Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Jahr auf dem Lande

Das Jahr auf dem Lande

Titel: Das Jahr auf dem Lande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
Vom Netzwerk:
verdorben, und zwar durch Jos respektlose Bemerkung, er blicke so verklärt drein, als habe ihn ein göttlicher Ruf ereilt. Robert grinste nur und dachte: Der alte Knabe sieht sich nun als Apostel von Eldado. Mir soll’s recht sein, solange ihn sein neuer Spleen davon abhält, mir auf der Farm zu helfen... Jo fügte hinzu, Adrian würde die Leute schrecklich langweilen, aber sie würden es über sich ergehen lassen, weil sie ihn liebten.
    Christine brachte es nicht übers Herz, ihn auch so brutal zu enttäuschen wie seine Tochter, und so schlug sie vor: »Du könntest doch eine Versammlung einberufen, Adrian — oder einen Verein gründen.«
    Später, als ihre Kinder ihr Vorwürfe machten, verteidigte sie sich: »Was sollte ich denn tun? Er war so voller Feuereifer, und ich wollte ihn nicht kränken. Außerdem langweilt er sich.«
    »Und nun wird er seine gesamte Umgebung langweilen«, sagte Jo.
    »Nein, das glaube ich nicht. Sehr viel Zeit hat er ja nicht mehr. Er wird ein oder zwei Versammlungen einberufen, die Leute werden ihm geduldig zuhören, und wenn wir abgereist sind, werden sie alles wieder vergessen. Und außerdem finde ich es auch schrecklich, daß sie die schöne Landschaft mit ihrem Müll verschandeln.«
    »Glaubst du wirklich, daß Adrian irgendwas daran ändern kann?« fragte Robert. »Kannst du dir vorstellen, daß vielbeschäftigte Farmer nun plötzlich anfangen werden, Gruben für ihren Müll auszuheben?«
    »Und was sollen die Beltons und die Jacksons machen?« fügte Jo hinzu. »Sie haben im Dorf doch gar keinen Platz für Müllgruben.«
    Christine zuckte mit den Schultern. »Das kann ich nicht beurteilen, aber es schadet bestimmt nichts, wenn Adrian mal an das Gewissen der Leute appelliert.«
    Jo lachte und umarmte sie impulsiv. »Dir ist das doch völlig egal, solange Adrian nur glücklich und beschäftigt ist. Du bist eine Frau ohne Prinzipien.«
    Christine wußte, daß sie einen Stein ins Rollen gebracht hatte, aber sie hatte keine Gewissensbisse. Wie sie gesagt hatte, schaden konnte es nichts, wenn den Leuten vor Augen geführt wurde, was für ein Verbrechen sie an der Natur begingen. Adrian ging voller Enthusiasmus ans Werk. Er entwarf eine Anzeige für die Avesville-Zeitung und malte zwei große Plakate, die im Laden und in der Tankstelle aufgehängt werden sollten.
    Robert betrachtete die Kunstwerke skeptisch. »Ich werde wohl auch hingehen müssen, wohl oder übel. Wir Farmer sind alle gleich. Wir hassen Versammlungen, auch wenn es um wichtige Probleme geht wie Schafwoll- oder Butterpreise. Aber was glaubst du wohl, wie die Einheimischen auf die Einladung zu einer Versammlung reagieren werden, bei der über Umweltverschmutzung debattiert werden soll?«
    »Ich glaube, sie werden ein- oder zweimal kommen, weil sie Adrian gern haben«, meinte Jo, »und weil sie sich dazu verpflichtet fühlen, nachdem er sich während der Grippeepidemie so nett um sie gekümmert hat. Ja, ich bin überzeugt, sie werden sich Mühe geben, solange er noch hier ist.«
    »Und wenn er nicht mehr da ist, werden sie ihren Müll wieder in diesem Tal abladen wie zuvor. Sie werden natürlich ein schlechtes Gewissen dabei haben, und ein paar werden ihre rostigen Blechbüchsen auch irgendwo eingraben. Aber das wird ihnen bald zu mühsam werden, und dann wird wieder alles beim alten sein.«
    »Immerhin wird die Verschandelung des Waldes etwas hinausgezögert«, sagte Christine, »und euer Vater hat während der letzten zwei Monate seines Landlebens eine Beschäftigung.«
    Und er war tatsächlich vollauf beschäftigt. Er gab die Annonce auf, er überredete Bruce und Ted, die Plakate aufzuhängen, und sprach mit allen verfügbaren Dorfbewohnern über die Versammlung, die in vierzehn Tagen stattfinden sollte. Sie hörten ihm höflich zu, erklärten, es sei tatsächlich eine Schande, das schöne Tal so zu mißbrauchen, und beschlossen, die Ladungen zu vergessen, die sie dort während der letzten Monate deponiert hatten. Als er sie fragte, ob sie zu der Versammlung kommen würden, bejahten sie alle und verbargen ihren Widerwillen, weil sie ihn gern hatten. Natürlich würde es eine Qual sein, nach einem harten Arbeitstag an einem so überflüssigen Diskussionsabend teilzunehmen. Aber der Bursche hatte ihnen allen geholfen, als sie krank waren, also konnte man ihm diesen Wunsch nicht abschlagen.
    »Wenigstens werden sie alle kommen«, sagte er zu seiner Familie, »und wenn sie erst einmal alle versammelt sind, wird es mir auch

Weitere Kostenlose Bücher