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Das Jahr auf dem Lande

Das Jahr auf dem Lande

Titel: Das Jahr auf dem Lande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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gelingen, ihr Interesse zu wecken. Ich werde mir große Mühe geben mit meiner Rede. Ich will natürlich niemanden kränken, und ich habe gehört, daß manche Farmer sehr empfindlich sein können. Es wird auch schwierig sein, den richtigen Ton zu finden, der sowohl die Bewohner von Rangimarie als auch die kleinen Farmer anspricht. Die leben ja doch in verschiedenen Welten.«
    »Und die Maori?«
    Adrian mußte zugeben, daß er in dieser Hinsicht nur einen Teilerfolg erzielt hatte. Das Oberhaupt der Maori hatte ihm höflich zugehört und dann erklärt: »Niemand kann Ihre Gefühle besser verstehen als wir. Der Wald ist uns heilig, und wir ruinieren ihn auch nicht, so wie die Pakeha mit ihrem Müll. Aber das ist nicht unsere Sache. Natürlich verderben wir unseren Wald nicht; wir vergraben alle unsere Abfälle, die wir nicht verbrennen können, und lassen sie nicht einfach herumliegen. Aber was die Pakeha machen, geht uns nichts an.«
    Er zeigte Adrian sogar eine seiner Müllgruben, und der Schriftsteller war voll des Lobes. »Wenn die Pakeha nur auch so vernünftig wären! Wenn Sie zu unserer Versammlung kämen und ihnen erzählten, wie Sie das machen, wären sie sicher beschämt und würden Ihrem Beispiel folgen.«
    Die Einladung wurde abgelehnt — höflich, aber bestimmt. »Wir mögen und respektieren Sie, Mr. Medway«, sagte der Maori mit ruhiger Stimme. »Wir mögen und respektieren auch unsere Pakeha-Freunde in Eldado. Aber sie leben meilenweit weg von uns, und wir sehen sie fast nie. Seit zwei Generationen leben und arbeiten wir auf unsere Weise. Wir mischen uns nicht in die Angelegenheiten der Pakeha ein, und sie lassen uns in Ruhe. Es wäre eine Beleidigung, wenn wir nun zu dieser Versammlung kämen und ihnen sagten, was sie tun und lassen sollen. Wir würden es auch nicht dulden, wenn sie plötzlich zu uns kämen und uns Vorschriften machten. Wenn die Pakeha Schwierigkeiten haben, helfen wir ihnen. Fünf Männer aus meiner Siedlung haben im Maori-Bataillon gekämpft. Sie kämpften, um unsere Lebensform zu schützen — die Ihre und die unsere. Aber nun können wir unsere Prinzipien nicht ablegen, auch nicht Ihnen zuliebe. Wir wissen, daß Sie nur weise Entscheidungen treffen, und wir wünschen Ihnen viel Erfolg. Aber Sie dürfen nicht von uns verlangen, daß wir unsere Gewohnheiten aufgeben.«
    Adrian erkannte, daß es sinnlos wäre, weitere Argumente vorzubringen. Das würde der Maori als Impertinenz auffassen. »Aber Sie werden mir doch erlauben, den Pakeha zu erzählen, auf welche Weise Sie sich des Mülls entledigen, wie hygienisch und nachahmenswert Ihre Methode ist?«
    Der hochgewachsene Maori lächelte. »Seltsam, daß man nun ausgerechnet von den Maori Sauberkeit lernen will... Sie können den Pakeha natürlich erzählen, wie wir mit unserem Müll fertig werden. Aber die Ratschläge müssen von Ihnen kommen, nicht von uns.« Und dann lud er Adrian noch zu einem ausgezeichneten Abendessen ein.
    Mavis hatte ihrem Mann und den Jacksons schon erzählt, wie sehr sich Adrian über die »Entweihung des Waldes« aufgeregt hatte, und so waren sie nicht überrascht, als er mit seinen Plakaten ankam. Er bat sie, seine Kunstwerke an gut sichtbaren Stellen aufzuhängen und auch mit den Leuten darüber zu reden. Das versprachen sie, und da die Versammlung in der kleinen Gemeindehalle stattfinden sollte, die kaum einen Steinwurf weit von Tankstelle und Laden entfernt lag, versicherten sie auch, daß sie an dem bedeutsamen Abend erscheinen würden. Als er gegangen war, sahen sie einander an und lächelten. »Er ist ja ein netter Junge — aber daß diese Schriftsteller immer einen Elefanten aus einer Maus machen müssen«, meinte Ted.
    »Nun ja, wenn ihm soviel dran liegt, dann gehen wir eben hin«, sagte Bruce mit einem Seufzer. »Wir dürfen nicht vergessen, wie gut er zu uns war, und ewig wird er ja nicht hierbleiben.«
     
     

11
     
    A uch in Rangimarie wurde ausgiebig diskutiert. »Seltsam, daß wir uns an einer Debatte über Probleme beteiligen sollen, die uns gar nicht betreffen«, meinte James Holden. »Ich würde mich natürlich dafür interessieren, wenn es um Rindfleisch- oder Schafwollpreise ginge. Ich weiß nicht recht, ob ich mich da wirklich zeigen soll. Wir haben uns nie mit diesen Leuten abgegeben und sind immer sehr gut dabei gefahren. Und dieser eine Versuch eines Familienmitglieds, sich auf eine Ebene mit diesen kleinen Farmern zu stellen, hat ja zu einer Katastrophe geführt.«
    »Meinst du

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