Das ist nicht wahr, oder?
besitzen keins.
Hast du das noch nie bemerkt?! Der Trockner ist unser Bügeleisen, Victor. Außerdem wäre ich dir dankbar, wenn du mit mir persönlich sprechen würdest, statt mich auf einem Klebezettel anzuschreien. Die Klebezettel dienen pädagogischen Zwecken. Man zeichnet darauf auch keine anzüglichen Karikaturen von Händen, die drohend auf mich zeigen. Außerdem sollte man dafür den Zeigefinger benützen, das gehört zu den elementaren Zeige-Benimmregeln.
LIEBER VICTOR
Im Kühlschrank liegt etwas, das ich vergiftet habe. Viel Glück damit.
LIEBER VICTOR
Tut mir leid. Ich habe vielleicht ein prämenstruelles Syndrom. Ich weiß nicht, was mir fehlt.
LIEBER VICTOR
Das war eine Entschuldigung, du Arsch! Jetzt liegen zwei Sachen im Kühlschrank, die ich vergiftet habe.
Weil du nicht weißt, wie man eine Entschuldigung annimmt.
LIEBER VICTOR
Tut mir leid, dass dir schlecht ist. Ich schwöre, das mit den vergifteten Sachen im Kühlschrank war nur ein Witz. Gut, ich habe das Joghurt so etwa, hm, einen halben Tag lang draußen stehen lassen, aber eigentlich mehr versehentlich, weil das nasse Handtuch auf dem Boden mich abgelenkt hat. Wenn überhaupt, bis du selbst schuld daran. Nochmals, ich entschuldige mich.
LIEBER VICTOR
Ich liebe dich, aber mir ist allmählich ganz schwach vor Hunger. Ich weiß, du sagst, du hättest nichts vergiftet, aber jedes Mal, wenn ich von etwas abbeiße, siehst du mich so hinterhältig an und lachst so verdächtig, dass ich es wieder ausspucken muss. Ich kann nur vermuten, dass Gandhi ähnlich zumute war, als er nichts essen durfte. (Kleiner Hinweis: Er war ziemlich aggressiv.)
LIEBER VICTOR
Okay, zuerst mal, es ist nicht erwiesen, dass Gandhi mit dem Hungerstreik freiwillig anfing. Soviel wir wissen, wollte er auch verhindern, dass er vergiftet wurde. Geschichte wirdvon denen geschrieben, die überleben, Victor.
Nicht von denen, die verhungern, weil ihr Mann alles Essen im Haus vergiftet hat oder auch nicht vergiftet hat.
Aber weißt du was? Ich stelle das alles in meinen Blog und dokumentiere es für den Fall, dass die Menschen später meine ausgehungerte Leiche finden und Gerechtigkeit fordern. Die Vergeltung wird kommen, und zwar schnell und unbarmherzig.
LIEBER VICTOR
Na prima, die Klebezettel sind aus. Ich schreibe jetzt auf das Handtuch, das du heute Morgen auf dem Boden liegen gelassen hast, da bei uns offenbar aller Respekt vor Handtüchern verloren gegangen ist. Ich werde neue Klebezettel kaufen und esse bei dieser Gelegenheit im Laden auch gleich noch nicht vergiftete Cracker aus der Packung. Wenn ich zurückkomme, bin ich also wieder bei Kräften. Außerdem hat der Kater in den Flur gekotzt, aber ich wische das nicht auf. Mir reicht’s endgültig, Victor. Und dem Kater auch. Den wahrscheinlich du vergiftet hast.
LIEBER VICTOR
Ich verlasse dich zusammen mit dem Kater. Den Hund kannst du haben. Außerdem habe ich beschlossen, doch keine neuen Klebezettel zu kaufen, weil ich nicht mehr mit dir spreche. Ich schreibe diese Worte also auf dein Handtuch für die Hände. Du wirst nie wieder von mir hören.
LIEBER VICTOR
Der Hund begann zu winseln, als ich ihm sagte, er müsste bei dir bleiben, deshalb nehme ich ihn auch mit.
LIEBER VICTOR
Ja, ich hatte wirklich eine Tüte mit Hundeleckerli in der Hand, als ich ihm sagte, er müsste bei dir bleiben, aber ich glaube nicht, dass das mit seiner Reaktion etwas zu tun hatte. Außerdem haben wir keine Geschirrtücher mehr, dies ist also meine letzte Nachricht an dich.
LIEBER VICTOR
Also gut, du kannst den Hund haben. Ich wollte ihn ins Auto verfrachten und er hat mich vollgepinkelt.
Ihr beide habt euch verdient.
Ich schreibe das auf den Hund, weil es irgendwie passt. Außerdem konnte ich keine Styroporkugeln zum Einpacken des Weins finden, deshalb habe ich alles ausgetrunken. DU WIRST MICH SO WAHNSINNIG VERMISSEN, WENN ICH ERST WIEDER NÜCHTERN BIN UND AUFWACHE UND WEGFAHRE.
LIEBER VICTOR
Wow, also das … ist jetzt wirklich aus dem Ruder gelaufen. Als Friedensangebot schicke ich dir den Kater. Ich verzeihe dir, was du über meine Schwester an die Wände geschrieben hast, und vergesse einfach, was du über meinen »Riesenarsch« geschrieben hast (Kater bitte für Rest der Nachricht umdrehen), weil ich dich liebe und du mich brauchst. Wer hat dich sonst noch so lieb, dass er dir auf Katzen geschriebene Nachrichten schickt? Niemand, eben. Außerdem habe ich ein Foto von unserem Hochzeitstag ans linke Bein des Katers
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