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Das ist nicht wahr, oder?

Das ist nicht wahr, oder?

Titel: Das ist nicht wahr, oder? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Lawson
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meiner Mutter zu widersprechen aus Angst, mein Vater könnte ihn erschießen, weil er »die Milch ohne die Kuh« wollte. Wobei ich offensichtlich die Kuh war. Ich sagte ihm, das sei lächerlich, mein Vater besitze zwar einige volle Waffenschränke, er verwende aber »aus sportlichen Gründen« nur Pfeil und Bogen. Dann fiel mir ein, dass Daddy erst vergangene Woche davon gesprochen hatte, er wäre auf der Suche nach einer neuen Armbrust, aber das sagte ich Victor lieber nicht. Victor meinte stirnrunzelnd, die wenigsten Leute würden eigene Schränke nur für Waffen besitzen, worauf mich der Verdacht beschlich, dass er gar nicht wirklich aus Texas kam. Wir starrten uns an, als könnten wir nicht verstehen, was mit dem anderen los war. Wahrscheinlich hätte das meine erste Warnung davor sein müssen, was die Zukunft für mich bereithielt.
    Wir waren damals noch arme Collegestudenten, deshalb mieteten wir ein winziges Ein-Zimmer-Apartment im finstersten Teil der Stadt und lebten dort überraschenderweise wie imParadies. Nur dass wir eine Art geisteskranken Einsiedler als Nachbarn hatten, der seine Wohnung nie verließ, mir aber vom Fenster gelegentlich Hosen tragend zuwinkte. Ich weiß nicht, wo ich im letzten Satzteil das Komma setzen soll, weil »gelegentlich« sich sowohl auf »Hosen tragend« wie auf »zuwinkte« bezieht. Weil der Einsiedler mir eben gelegentlich zuwinkte und (bei den Gelegenheiten, bei denen er winkte) gelegentlich Hosen anhatte. Seine Motivation schien dabei allerdings weniger ein exhibitionistisches »Guck mal, mein Penis« zu sein als ein trauriges »Ich bin so labil, ich komme mit den Hosen von heute nicht mehr zurecht«.
    Auf der anderen Seite betrieb ein freundliches, aber leicht übernächtigtes Paar offenbar einen schwunghaften Handel mit selbst gebackenen Muffins. Nur dass man »Muffins« durch »Meth« ersetzen muss. Muffins klingt natürlich netter. Es sei denn, man steht wirklich auf Meth. Dann kann man wahrscheinlich mit Muffins nicht mehr so viel anfangen. Außer eben mit »Meth-Muffins«. Was wirklich schrecklich klingt, aber vermutlich weggeht wie warme Semmeln. Was auch ein genialer Name für »Meth-Muffins« wäre, wenn es die gäbe.
Mein Gott, mit meinen Ideen könnte ich locker auch so ein Geschäft aufziehen.
Bräuchte ich nur noch einen Risikokapitalgeber.
    Als meine Mutter uns das erste Mal in unserer neuen Wohnung besuchte, schien sie besorgt, sie könnte einen gravierenden Fehler gemacht haben, als sie mich zum Auszug drängte, aber ich versicherte ihr, wir seien glücklich und hätten sogar eine Art unorthodoxen Nachbarschaftswachdienst, da die Meth-Köche und der Einsiedler immer zu Hause seien und Pakete für uns annehmen und ein Auge auf Einbrecher haben könnten (die, wie wir alle vermuteten, in dem Apartment direkt unter uns wohnten). Es war eine ungute, unfreiwillige Gemeinschaft, aber wir waren jung und wussten noch nicht, wie wehes tut, wenn man erschossen wird, deshalb taten wir die Gefahr mit einem Schulterzucken ab. In dieser Zeit lernten wir, wie unglaublich schwer es ist, mit jemandem zusammenzuleben, der total pingelig und etwas zwangsgestört ist
(äh … Victor).
Und mit einer, die sich ständig versehentlich mit Heißkleber am Teppich festklebt und geistig labil ist, obwohl sie wenigstens noch weiß, wie man Hosen anzieht
(hüstel … das wäre ich).
Victor meinte, mich mit dem gelegentlich nackten Einsiedler von nebenan zu vergleichen, wäre kein besonders geeigneter Maßstab meiner geistigen Gesundheit, zumal ich oft genug selber ohne Hosen dastünde. Ich zog die Augenbrauen hoch angesichts dieser Anmache, wie ich fand, bis mir einfiel, dass er davon sprach, wie er mich einmal halbnackt angetroffen hatte, weil ich gerade meine Jeans mit Heißkleber auf den Teppich geklebt hatte.
    Trotz allem schien Victor mich auf eine bizarre, absonderliche Art zu lieben, die nie deutlicher wurde als an dem Tag, an dem er mir einen Heiratsantrag machte. Aber davon im nächsten Kapitel mehr.
    (Bestimmt seid ihr froh, dass ihr dieses Buch nicht nach Kapiteln zahlt. Es müsste euch ja wie die totale Abzocke vorkommen, wenn ihr dieses Kapitel bezahlt hättet und dann hört es wie FLUCH DER KARIBIK 2 mittendrin auf. Das würde ich euch nie antun, Leute. Wusstet ihr übrigens, dass es in Russland Orte gibt, an denen man für die Benutzung der Toiletten zahlen muss? Das ist jetzt im Grunde ein anderes Thema, aber mal ehrlich,
was soll der Quatsch?
Für so was zahle ich doch

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