochziehen, bevor seine Mutter zurückkehrte, aber ich blieb ganz ruhig, denn Kool-Aid mit Wasser anzurühren dauert immer lange. »Du kannst doch nicht auf dem bescheuerten Boden sitzen. Wie alt bist du, sieben?«
    »Alter, du hast eben gesagt, ich soll mich nicht auf die Kissen setzen.«
    »Nicht auf die
Deko
kissen«, versuchte er zu erklären und zerrte mich nach oben. »Auf den Polstern kannst du
natürlich
sitzen. Dazu sind sie doch da.«
    »WARUM HAST DU MIR NICHT BEIGEBRACHT, WIE MAN AUF EINEM SOFA SITZT?«
    Echtes Bild von Victor und mir auf dem Sofa seiner Eltern. Man beachte bitte, wie unbehaglich Victor sich fühlt, nur weil er sich in der Nähe eines Sofakissens befindet. Er scheint jeden Moment davor weglaufen zu wollen. Ich denke zu diesem Zeitpunkt immer noch, ich wäre die Verrückte.
    Wahrscheinlich hatte ich ein wenig zu laut gesprochen, denn als Victors Mutter mit den Getränken hereinkam, sah sie mich seltsam an, und ich war so durcheinander, dass ich nicht mehr gerade denken konnte, also nahm ich schnell einen Schluck des schlechtesten Kool-Aid der Welt und stellte (nach einem kleinen Hustenanfall) fest, dass es sich in Wirklichkeit um eine Art Weinschorle handelte und nicht eine aus Pulver und Wasser zusammengerührte Limonade. Nachdem klar war, dass ich nicht ersticken würde, versuchte Bonnie das verlegene Schweigen zu füllen, indem sie mir Bilder von Victor in seinem

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