Das italienische Maedchen
ganzen Plan auf den von Roberto abstimmen soll.«
»Sie ruiniert sich die Karriere, bevor sie richtig begonnen hat«, tobte Paolo. »Sie hat so viel Talent …«
»Ich weiß. Aber betrachten Sie’s mal so, Paolo: Wenn Sie sie jetzt zur Schnecke machen, verlieren Sie sie vermutlich ganz. Wenn Sie aber ruhig bleiben und sie eine Weile mit Roberto glückliche Familie spielen lassen, kommt sie möglicherweise zur Vernunft.«
»Wollen Sie damit sagen, dass sie vor Liebe blind ist?«
»Es sieht so aus. Ich habe ihr gesagt, sie muss an der Scala singen, auch wenn Roberto sich weigert, dieses Jahr dort aufzutreten. Doch meine Argumente fallen auf taube Ohren. Wenn Sie mich fragen: Irgendetwas steckt dahinter, ich habe nur keine Ahnung, was.«
»Ich könnte Roberto wegen Vertragsbruch verklagen, aber an Rosanna komme ich, wie Sie sehr wohl wissen, nicht heran. Ihr Vertrag liegt auf meinem Schreibtisch, damit sie ihn bei ihrer Rückkehr unterschreibt. Damit hätte ich nie gerechnet … Ich scheine sie wohl doch nicht so gut zu kennen, wie ich dachte«, schloss Paolo enttäuscht.
»Natürlich könnten Sie Roberto verklagen, und vollkommen zu Recht. Aber wie wir beide wissen, ist Rosanna auf dem Weg, ein großer Star zu werden. Wenn Sie ihren Mann verklagen, werden Sie keine Chance mehr haben, die beiden zu einer Rückkehr an die Scala zu bewegen.«
Paolo seufzte. »Ich verstehe das nicht. Dahinter steckt bestimmt Roberto. Hört sich an, als hätte Rosanna den Verstand verloren.«
»Jedenfalls ist sie fest entschlossen, ihrem Ehemann nicht von der Seite zu weichen.«
»Glauben Sie, dass er sie liebt?«, fragte Paolo.
»Es sieht ganz so aus.«
»Meiner Erfahrung nach liebt Roberto Rossini nur sich selbst«, knurrte Paolo.
»Wer weiß? Noch einmal Entschuldigung für die schlechten Nachrichten. Lassen Sie es mich wissen, wenn ich irgendwie helfen kann, Ersatz für sie zu finden.«
»Ich melde mich.« Paolo knallte den Hörer auf die Gabel.
Am folgenden Morgen traf ein Brief aus London bei ihm ein.
Lieber Paolo,
inzwischen hat Chris Hughes Ihnen sicher gesagt, dass ich nicht nach Mailand fahren werde, um die Mimì zu singen. Es tut mir sehr leid, Sie, Riccardo und die Scala nach all der Unterstützung, die ich von Ihnen erhalten habe, zu enttäuschen. Paolo, ich kann Ihnen nicht erklären, warum, aber es ist uns beiden unmöglich, nach Mailand zu kommen. Die Loyalität meinem Mann Roberto gegenüber steht für mich an erster Stelle. Ich muss an seiner Seite sein. Wie Sie wissen, war die Mimì an der Scala immer mein Traum. Bitte glauben Sie mir: Mir bleibt keine andere Wahl.
Ich weiß, wie wütend Sie sind, und es tut mir schrecklich leid. Obwohl es der falsche Augenblick ist, mich bei Ihnen für alles zu bedanken, was Sie für mich getan haben, tue ich es. Ich würde mir aus ganzem Herzen wünschen, dass die Dinge anders wären.
Alles Liebe,
Rosanna
Paolo las den Brief noch zweimal. Nun war klar, dass nicht Rosanna dahintersteckte, sondern Roberto.
MET
NEW YORK
Du siehst also, Nico, dass unsere Ehe bereits stürmisch begann. Trotzdem zähle ich die beiden Jahre nach unserer Hochzeit zu den glücklichsten meines Lebens.
Wenn ich Dir eines wünsche, Nico, dann das, dass Dir einmal ähnliches Glück zuteilwird, wie Roberto und ich es damals fanden. Wir waren nicht nur als Paar unzertrennlich, sondern auch auf der Bühne. Wir sangen Puccini in London, Verdi in New York und Mozart in Wien und wurden zum gefeierten Mittelpunkt der Opernwelt. Unsere Liebe machte unsere gemeinsamen Auftritte zu einem Ereignis, und die besten Opernhäuser schlugen sich fast um uns. Wir waren auf drei Jahre ausgebucht.
Die Trauer darüber, nur in unserer Heimat nicht zu singen, verließ mich nie. Das war der Preis für unser Glück.
Und Roberto? Nico, wenn Du ihn damals hättest erleben können! Ich hätte mir keinen zärtlicheren und hingebungsvolleren Ehemann wünschen können. Er beschützte und förderte mich und liebte mich auf eine Weise, die seine früheren Bekannten fassungslos machte. Zugegeben: Er fällte die meisten unserer beruflichen Entscheidungen, die ich selten infrage stellte. Ich war einfach nur glücklich, mit ihm zusammen zu sein und zu singen, wo immer er wollte. Damals schien es, als hätte sich der alte Roberto tatsächlich ein für alle Mal verabschiedet. Die Liebe, meine Liebe hatte ihn verändert, für immer, glaubte ich.
Kurz nach unserer Hochzeit erwarben wir ein hübsches Haus im Londoner Stadtteil
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