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Das Jahr auf dem Lande

Das Jahr auf dem Lande

Titel: Das Jahr auf dem Lande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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machen und er solle sich doch nicht so über diese alte Mistgrube aufregen. Und zu sich selbst sagte sie, daß er nun einmal ein Schriftsteller sei und als solcher gewisse Schwächen habe. Sie ärgerte sich ein bißchen über ihn, aber dann erinnerte sie sich, wie aufopfernd er sie gepflegt und Bruce im Laden geholfen hatte. Nach einer Tasse Kaffee würde er schon wieder normal werden. »Es ist natürlich schade um das schöne Tal«, sagte sie besänftigend, »aber irgendwo müssen wir ja unseren Müll abladen, den wir nicht verbrennen können. Bei uns gibt’s keine Müllabfuhr wie bei euch in der Stadt.«
    »Aber dieses schöne Tal so zu mißbrauchen — das ist ja fast kriminell.«
    »Wie schmeckt dir der Kaffee? Komm, iß ein Biskuit. Es tut mir leid, daß du die Müllhalde gesehen hast, aber was sollen wir denn machen?«
    Verzweifelt sah er sie an. Dann erinnerte er sich, wie freundlich sie immer zu ihm war und daß sie kein leichtes Leben hatte. Natürlich hatte sie zuviel zu tun, um sich Gedanken über Umweltschutz zu machen. »Der Kaffee ist sehr gut... Warte, ich hole dir die Konservendosen herunter!« Und er half ihr, wie er es so oft in den zwei Wochen ihrer Krankheit und Rekonvaleszenz getan hatte.
    Der alte Junge hat sich seinen Kummer von der Seele geredet, und nun ist alles wieder in Ordnung, dachte Mavis. Künstlerische Menschen müssen sich eben ausdrücken, und es ist viel besser, wenn er sich bei mir über die Müllhalde beschwert, als wenn er einen Zeitungsartikel darüber schreibt.
    Aber er war seinen Kummer nicht losgeworden. Er fraß sich fest in seiner Seele. Auf dem Heimweg erzählte Adrian seinem Sohn davon, und Robert war wie er der Meinung, es sei ein Jammer, aber er stellte sich auf Mavis’ Seite. Was sollten die Leute denn sonst machen? Er selbst hatte ein Stück vom Haus entfernt eine tiefe Müllgrube, und wenn sie voll war, würde er eine neue ausheben. Nein, er würde das Zeug niemals in den Wald werfen.
    Diese Versicherung beruhigte Adrian ein wenig. Sein Sohn würde den jungfräulichen Wald nicht schänden. Doch das Gefühl der Befriedigung hielt nicht lange an, und kurze Zeit später schilderte er Christine in dramatischen Worten seinen Waldspaziergang, der an einem »Ort des Grauens« geendet hatte. Sie stimmte ihm zu, daß das sehr traurig sei, aber auf dem Land sei das nun einmal so üblich. »Wenigstens haben sie ihren Müll in einem versteckten Tal abgeladen und nicht am Straßenrand.«
    »Sie haben damit eines der schönsten Fleckchen auf Gottes Erde entweiht«, stieß Adrian erbost hervor. »Sie ruinieren den Wald, unseren Nationalstolz.«
    Christine bereitete das Abendessen vor und bemerkte achtlos, die Leute seien eben ungebildet und würden sich nicht den Kopf über die Umweltverschmutzung zerbrechen, ein Thema, das zur Zeit die Gemüter der Stadtbewohner und Journalisten so erhitze. Später sollte sie diese Worte bitter bereuen, denn damit war die »große Idee« geboren.
    Am nächsten Tag schlenderte Adrian glücklich durch den Wald hinter dem Haus, und dann teilte er seiner Familie das Ergebnis eines Denkprozesses mit. »Ich habe mir einige Gedanken über diese Müllhalde gemacht — und auch über deine Bemerkung von gestern abend, Christine. Diese Leute sind ungebildet, man muß sie unterrichten und ihnen Denkanstöße geben. Sie sind das Salz der Erde, wie wir alle wissen, aber sie sind es nicht gewöhnt, abstrakt zu denken. Es ist ihnen nicht bewußt, wie wichtig die Umwelt ist, in der wir leben. Sie erkennen auch nicht, was auf dem Spiel steht — nicht nur ihre Gesundheit, sondern auch die künftiger Generationen.«
    Jo verdarb die Wirkung dieser Rede, indem sie in Gelächter ausbrach. »Was hast du vor, Adrian? Wir kennen doch die Anzeichen. Immer, wenn du dich so gestelzt ausdrückst, hast du dir irgendeinen Unsinn ausgedacht.«
    Er warf ihr einen mißbilligenden Blick zu und fuhr fort: »Man muß den Leuten nur klarmachen, was sie bisher versäumt haben. Sie brauchen einen Mann, der ihre Gedanken in die richtigen Bahnen lenkt. Erst heute morgen habe ich mich gefragt, wie ich die zwei Monate, die ich noch hier verbringen werde, sinnvoll nutzen könnte. Nun weiß ich es. Ich habe erkannt, daß ich diese Menschen wachrütteln muß. Ich muß ihnen zeigen, welche Folgen ihr achtloser Umgang mit der Mutter Natur haben wird. Ich muß sie lehren, ein klügeres, gesünderes Leben zu führen.«
    Reines Entzücken lag in seinem Blick. Doch wiederum wurde die Wirkung

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