Das italienische Maedchen
einiges aufzugeben. Auf keinen Fall würde sie ihn kampflos ziehen lassen.
»Carlotta, Carlotta, schau!« Marco Menici breitete die Zeitung auf einem der Tische im Café aus. »Da ist Rosanna mit Roberto Rossini.«
Carlotta lehnte den Mopp, mit dem sie den Boden des Cafés gewischt hatte, an die Wand und betrachtete das Foto über die Schulter ihres Vaters. Als sie die Worte unter dem Bild las, musste sie sich an der Rückenlehne eines Stuhls festhalten.
»Wer hätte das gedacht? Was für ein schönes Paar, findest du nicht? Stell dir nur vor, Carlotta, am Ende heiratet Rosanna den Sohn unserer besten Freunde!«
»Ja, Papà, das wäre wirklich eine Überraschung. Ich mache jetzt weiter. Es ist spät, und ich muss noch einkaufen.« Carlotta nahm den Mopp wieder in die Hand, während Marco in die Küche ging.
Als er draußen war, stöhnte Carlotta vor Schmerz auf. Roberto und Rosanna … »Nein! Das kann nicht sein!«
Später zündete Carlotta in der örtlichen Kirche eine Kerze für ihre Mutter an, kniete zum Beten nieder und kehrte ein wenig ruhiger zum Café zurück. Die Zeitungen druckten ständig Bilder von Roberto mit irgendwelchen Frauen; bestimmt war Rosanna nur eine von vielen, und langfristig würde die Beziehung sich wieder zerschlagen.
Wenn sie doch nur mit Luca hätte reden können! In der abgeschiedenen Welt seines Klosters in Bergamo hatte er das Foto mit Sicherheit nicht gesehen. Sie musste ihm schreiben, ihn um Rat bitten.
Carlotta ging in ihr Zimmer hinauf, holte einen Block und einen Stift hervor und begann zu schreiben.
Zwei Wochen später fuhren Roberto und Rosanna im Taxi zum Standesamt in Marylebone.
Roberto hatte nur Chris über die Verlobung informiert und die Trauung für halb zehn Uhr morgens organisiert, weil er hoffte, um diese Uhrzeit von weniger Leuten beachtet zu werden. Am Abend zuvor war ihre letzte Vorstellung in Covent Garden gewesen. In drei Stunden würden sie im Flugzeug nach Paris sitzen, und danach … würde er seine frisch Angetraute drei Wochen an einen geheimen Ort entführen, an dem die Papàrazzi sie nicht finden konnten.
»Die Luft ist rein.« Roberto half Rosanna aus dem Taxi, und sie hasteten die Stufen hinauf.
Drinnen erwartete Chris Hughes sie mit einem Lächeln.
»Rosanna, Sie sind wunderschön.« Er küsste sie auf beide Wangen und schüttelte Roberto die Hand. »Meine Sekretärin macht die Trauzeugin. Sie ist gerade auf der Toilette.«
Roberto nickte. »Wir wollen ein paar Wochen Ruhe, bevor die Zeitungen von der Hochzeit erfahren.«
»Klar. Da kommt sie ja.« Chris deutete auf eine junge Frau, die sich ihnen näherte.
»Danke, dass Sie uns Ihre Zeit opfern, Liza.« Roberto gab der jungen Frau die Hand. »Ich muss Sie um Diskretion bitten.«
»Natürlich. Ich finde das alles sehr romantisch.«
»Gut, fangen wir an. Ihr müsst einen Flug erwischen und ich auch«, sagte Chris.
»Guten Morgen. Würden Sie bitte mitkommen?«, begrüßte sie der aus seinem Büro tretende Standesbeamte.
Sie gingen zu viert in einen Raum, in dem sich ein Schreibtisch mit drei Reihen Stühlen davor befand. Der Standesbeamte bedeutete der Trauzeugin, dass sie sich setzen solle, und winkte Braut und Bräutigam heran.
Rosanna bedauerte es, dass niemand aus ihrer Familie und keiner ihrer Freunde diesen ganz besonderen Augenblick mit ihr teilen konnte. Roberto hatte darauf bestanden zu heiraten, bevor sie London verließen.
»Wir können später immer noch eine richtige Feier für alle Freunde und Angehörigen veranstalten, cara , aber jetzt will ich dir keine Gelegenheit geben, es dir anders zu überlegen oder dich von jemandem abbringen zu lassen.«
Luca, Papà, Carlotta, Abi, Paolo, Luigi … An sie dachte Rosanna, während sie den Worten lauschte, die sie vor dem Gesetz lebenslang an Roberto banden. Sie wusste, dass sie alle schrecklich betrübt sein würden, weil sie ihnen nichts gesagt hatte, doch das ließ sich nicht ändern.
Rosanna sprach dem Standesbeamten nach, während Roberto ihr aufmunternd zulächelte.
Dann steckte er ihr den Ehering an den Finger.
»Damit wäre die Trauung vollzogen«, erklärte der Standesbeamte strahlend. »Sie sind jetzt Mr und Mrs Roberto Rossini. Darf ich Ihnen als Erster gratulieren?«
»Danke.« Roberto reichte dem Standesbeamten die Hand. »Ich kann auf Ihre Diskretion vertrauen?«
»Selbstverständlich. Wenn ich ein Pfund für all die heimlichen Trauungen bekommen hätte, die ich vollzogen habe, wäre ich ein reicher Mann.
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