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Das italienische Maedchen

Das italienische Maedchen

Titel: Das italienische Maedchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucinda Riley
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dass ich hierherkomme, aber ich wusste mir nicht anders zu helfen.«
    »Du hast Don Giuseppe gesagt, dass es sich um einen Notfall handelt. Carlotta, wir haben nicht viel Zeit. Bitte erklär mir, was passiert ist.«
    »Du hast meinen Brief bekommen?«
    »Ja. Und ich habe dir geantwortet, dass du dir keine Gedanken machen sollst. Roberto ist kein Mann, der heiratet. Pech für Rosanna, dass sie sich mit ihm eingelassen hat, aber …« Luca verstummte, als er die Zeitung sah, die Carlotta ihm vor die Nase hielt.
    »Du hast dich getäuscht, Luca.« Sie sank auf den Stuhl zurück. »Was soll ich jetzt machen? Ich hätte Roberto schon längst von Ella erzählen sollen, dann säße ich jetzt nicht in der Klemme. Mamma mia , was habe ich nur getan?«, fragte sie schluchzend.
    »Das, was deiner Ansicht nach für dein Kind und deine Familie das Beste war. Du konntest nicht ahnen, dass so etwas geschehen würde.« Selbst Luca, der sonst so felsenfest an Gottes guten Willen glaubte, war ratlos. Er versuchte, logisch zu denken. »Wenn du es Rosanna beichtest, zerstört das möglicherweise ihre Ehe, bevor sie richtig begonnen hat. Wenn nicht, müssen wir beide das Geheimnis bis ans Ende unseres Lebens bewahren.«
    »Aber können wir das? Sie ist unsere Schwester. Nein, das geht nicht!« Carlotta ließ den Kopf hängen. »Bin ich für meinen Fehler nicht schon genug gestraft?«
    »Bitte versuch zu glauben, dass Gott für alles einen Grund hat.«
    »Ich gebe mir ja Mühe, Luca. Jeden Tag, den ich im Café arbeite. Ich lebe nur für Ella. Doch wenn ich mir vorstelle, dass sie vielleicht einmal das gleiche Leben führen wird wie ich, frage ich mich manchmal, ob es sich lohnt weiterzumachen. Die Schuld lastet schwer auf mir. Ich habe Ella, Papà und jetzt auch noch Rosanna getäuscht.«
    Da klopfte es an der Tür. »Ich komme gleich«, rief Luca und nahm die Hände seiner Schwester in die seinen. »Carlotta, ich muss los. Wahrscheinlich ist alles gar nicht so schlimm, wie es auf den ersten Blick aussieht. Wir beide sind die Einzigen, die Bescheid wissen. Rosanna kann es also nur über uns herausfinden. Manchmal ist es das Beste, die Geheimnisse der Vergangenheit für sich zu behalten. Unsere Schwester wird auch so alle Hände voll zu tun haben; sie hat einen … sehr schwierigen Mann geheiratet. Gut möglich, dass die Ehe gar nicht hält – natürlich wünsche ich ihnen das nicht. Vergiss nicht: Wenn Rosanna davon erfährt, müssen auch Roberto, Papà und Ella es erfahren.«
    »Ich soll also nichts sagen und tun?«
    »Nein. Ich denke, es ist das Beste so. Aber am Ende bleibt es deine Entscheidung.«
    Wieder klopfte es an der Tür.
    »Ich muss los.« Luca küsste Carlotta auf beide Wangen. »Zerbrich dir nicht den Kopf. Sag Papà und Ella liebe Grüße. Wie geht es ihnen?«
    »Gut.« Carlotta nickte. »Du und Rosanna, ihr fehlt uns.«
    »Ich weiß. Du musst auf dich achten. Carlotta, du siehst schmal aus, zu schmal. Gott sei mit dir. Ciao, cara .«
    Luca beobachtete durch ein Fenster, wie Carlotta mit hängenden Schultern durch das Tor des Priesterseminars hinausgeführt wurde. Die Verzweiflung war ihr deutlich anzusehen. Früher hatte er angenommen, dass Rosanna später seinen Schutz benötigen würde, doch jetzt schien es Carlotta zu sein.
    Nach vierundzwanzig Stunden in Paris bestiegen Rosanna und Roberto ein Flugzeug nach Korsika, wo Roberto am Flughafen von Ajaccio einen Wagen mietete. Außerhalb des Ortes herrschte wenig Verkehr; sie begegneten nur hin und wieder einem Bauern mit Eselskarren. Rosanna kurbelte ihr Fenster herunter, um hinauszusehen. Nach jeder felsigen Landzunge eröffnete sich ihnen ein neuer Blick auf versteckte Buchten und Strände. Weiter oben an den Hügeln wuchsen Olivenbäume, am Straßenrand Rosmarin und wilde Minze, deren berauschender Duft die warme Luft erfüllte.
    »Wie schön, Roberto«, schwärmte sie. »Und das Meer ist so blau.«
    »Ja, die korsische Küste ist wie die italienische, bevor die Touristen kamen. Vollkommen unberührt. Deswegen liebe ich sie. Hierher komme ich, wenn ich Ruhe und Frieden brauche.«
    »Wohin fahren wir?«, erkundigte sich Rosanna.
    »Wart’s ab. Lass dich überraschen.«
    Zwei Stunden später lenkte Roberto den Wagen zwischen einer Ansammlung weißer Häuser auf einen Hügel und bog in eine steile, von Kiefern gesäumte Straße ab, der sie ein paar Minuten lang folgten, bevor sie einen noch steileren und schmaleren Weg einschlugen. Am Ende befand sich eine hübsche

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