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Das Jahr auf dem Lande

Das Jahr auf dem Lande

Titel: Das Jahr auf dem Lande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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etwa Beths Ehe?« fragte Cynthia erschrocken. »Also wirklich, James! Der junge Mann ist durchaus gesellschaftsfähig, und Beth scheint sehr glücklich zu sein. Sie bauen sich ein sehr hübsches Haus — natürlich kleiner als unseres, aber viel gemütlicher.«
    Holden erklärte streng, es gebe wichtigere Kriterien als die Gemütlichkeit einer Wohnküche, dann fuhr er nachdenklich fort: »Immerhin, Medway ist ein netter Kerl und ein Gentleman. Er hat seine Fähigkeiten während der Grippeepidemie unter Beweis gestellt. Und er zeigt viel Gemeinschaftssinn. Vielleicht sollten wir seinem Beispiel folgen, wenn es diesmal auch um eine relativ unwichtige Sache geht.«
    Die alte Mrs. Holden beendete die Diskussion, indem sie mit fester Stimme sagte: »Natürlich mußt du hingehen, James. Die Umweltverschmutzung ist nicht auf die leichte Schulter zu nehmen nach allem, was ich darüber gelesen habe, und es ist doch wirklich ein Skandal, daß die Leute ihren Mist einfach in den Wald werfen.«
    James runzelte unbehaglich die Stirn. Er hatte immer gehofft, daß seine Mutter nichts davon wüßte. Aber wenn zum Beispiel die Schafe geschoren wurden, waren alle Leute auf der Farm beschäftigt, außer ihm selbst, und von ihm konnte man natürlich nicht erwarten, daß er eine Müllgrube aushob. Einmal war die alte Grube plötzlich übergequollen, und er hatte eine geheime Besprechung mit dem alten Mac abgehalten. Am nächsten Morgen war eine Ladung von Dosen und Flaschen auf diese Müllhalde im Wald gewandert. Mac hatte das selbst erledigt, denn er war der einzige, der den Mund halten konnte. James hatte immer geglaubt, dies sei eine der wenigen Aktionen gewesen, die den Adleraugen seiner Mutter entgangen waren. Jetzt war er nicht mehr so sicher. Bei dem Wort »Mist« hatte sie ihm nämlich einen vielsagenden Blick zugeworfen.
    »Du hast natürlich recht, Mutter«, sagte er hastig. »Cynthia und ich werden hingehen, und ich werde auch mit Cyril und seinen Eltern reden. Sie kennen Medway zwar kaum, aber sie werden sicher meinem Beispiel folgen, wenn ich die Versammlung besuche.«
    Am nächsten Tag sagte Adrian zu Christine: »Ich habe Holden getroffen. Er wird auch kommen. Und wenn er kommt, kommen die Sylvesters auch.«
    Die Frage, ob auch Lester erscheinen würde, sprach man nicht einmal aus. Wenn es sich um ein Projekt Adrian Medways handelte und wenn Jo dort sein würde, konnte man fest mit der Anwesenheit des jungen Mannes rechnen. Plötzlich fand Christine, es sei nun an der Zeit, die Karten auf den Tisch zu legen — zum erstenmal, seit Jo erwachsen war. »Da wir gerade von Lester reden, Jo — was hast du eigentlich vor?«
    »Was für eine Frage! Was soll ich denn vorhaben?«
    »Weil du immer irgendwas vorhast, und diesmal waren die Anzeichen deutlicher zu erkennen als sonst. Du bist doch oft mit ihm zusammen, nicht wahr?«
    »Und wenn... Chris, was ist denn in dich gefahren? Du hast dich doch nie darum gekümmert, was ich tue, und jetzt bin ich fast dreiundzwanzig. Findest du nicht, daß du ein bißchen spät damit anfängst?«
    »Tut mir leid, Liebes, aber wenn du auch älter wirst, du wirst immer mein Kind bleiben. Und ich will nicht, daß du etwas tust, das du später vielleicht bereuen wirst.«
    »Worauf willst du eigentlich hinaus?«
    »Nun ja — Lester ist ein bißchen anders als die Jungs, die du erst eingefangen und dann wie gebrauchte Putzlappen weggeworfen hast. Er ist achtundzwanzig und ein lebenserfahrener, ernsthafter junger Mann. Aber er ist nicht frei. Er ist an die Farm gebunden, bis das Unternehmen wieder rentabel genug ist, um beim Verkauf einen guten Preis zu erzielen. Ich weiß, daß du ihn magst. Ich nehme sogar an, daß du ihn liebst. Aber könntest du dich damit abfinden, zwei Jahre in Rangimarie zu leben?«
    »Wir haben uns darauf geeinigt, gute Freunde zu sein. Chris — du warst immer fair und ehrlich zu mir, also will ich auch ehrlich sein. An dem Tag, als ich von der Leiter fiel, sagte mir Lester, daß er mich liebt. Da fällt mir übrigens ein, daß er mir gar keinen Heiratsantrag gemacht hat. Was für ein Versäumnis... Aber im Ernst, Chris, ich liebe ihn auch. Doch wenn ich mir vorstelle, daß ich zwei oder drei Jahre in Rangimarie ausharren müßte, vielleicht noch länger, wenn die Marktlage ungünstig ist, möchte ich am liebsten schreien. Ich weiß nicht, ob es mir das wert ist...«
    »Wenn du es nicht ein paar Jahre lang in Rangimarie aushalten kannst, dann liebst du ihn nicht, und je eher

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