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Das ist nicht wahr, oder?

Das ist nicht wahr, oder?

Titel: Das ist nicht wahr, oder? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Lawson
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Smoking zeigte und in Gesellschaft vieler verschiedener Mädchen mit schön gerichteten Haaren und in Abendkleidern. Von Brotbeutel-Schuhen hatten die wahrscheinlich noch nicht einmal
gehört
. Victor rollte ein wenig mit den Augen, als seine Mutter von den vielen Debütantinnenbällen erzählte, die er mit diesen Mädchen besucht hatte, und ich nickte höflich und tat interessiert. Dann fragte sie mich, wann
ich
denn »herauskommen« würde, und ich sagte: »Aber ich bin nicht schwul. Ich bin mit Ihrem Sohn befreundet.« Klarer konnte man das nicht sagen, fand ich, doch Victor begann laut zu husten und Bonnie sah mich verwirrt an, wurde dann allerdings abgelenkt, denn Victor hustete, als hätte er seine Zunge verschluckt. Gleich danach meinte er, dass wir jetzt besser gehen.
    Auf dem Heimweg erklärte er, dass seine Mutter mit »herauskommen« meine Einführung in die Gesellschaft als Debütantingemeint hätte. Ich erwiderte, er klinge wie eine Partnervermittlung, worauf er die Augen verdrehte. Dann beschwerte ich mich noch, dass wir so viel Zeit mit dem richtigen Gebrauch von Gabeln verschwendet hätten, aber dann nicht einmal zum Abendessen geblieben wären, und er schimpfte zurück: »Du konntest ja nicht einmal richtig auf diesem bescheuerten Sofa sitzen!« Da hatte er auch wieder recht, ich seufzte also nur und schwieg, denn was soll man schon sagen, wenn man gerade festgestellt hat, dass man sein ganzes Leben lang falsch auf Sofas gesessen hat.
    Unterwegs hielten wir bei einem Dairy Queen, wo es zu meiner Erleichterung nur einen Satz Besteck gibt, es sei denn, man bestellt das Peanut Buster Parfait, dann kriegt man so einen extralangen roten Plastiklöffel, damit man das Karamell ganz unten im Eisbecher rauskratzen kann. Und zusätzlich ist auf dem Löffelende noch eine Eistüte abgebildet nur für den Fall, dass jemand mit dem Löffel nicht klarkommt. Als ich das sah, ließ ich mich darüber aus, warum Dairy Queen besser war als irgendein Edelrestaurant, und Victor starrte mich fasziniert an, wie total überrascht, dass da noch niemand draufgekommen war, oder als frage er sich, woher ich diese bescheidene Idee schon wieder habe. Er hatte diesen Blick in unserem gemeinsamen Jahr perfektioniert.
    Ich holte tief Luft, beugte mich vor und sah ihn grimmig an. »Sieh mal, das sind wir.
Ich
bin der Eislöffel von Dairy Queen,
du
bist der Schneckenlöffel. Deshalb wird das mit uns nichts.«
    Victor schwieg, dann beugte er sich ebenfalls vor und flüsterte: »Gabel.« Und ich: »Verstehe ich nicht … Gabel, Gabel, Gabel, halt den Schnabel.« Er grinste ein wenig schief, als müsse er ein Lachen unterdrücken, und sagte: »Man isst Schnecken mit einer
Gabel.«
Und ich schrie: »Genau das meine ich doch.« Und Victor lachte und sagte: »Mir ist egal, wenn du nicht weißt, was eineSchneckengabel ist. Ich finde das sogar total süß. Du lernst das noch. Oder auch nicht. Eigentlich ist es egal, weil ich die Löffel von Dairy Queen zufällig auch mag.« Und ich lächelte ein wenig zögernd, weil er es so überzeugend gesagt hatte, dass man ihm einfach glauben musste, obwohl ich den Verdacht hatte, dass er nur nett sein wollte, weil er nicht in einem Dairy Queen von einem Mädchen sitzen gelassen werden wollte, das nicht einmal richtig auf einem Sofa sitzen konnte. Denn das ist so ziemlich die schlimmste Art überhaupt, sitzen gelassen zu werden.

GANZ NORMALE VERLOBUNGSGESCHICHTE
    In der Junior High habe ich viel Danielle Steele gelesen. Deshalb habe ich mir immer vorgestellt, ich würde am Tag meiner Verlobung nackt sein, nur von Rosenblüten bedeckt, und mit dem Bruder des Mannes schlafen, der mich entführt hat.
    Und der Bruder wäre außerdem ein Herzog.
    Eventuell noch mein Stiefbruder.
    Anschließend würde einer von uns durch die Scherben einer kaputten Whiskyflasche schwer verletzt und/oder vergewaltigt werden.
    Wie sich herausstellte, erfüllte sich nur eine Erwartung, nämlich die mit den Scherben.
    Es war 1996 und Victor und ich gingen noch ins College. Er arbeitete abends als DJ, ich beim Telefonsex im Telemarketing. Wir lebten seit ungefähr einem Jahr zusammen, da fand Victor, wir könnten allmählich heiraten. Und nur wegen des romantischen Rock-Star-Feelings beschloss er, dass er mir einen Antrag im Radio machen wollte. Das einzige Problem war, dass er, wenn er selber auf Sendung war, nicht zugleich vor Ort sein konnte, um mich zu einem Jawort zu bringen, also nahm er stattdessen den Abend frei und spielte

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